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„Nie wieder Auschwitz 2019“ – Den Judenhass von heute bekämpfen

You never really get the smell of burning flesh out of your nose entirely, no matter how long you live

In Landsberg angekommen, wurde für die Easy Company das Unbefreifbare sichtbar. Durch Zufall entdeckten die wackeren und teils blutjungen GI’s in einem Waldstücks das KZ Kaufering IV. Es war 1945. Die uniformierten Nazis sind längst ausgeflogen und die in zivil, die Helmuts, Walters, die Waltrauds und Irmas, sie schwiegen und drückten ihre Augen ganz fest zu. So beschreibt es das Serien- Meisterwerk „Band of Brothers“ in der Folge „why we fight“. Die Helmuts hätten den Rauch sehen können, denn die SS steckte das Nebenlager von Dachau in Brand, während die Gefangenen eingesperrt waren. Stunden später erreichte die Easy Company den Ort des Grauens. Nur wenige überlebten.

Vier Monate zuvor befreite die Rote Armee Auschwitz. Das war vor 74 Jahren. Und vier Monate länger mussten die Gefangenen in und um Dachau noch ausharren. Am 27. Januar gedenken wir. Ich gehöre nicht zu denen, die meinen, es sei jetzt mal gut mit dem Erinnern. Nein. Auschwitz wird nie gut sein. Es ist das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und jeder von uns ist verdammt, in Demut und Trauer an diese Zeit zu erinnern.

Ich glaube nicht, dass Frau Knobloch sich und der jüdischen Community einen Gefallen getan hat, als sie im Maximilianeum sprach und die AfD heftig anging. Ich glaube aber vor allem, dass es den Juden überlassen ist, wie sie dem präzedenzlosen Schicksal ihres Volkes und deren Befreiung gedenken. Eine Partei, die es kaum hinkriegt, sich von den Extremisten in den eigenen Reihen zu distanzieren, ist der denkbar schlechteste Ratgeber hierfür. Was folgte war der übliche inszenierte Opferkult, der schäbiger nicht sein könnte. Ein Abgang beleidigter Fratzen, während eine Jüdin spricht, die nur durch Zufall und dem dazutun der Heldin Kreszentia Hummel nicht ins KZ Theresienstadt deportiert wurde, also genau aus dem Grund, warum sie heute spricht. Hätten die Funktionäre noch einen Funken innerer Hygiene und moralischen Kompass, sie hätten sich auf die Lippen gebissen und wären ausgeharrt. Wahrlich ekelig wurde es dann auf Twitter. Nicht wenige sprachen Frau Knobloch ihr Jüdischsein ab. Frei nach Hermann Göring, zu dem ich zum Ende noch kommen werde: „Wer Jude ist und wer nicht, das bestimme immer noch ich.“

Dennoch hat das Erinnern der Deutschen, ein Volk, dass ihr Holocaust-Mahnmal feiert („Die Welt beneidet uns um dieses Denkmal!) etwas erschreckend eindimensionales. Man wird nicht müde, „Nie wieder Auschwitz“ zu proklamieren; wer es sportlich nimmt, der fügt noch ein „Nazis raus“ hinzu. Meint man mit „nie wieder Auschwitz“ lediglich den physischen Zustand der Nazikammern, so darf aufgeatmet werden. Auschwitz wird nicht wieder eröffnet und Juden, wie Zigeuner, Homosexuelle und Dissidenten werden nicht mehr vernichtet. Doch heute, 2019, sehen Juden anderen Herausforderungen entgegen. Ihr Staat, einst eben wegen Auschwitz gegründet, steht unter Dauerbeschuss. Aus Frankreich verschwindet Stück für Stück jüdisches Leben. In Malmö, Schweden, das Land, das einst den Willkommenskult pflegte, wie wir, werden Juden vertrieben. Antisemitismus nimmt in Europa zu.

