Peter Tauber sah müde aus, als das letzte mal als General seiner Partei, der CDU, vor die Kamera trat. Ausgemergelt und ja, ich hoffe auch, dass aus dem „g“ ein „k“ wird.
Ausgemerkelt hat es sich noch lange nicht. Für Tauber schon, der noch magerer, als ohnehin schon in seinem nun folgerichtig zu großem Anzug aussah, wie Kinder im Schultheater, wenn sie Erwachsene spielen sollten. Weiterhin gute Besserung!
Als er vor vier Jahren antrat, war er Hoffnung für JU und Konservative in der Union. Jung, dynamisch, wertegebunden. Multikulti? Kein Erfolgsmodell. Einwanderung? Kontrolliert und nach unserem Bedarf. Energiewende? War vielleicht doch nicht die beste Idee. Islam? Natürlich kein Teil Deutschlands. Leitkultur? Ist mehr, als nur das Grundgesetz.
In den Jahren hat sich Tauber kaum Freunde gemacht. Seine ödipale Fixierung an Mutti und die damit verbundene Kritiklosigkeit ließen den Reserveoffizier wenig glaubhaft erscheinen. Das Speichellecken halte auch auf keine Erwiderung bei Merkel – denn als es darum ging, wer das Wahlprogramm schreiben sollte, wählte sie Altmeier und nicht den Generalsekretär.
Ihm nachfolgend wählten die CDU Deligierten Annegret Kramp-Karrenbauer als neuen Generalsekretärin. „Die Karre“, wie sie im Folgenden genannt werden soll, gab für diesen Posten ihr Ministerpräsidentenamt auf. Im Saarland. immerhin. Sie soll es richten. Und Merkel folgen, wenn es nach der Kanzlerin geht.
Es ist erstaunlich, was bereits genügt, um als konservativ zu gelten. Bei der Karre reichte ihre Haltung zur Homoehe. Dagegen war sie, klar. Weil Ehe als Bund von Mann und Frau gelte. Sie kennen die Argumente.
Nun habe ich für die Diskusson über die sog. „Ehe für alle“ keine besonderen Emotionen. Die Antwort ist so selbstverständlich, wie sie symbolisch ist: Natürlich dürfen Homos heiraten und damit die gleichen Rechte erhalten. Wie sie es am Ende nennen, ist nicht entscheidend.
Und doch und das ist typisch für den deutschen Konservstismus, gilt ein „Nein“ zur Homo-Ehe als Bekenntnis zu konservativen Werte. Dabei gibt es genügend Gründe, die Öffnung der Ehe für Gleichgeschlechtliche als genau ein Argument für diese Werte zu sehen.
Die Ehe, und damit verbunden die Familie, gilt als Keimzelle von gesellschaftlichen Lebens. Das stimmt. Der Staat kann niemals diese Wärme, Zuneigung und Solidarität ersetzen. Die Tatsache, dass genau das zwei Menschen gleichen Geschlechts erfüllen kann, mag dem einen oder anderen aus ästhetischen Gründen nicht gefallen. Es konterkariert jedoch nicht den Wert von Ehe oder Familie.
Das hieße ja, dass eine Einheit zweier gleichgeschlechtlicher Menschen niemals den Status, sprich Wertigkeit und Anerkennung des heterosexuellen Pendant einnehmen könnte. Und das ist im Kern Unfug, weil es nicht begründet ist.
Mir scheint es, dass die Hetero-Ehe als letzte heilige Kuh herhalten muss, um den eigenen Konservatismus nach außen zu tragen. Dabei gibt es, bis auf einen losen Verweis auf das Grundgsetz, keine rationale Begründung für ein „Nein.“
Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins beschrieb den Sachverhalt in seinem Buch „das egoistische Gen“. Verpartnerte Homosexuelle verkleinern nicht, wie die besonders Einfältigen unter uns behaupten, den Bestand der Menschheit, weil sie sich nicht fortpflanzen können. Nein, sie sind für den familiären Verbleib von Vorteil.
Schwule Onkel oder Tanten, so Dawkins, leben in ihrer familiären Funktion (im Normalfall) eine liebende Beziehung vor – was dem Kind, dem Neffen oder der Nichte als Vorbild dient. Doch noch wichtiger ist die Tatsache, dass der Homo-Onkel oder Tante in der Regel keine Kinder hat und sich dadurch verstärkt der Nichte widmen können.
Wenn man das Wort „Keimzelle“ als reinen biologistischen Begriff verwendet, hätten die Kritiker recht. Dann sollte man aber passendere biologische Begriffe wählen wie „die Ehe ist Gebärmutter, Eileiter, Samenstrang, Sperma und Penis der Gesellschaft“.
Daher kann natürlich auch ein gleichgeschlechtliches Paar Keimzelle der Gesellschaft sein. Auch im Sinne des Elternbegriffs, da eine Adoption möglich ist.
Von Geert Wilders bis David Cameron haben Leute vorgemacht, dass man nicht trotz, sondern wegen ihres Konservatismus für die Homoehe sein kann. Jens Spahn in Deutschland tat das ebenso.
Peter Tauber stimmte übrigens für die Öffnung.