Deutschlands Zuneigung verstorbener Juden hat etwas zutiefst unmoralisches und gratismutiges. Unmoralisch, weil man toter als tot nicht sein kann und als Verstorbener sich wenig von Solidaritätsbekundungen kaufen kann. Gratismutig, weil es simpel ist, „Nazis raus“ zu krakeelen, während es kompliziert wird, andere Formen, wie linken Antisemitismus oder muslimischen Antisemitismus anzusprechen. Und ja, beide gibt es. Der eine impliziter, der andere ganz offen. Und so hart es klingt: Juden müssen in Deutschland weniger Furcht vor der AfD haben, die im Zweifel Juden für eine sogenannte und freilich fragwürdige Solidarität mit Israel einspannen. Laut einer Befragung von Opfern gehen 80% aller Gewalttaten von Muslimen aus, was wenig wundert, wenn man die Zahlen betrachtet, welche Menschen aus welchen Ländern Antisemiten sind. Die Statistik, die gebetsmühlenhaft vorgetragen wird, dass mehr als 90% der Straftaten rechts kämen, ist nachweislich falsch. Sie verschleiert das Problem. Sie ist die beruhigende Nebelkerze von Gutmenschen für Gutmenschen. Antisemitismus kommt aus allen Poren und Ritzen. Je ideologischer und je kollektivistischer die Ideologie ist, desto stärker wird der Hass auf Juden. So ist die Mutter des Antisemitismus der christliche Antijudaismus. Der linke Antisemitismus entsprang aus dem Marxismus, der rechte Antisemitismus beruft sich auf den Rassismus und der muslimische Antisemitismus auf ihren Propheten selbst.

Während bekanntermaßen der Widerstand gegen das dritte Reich um so mehr zunimmt, je länger die Kapitulation zurückliegt, kämpfen lebende Juden um Aufmerksamkeit und für Schutz. Doch was sie vorfinden ist eine deutsche Bevölkerung, die im Kern skeptisch gegenüber sie und ihr Land ist. Und während die deutsche Scham ob des Holocausts in ein „nie wieder Täter“ mündete, entwickelte sich unter den Juden das exakte Gegenteil: „Nie wieder Opfer.“ Beide Credos haben ihre Berechtigung und beide kollidieren in ihrer Haltung. So sehen Deutsche den hoch militarisierten Staat Israel als höchst skeptisch an. Viele Juden können indes nur den Kopf schütteln, aufgrund der aus ihrer Sicht wenig wehrhaften Justiz und Polizei. Und manch einer fragt sich, warum gerade Deutschland nun so viele Antisemiten ins Land lässt. Nun ist Skepsis gegenüber Israel noch lange kein Antisemitismus. Es darf jedoch hinterfragt werden, warum ein Land der Größe von Hessen immer wieder im Fokus steht, warum sich das Wort „Israelkritik“ etabliert hat, nicht aber „Chinakritik“, „Irankritik“, oder Saudi-Arabienkritik“, drei zweifellos undemokratische, diktatorische Länder.

Und so ist mein Erinnern an die Befreiung mehr ein Blick nach vorne. „Nie wieder Auschwitz“ heißt „Nie wieder Hisbollah“, „nie wieder RAF“, „nie wieder Hamas“, „keine iranischen Aggressionen“ und „kein importierter Antisemitismus“. Wir haben schon genug ansässigen Judenhass, Ein Ideologie, wie der Islam, der nicht nur Frauen und Schwule verachtet, sondern auch Judenmord legitimiert, ist abzulehnen und zu entmachten.

Nachdem die Easy Company die Überlebenden aus Landsberg versorgt hatten, wurden sie nach Berchtesgaden versetzt, wo sie leerstehende Villa von Hermann Göring vorfanden. Kurze Zeit später wurde er gefasst. Ein Jahr später starb er in seiner Zelle in Nürnberg. Suizid.

Es ist Zeit, dem Gedenken Taten folgen zu lassen und die Judenhasser von heute zu bekämpfen. Göring ist tot.

Es kann nur ein „nie wieder Auschwitz“ geben, welches Kern projüdisch und proisraelisch ist. Das sollte der kleinste gemeinsame Nenner für liberale Demokraten sein.

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Nachts sind alle Eichhörnchen rot(h) – Eine grüne Dystopie

„Ein Tag zum Helden zeugen!“, denke ich mir, als ich in die Sonne blicke, natürlich mit Sonnenbrille. Nachdem ich ein paar mal blinzle, sehe ich ein Eichhörnchen, nicht weit von mir auf einem Ast. Wir blicken uns an, ich lächle scheu und ich bilde mir ein, das Tierchen erwidert dies, ehe es in den Weiten der Baumkrone verschwindet. Unweigerlich muss ich an Claudia Roth denken. Sie sagte immer, dass sie gute Börek machen kann. Ich habe nie einen probiert.

Ich mache mich auf und gehe zu einem Kaufmannsladen, denn ich habe Glück gehabt. Einmal im Monat werden vom Bundesamt für korrekte Ernährung (BfkE) Fleischmarken verlost, die man dann in ausgewählten Demeter Bioläden einlösen kann. Am Ende stand ich als einer von stolzen anderen 200 Menschen fest. Und so holte ich mir voller Freude meine 250g Hühnerbeine für 1999999,99 Euro. Ja, ja. Die Preise wirken so hoch. Aber dafür bekommen wir auch mehr Grundeinkommen. Es gleicht sich also aus. Ich öffne meinen Geldkoffer und bezahle.

Das wird ein Festmahl und eine Überraschung, denn ich habe meinem Partner nichts erzählt. Hihi.

Weniger schön ist, dass ich in wenigen Monaten 50 Jahre alt werde. Nicht nur der Tatsache, dass kaum einer gerne altert, ist es auch so, dass das Stimmrecht ab diesem Tag halbiert wird. Für weiße Männer, versteht sich. Herren mit dunkler Hautfarbe können auf Antrag beim Bundesamt für korrektes Wählen (BfkW) auf Verlängerung stellen. Voraussetzung ist, dass wenigstens 25 Frauen, die sich nachweislich nicht kennen, bescheinigen, dass der Mann kein Sexist ist.

Hintergrund dieser Grenze: Es hat sich gezeigt, dass Männer ab 50 Jahren schlicht falsche Entscheidungen getroffen haben. Viele ältere Menschen erinnern sich an den Brexit oder an die Wahl eines Donald Trumps. Nachdem die Grünen im Jahr 2025 erstmals den Kanzler stellten, wurde dieses Gesetz Schritt für Schritt verwirklicht. Der damalige Regierungschef Robert Habeck hat dafür eigens seinen Twitter Account reaktiviert. Mit Vollendung des 65 Lebensjahr, dieses Gesetz wurde im vergangenen Monat beschlossen, erlischt das Wahlrecht für Männer in Gänze. Es wird schade sein für mich, aber ich glaube, es ist besser so. Der weiße, alte Mann hat uns nichts als Ärger gebracht.

Wir schreiben das Jahr 2038 und Claudia Roth wurde zum 3. mal zum Bundespräsidenten gewählt. Da dieses Amt inzwischen nur Frauen bekleiden dürfen, so lange, bis exakt so viele Frauen, wie Männer das höchste Amt im Staat bekleidet haben. Seit Gründung des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Und die Wahl war einfach. Niemand sonst hat Verve und Beliebtheit, die Kraft und die Freude, dass Temperament, die Schönheit und Schläue, um das höchste Amt der Republik auszufüllen. Aufgrund dieser unumstrittenen Tatsachen wurde die Begrenzung auf zwei Wahlperioden auf neun verlängert. Eine der vielen wichtigen Reformen von Grün-Grün.

Zwar hätte Bündnis 90/die Grünen nach der letzten Wahl auch alleine regieren können, bei rund 51% war die Mehrheit da. Aber als Symbol des Zusammenhalt schlossen sie eine Koalition mit dem Wahlbündnis „Muslime seid Brüder!“ kurz MsB. Es ging um nicht mehr als Zeichen setzen. Wir alle, die MsB vorne weg, sind sich sicher. Ein solcher Anschlag wie vor zwei Jahren auf insgesamt 15 Wintermärkte in Deutschland, bei denen rund 500 Menschen starben, darf sich nicht wiederholen. Und MsB Ehrenvorsitzender und ehemaliger Innenminister Adam Mazyek brachte es unlängst in seiner stets empathischen Art auf den Punkt:

Heute trauern wir. Aber wir lassen uns auch nicht einschüchtern, denn eines ist klar: Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Wir dürfen jetzt den Rechten nicht das Feld überlassen! Dieser Anschlag ist Wasser auf die Mühlen der AfD! Daher rufen wir auf eine gesamtdeutsche Großdemo „gegen Rechts“ auf. Ich habe schon mit meinem Freund Campino telefoniert. Er war sofort dabei.

Ich fahre also mit meiner Delikatesse, die ich krampfhaft in den bloßen Händen halte (Seit 2030 dürfen Geschäfte auch keine Papiertüten mehr verkaufen, höchstens Jute Beutel für einen Festpreis von 2499999,99 Euro und ich hatte leider keine Tragemöglichkeit dabei) mit der U-Bahn nach Hause. Es ist ein Segen, dass die grün-grüne Regierung allen Städten auferlegt hat, dass der ÖPNV kostenlos zu sein hat. Kleiner Nachteil: Hier in Nürnberg fährt die U-Bahn nur noch stündlich und am Wochenende gar nicht. Muss man sich eben die Zeit einteilen. Und so stelle ich mich in das Abteil, in dem noch Platz ist. Sitzmöglichkeiten gab es früher, leider wurden diese aufgrund von Vandalismus schließlich ganz abgeschafft. Ist auch besser so, denn so passen mehr Menschen in die Wagons.

Manchmal passiert es, dass die Bahn einige Minuten oder Stunden stehen muss. Das kommt einerseits daher, dass die Führerwägen teils veraltet und defekt sind. Hauptgrund sind jedoch sogenannte „Positive Mikroshutdowns“. Das geht so: Da Deutschland seit 2030 nur noch auf erneuerbaren Energien setzt, kann es sein, dass der ÖPNV, gerade in Süddeutschland, nur unzureichend mit Strom versorgt werden kann. Aber heute ging ja Wind und die Sonne scheint immer noch! Ich freue mich auf das Essen.

Als ich an der gewünschten Haltestelle angekommen bin, laufe ich an einem verwahrlosten Haus vorbei, wo gerade ein Mann abgeführt wird. Ich kenne ihn. Es ist Herr Walk, der einst eine große Metzgereikette besaß. Als die Politik das „Gutes Essen Gesetz“ verabschiedete, in denen der Fleischkonsum strikt rationiert wurde und die Fleischsteuer eingeführt wurde, eine zusätzliche Umsatzsteuer auf alle tierischen Produkte von 35% bzw 75% bzw 125%, musste er die meisten Filialen schließen. Und als dann das Gesetz „Hallal für Alle“ seinen Weg in die Bücher fand, bei dem der Verkauf von Schweinefleisch zur Freiheitsstrafe führen kann, tauchte Walk unter. Man munkelt, dass er eine Schwarzmetzgerei mit eigener Schlachtung betrieb. Eklig. Das ist wohl nun wohl vorbei.

Gut möglich, dass dies auf die Initiative „Die Wahrheit kann so schön sein“ zurückzuführen ist. Hierbei wurde eine neue Behörde erschaffen, die sowohl dem Justiz-, als auch dem Innen-, und Verteidigungsministerium unterstellt war, die sich Ministerium für alternativlose Fakten (MfaF) nennt. Aufgrund dieser Initiative muss jeder Bürger eine entsprechende App installiert haben, in der man gesetzes- so wie gesinnungswidriges Verhalten (der Strafbestand der Gesinnungswidrigkeit wurde bereits 2023 ins Strafgesetzbuch aufgenommen) von Bürgern melden kann. Einfach Name, Adresse aufnehmen, am besten mit Foto. Zur Belohnung bekommt man ab einer bestimmten Punktzahl Zugang zu lukrativen Behördenjobs, oder aber Gutscheine für Fleisch.

Ein Freund kommt mir entgegen und grüßt mich lächelnd. „Na du hast aber gute Laune“, entgegnete ich ihm. Ein Hühnerbein entgleitet mir. Er hebt es auf und reicht es mir.

„Ja, ich habe endlich Arbeit!“. Mein Freund ist Ökonom und war zeitweise Mitglied der verfassungswidrigen FDP, ehe er von dem Berufsverbot erfasst wurde. Aufgrund des Antikapitalismus und den Kampf dafür, wurden viele Gesetze erlassen. Man darf zum Beispiel nicht mit Kapitalisten verkehren. Leute mit offensichtlich israelischen Namen, denn da sitzt ja das ganze Kapital, müssen sich Gesinnungstests unterziehen.

Ich erwidere ihm, dass es mich freut und frage, wo er denn nun untergekommen ist.

„Ich bin jetzt Lehrer. Physik und Latein. Und Moral, klar, muss jeder machen. Konzentriertes Primärfach. Ich wurde eben noch vereidigt. Das war aufregend! Unsere bayrische Landesmutter, unsere Katharina Schulze war live dabei! Und ganz ehrlich, sie ist genau so nett, wie im Fernsehen. Du. Ich muss weiter. Morgen beginnt meine erste Stunde und ich muss noch ein bisschen vorbereiten. Man sieht sich!“

Ich wollte ihn noch fragen, wie er zu Physik und Latein kommt. Ich kann mich nicht erinnern, dass er zu den Disziplinen einen besonderen Bezug hätte. Aber bestimmt hat er einfach noch mal studiert. Ich freue mich, dass er Arbeit gefunden hat. Gerade im Staatsdienst. Da ist es noch sicher! Offensichtlich werden wieder Männer eingestellt, nachdem die Quote von 50% Frauen oder ähnliche Geschlechter doch sehr schwierig zu erreichen war.

Ich finde es gut, was der Staat erreicht hat. Eine Staatsquote von 70% bescherte uns in den letzten Jahren einen properen Zuwachs an Wohlstand. Das bedingungslose Grundeinkommen, was gerade wieder erhöht wurde, sorgt dafür, dass wir mehr konsumieren können. Das sorgt wieder für mehr Beschäftigung. Warum sind die Politiker nicht früher darauf gekommen? Und seit dem die Arbeitslosenzahlen nicht mehr veröffentlicht werden, sinkt laut Regierung die Zahl der Arbeitslosen.

Ja, es stimmt schon. Es gibt weniger Geschäfte und ja, manchmal habe die keinen Kaffee, oder Milch. Aber darf ich ehrlich sein? Dieser ganze Konsumwahn hat uns krank gemacht. Überall immer das neueste, schnellste, schönste. Gesund war das nicht. Und dann noch dieser ewige technische Fortschritt. Und die Strahlen, hör mir auf! Ich habe mit meinem Nachbarn gemeinsam eine Rohrpost gebaut. So können wir kommunizieren und, wir haben auch noch Spaß dabei. Kaffee hat mir nie geschmeckt. Ja.

Ich laufe ein wenig weiter. Immer wieder kommen mir Menschen entgegnen und fragen nach Geld. Eine Ungeheuerlichkeit, angesichts der Tatsache, dass der Staat doch alles tut für uns. So viel gab noch keine Regierung für uns Bürger aus! Eine Frau mit kaum mehr Zähnen und abgewetzten Klamotten zerrt an meinen Hühnerbeinen. Ich schlage sie mit meinem Geldkoffer. Sie klappt zusammen wie ein Butterfly. Ich gehe. Blöde Kuh. Wie könnte sie überhaupt ohne Zähne das Fleisch verspeisen?!

Ich überlege, ob ich noch einen Abstecher mache und durch den herrlichen Basar laufe. Ich entscheide mich dagegen. Der Magen knurrt und diese Hühnerbeine sehen köstlich aus! Ich komme an einem Restaurant vorbei mit gesprungenen Fensterscheiben. Es hat seit kurzem geschlossen und heißt Tel Aviv-Jaffa. Der Name lässt unschwer erahnen. Juden. Ich habe gar nichts gegen diese Leute. Gibt ja nicht mehr viele und die paar fallen nicht auf. Immer wieder höre ich über Übergriffe von Besserdeutsche auf Juden, was von der Regierung dementiert wird. Es sind die Nazis, die den Juden jagen. Die Besserdeutschen nicht. Im Gegenteil. Im Koran steht ausdrücklich, dass Juden zu mögen sind. Glaube ich zumindest. Jedenfalls schade, dass sich das Restaurant nicht mehr rentiert hat. Hat wohl nicht sollen sein.

Als ich zu Hause bin freut sich mein Partner sakrisch über die Hühnerbeine. Ich setze mich vor den Fernseher. Private Sender wurden 2030 aufgrund des Gesetz für „Hochwertige Unterhaltung und gesinnungskonformer Nachrichten“ vom damaligen Minister für Medien mit Haltung, Klaus Kleber, durchgesetzt.

Ruhe. Ich mache den TV an und sehe eine Rede von Claudia Roth, die auf allen Kanälen übertragen wird. Trotz ihres Alters hat sie kein bisschen an Anmut und Intellekt verloren. Ich lausche gespannt:

„Wir möchten heute Inne halten. Wir möchten an jemanden erinnern. Ich möchte an jemanden erinnern. Jemand, der dieses Amt der Bundespräsidentin auch einmal ausfüllte. Davor war sie Kanzlerin. Sie hat unser Land geprägt. Heute vor zwei Jahren verstarb Angela Merkel. Sie begann etwas, was wir damals „Willkommenskultur“ nannten. Heute heißt es „Toleranzpflicht“. Eine Pflicht, die wir gut und gerne erfüllen. Wir sind noch lange nicht am Ende. Und eines noch…“ Claudia stockt der Atem und eine Träne kullert an ihrer Wange entlang, verfängt sich doch in einer Falte. „Angela…. du fehlst.“

Auch ich kann mir das Weinen nicht verkneifen. Claudia, das hast du toll gesagt!

Nach dem Essen, das vorzüglich schmeckt, schaue ich weiter StaatsTV. Neben Tatort läuft eine Dokumentation über Eichhörnchen. Wie schön. Diese agilen und frechen Tierchen! Noch ehe ich mich freuen konnte, kam die kurze Warnung. „In 60 Sekunden beginnt der positive Mikroblackout, der voraussichtlich bis 23 Uhr andauern wird.“

Macht ja nichts. Ich wollte eh schlafen und heute, ja, da habe ich doch schon ein Eichörnchen gesehen. Ich möchte es Angela nennen. Oder Claudia? Vielleicht sehen wir uns ja wieder. Ich schlafe ein.

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Der eingebildete Grüne – Habecks Abschied vom Fußvolk

Nach vier Aufführen verstarb der Moliére, noch im Kostüm des Argan, die Hauptrolle, nur wenige Stunden nachdem die Zuschauer zu seinem eigenen Stück und seiner spielenden Kunst applaudierten. „Der eingebildete Kranke“ ist besser als sein unter Schülern Ruf und ja, ich muss es wissen. Ich durfte ihn lesen.

Das Stück handelt von einem Mann, der sich allerlei Krankheiten einbildet. Ein Hypochonder, wie er im Buche steht. Eine wichtige Quintessenz des Stückes, ich fasse mich kurz, ist das Lachen über Argan. Er ist komisch und tragisch, denn verfolgt er mit seinem Spiel einen bestimmten Zweck. Er will, dass seine Tochter den Mediziner heiratet; aus rein egoistischen Motiven. Für einen Hypochonder ist es praktisch, einen Arzt in Griffweite zu haben. Vielleicht fühlt sich der eine, oder der andere Leser angesprochen.

Nun wäre es vermessen, Robert Habeck mit Argan zu vergleichen, ist doch letzterer fiktiv. Doch die Farce des obersten Grünen erinnert an die Farce von Moliére, mit dem Unterschied freilich, dass Habecks Verhalten, wenn überhaupt ganz unfreiwillig komisch wirkt. Was ist passiert?

Herr Habeck verunglückte ein Video , das Wahlkampfhilfe für seine Partei in Thüringen sein sollte. Er forderte die Grünen zu wählen, damit „Thüringen ein offenes, liberales (…) demokratisches Land wird.“ Ok. Ich denke, Thüringen ist wenigstens so demokratisch, wie Bayern, Schleswig-Holstein oder Hamburg. Und ob es weniger „offen“ sei, oder liberal, was auch immer er damit meint, oder ob Thüringen das erst werden muss, sei dahin gestellt. Ich denke ja nicht. Es ist die oft gesehene Arroganz nicht weniger Westpolitiker an die neuen Bundesländer. Der Talking Point dieser Aussagen ist: „Wir Wessis sind immerhin mit der Demokratie aufgewachsen. Ihr dagegen wart quasi Diktatoren. Also jetzt schaut mal, wie toll wir das in Schleswig-Holstein so machen. Seid mal offen, werdet grün und bunt!“

Dass Thüringen einen höheren Wohlstand erwirtschaftet hat, als viele Westländer, zum Beispiel wie Schleswig-Holstein, und dass sie inzwischen Draufzahler im Länderfinanzausgleich sind, geschenkt. Doch das interessiert den schönen Robert nicht.

Ok, werden Sie sagen, vielleicht denkt es ja nicht so im Habeck. Vielleicht hat er das ja alles nicht so gemeint. Wenn das so sei, okay, dann müsste er sich entschuldigt haben, denn Fakt ist: Menschen aus Thüringen, die offen, demokratisch und liberal sind, trifft dieses Video. Das Gute ist, Robert hat sich geäußert, in seinem Blog. Er bezeichnet zwar das Video in einem Teil als Fehler, doch dann macht er etwas anderes, für mich plumpes, für viele Medien die Offenbarung ihres neuen Heldes. Habeck eröffnet einen Nebenkriegsschauplatz, den er zu Beginn des Blogeintrages bereits mit Emotionen angeködert hat. Er macht das, was man Nebelkerzen nennt und sie werden erstaunt sein, wer sich alles beeindrucken ließ. Habeck schreibt:

Noch mal langsam: Habeck postet ein Video, das Anlass zur Kritik gibt. Ok, das passiert. Aber dies als Entgleisung dazustellen, das von Twitter ausgelöst wird, obwohl es keinen direkten Kontext zu Twitter gibt, ist nicht nur larmoyant und intellektuell armselig. Es ist auch noch feige und falsch. Es folgt der Logik der bösen sozialen Netzwerke, die aus netten Leuten wie dem Robert so böse Polemiker machen. Ich schreibe Blog seit zehn Jahren. Aber eine so weinerliche Scheiße ohne echter Selbstreflexion habe ich noch nicht ins Netz gestellt. Doch Habi hat noch nicht fertig:

Damit die Nebelkerze erst so richtig raucht, braucht es handfesten Brennstoff. Na klar. Das heißt erstens, so richtig auf die die Emo-Drüse zu drücken und die die Familie ins Spiel zu bringen, das heißt zweitens, noch Plastik ins Nebelfeuer zu werfen. Denn dann qualmt es richtig. Er, Robert Habeck, Philosoph, löscht sich aus. Also in Facebook und Twitter. So weit, so okay. Aber das genau an dem Punkt zu bekunden, als er im berechtigten Kreuzfeuer stand, als er ein Video veröffentlicht hatte, ist die billigste Art von Ablenkung seit Kevin Spacey, der im Zuge seiner Missbrauchsvorwürfe sich als schwuler Mann outete.

Die Medienlandschaft indes vertauscht Meldung mit Reaktion, genauer Reiz mit Reaktion, also Ursache mit Wirkung. So ist den ganzen Tag wenig von dem Habeck Video in den Headlines zu lesen, dafür um so mehr über sein Austritt aus Facebook und Twitter. Angesichts der Liebe von Top Journalisten zu den Grünen, sollte mich das eigentlich nicht mehr wundern. Eigentlich. Ob Tagesschau, ob Zeit, SPIEGEL oder die taz. Alle sprangen auf die S-Bahn der Eitelkeiten von Herrn H. Alle sind gleichermaßen doof.

Nicht falsch verstehen: Es ist Habecks gutes Recht, nicht mehr digital zu sein. Und wenn es dazu beiträgt, dass seine Familie in Ruhe gelassen wird, was ich bezweifle, hat er als Familienvater sogar sehr recht. Aber der Zeitpunkt ist das Problem. Und Medien sind doof genug, die Opfer-Täter Umkehr mitzumachen, um die Legende weiter zu spinnen.

Das Ende von Moliéres Stück ist übrigens, dass Argan sich tot stellt und in einer irren Zeremonie selbst zum Arzt gekürt wird. Beim schönen Robert läuft das nicht. Er wird weitermachen. Er bleibt der eingebildete Grüne. Tot stellen in sozialen Medien läuft nicht, wenn man in der Öffentlichkeit steht, selbst wenn man seine Accounts löscht. Und wenn man diese Öffentlichkeit auch noch braucht, um gewählt zu werden, dürfte das zu Problemen führen.

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4. Neomarius Cast – Freiheit, Kapitalismus kurz Kachelmann und die große Freiheit