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Rundfunkbeiträge bis der Doktor kommt – Warum wir mehr Freiheit wagen sollten und Oma Olga keine fremden Hobbys zahlen muss

Wenn Dr. Heilmann bedeutungsschwanger in die Kamera linst, dann kriegt das Fernsehvolk das, was es verdient: Das Neverland des Bewegbildes, in dem die vormals Röhren, nun Flachgeräte die teutonischen Haushalte mit proper finanzierter Moral und guten Gewissen fluten , sodass Leni Riefenstahl aus Ihren Rundfunkgebühren „Jud Süß – reloaded“ drehen würde; freilich mit den heutigen, standesgemäßen Schauspielern Uschi Glas, Eliyas M’Barek, Heiner Lauterbach und, klar, Katja Riemann als Joseph Süß; es soll ja in den Öffentlichen gendergerecht zugehen.

Nun bin ich ein ausgemachter Fan dieses Dr. Heilmanns und der ARD Serie „In aller Freundschaft“; seit wenigstens 15 Jahren. Ja. Aber so wie ich freiwillig, Dienstags, um 21 Uhr oder später in der Mediathek, mir die Arztserie ins Gemüte zerre, so freiwillig ist mein Anspruch auf Fremdfinanzierung meiner zugegeben cineastisch überschaubaren Sendung. Das Niveau ist flach wie der Bodensee und ich erdreiste mir nicht, mir meine Vorlieben von anderen finanzieren zu lassen. Dann müsste es ein gebühren finanzierten Comicmarkt geben, eine Gebühr für Splatterfilme und für Tierpornos.

Auf dieses Problem haben die Fanboys der Zwangsgebühr stets keine, allenfalls gestammelte Antworten. Es gibt kein Grundrecht auf Unterhaltung. Wer Helene Fischer oder den ZDF Fernsehgarten, Tatort oder „Rote Rosen“ sehen will, der soll dafür zahlen. Sei es monetär, oder via Werbeeinblendung. Und wer nicht, der eben nicht. Das ist so, als würde mein Nachbar gezwungen werden, mein Sky Abo mitzufinanzieren, das jedoch nur ich, nicht aber er nutzt.

Dieser TV Sozialismus ist, eben wie die staatliche Planwirtschaft, uferlos. 17,50 sind nicht genug, da sich die Herrschaften die Hucke mit Pensionszahlungen vollhauen. Wesentlicher Posten: Hunderte Millionen für König Fußball. Während sich der Harry von neben an über den neusten Millionentransfer der Bayern mokiert, ist ihm nicht klar, dass er diesen mit der letzten Überweisung zur regionalen Funkanstalt mitfinanzierte. Auch hier stellt sich die Frage, warum Oma Olga das Hobby ihrer Enkel alimentieren muss, obwohl sie sich weder um die Borussia, RB und den FC schert.

Befehl und Gehorsam ist der Tod der Kreativität. Denn wenn ich unabhängig meiner Leistung bezahlt werde, lohnt sich Anstrengung nicht. Im Vertrieb gibt es Incentives, im Amt Beamtenbesoldung. Daher produziert die ARD „Sturm der Liebe“ und Netflix „House of Cards“. Während kaum ein deutscher Film ohne staatlichen Filmfond existieren kann und entsprechend ranzig daherkommt, macht Hollywood Millarden, mit zunehmender und abnehmender Qualität; aber ohne Zwang. Ich muss mir nicht den 19. „2 Fast 2 furious“ Film ansehen, in hundert Jahren werd‘ ich das nicht. Aber ich muss ihn auch nicht finanzieren. Ist der Gebührenzahler nicht gehorsam, sprich zahlt er nicht, drohen Zwangsmaßnahmen, bis hin zu Gefängnis. Knast oder Helene Fischer. Das Staatsfunk-Waterbording kennt da kein Pardon.

Differenzierter verhält es sich mit dem Journalismus. Ich gestehe dem Öffentlichen Rundfunk eine gewisse journalistische Aufgabe zu, die Sender wie Deutsche Welle, übrigens fernab der Zwangsabgabe steuerfinanziert, Deutschlandfunk oder Phoenix üppig ausfüllen. Wozu dann Radio Bremen, SWR, RBB, BR, WDR NDR, MDR und Co mit zich Radiosendern, wozu ZDF mit zich Unterprogrammen und dazu die jeden Sender Intendanten, die zwischen 200.000-300.000 Euro Jahresgehalt beziehen? Ich gönne Anne Will, dass sie Einkommensmillionär ist. Aber ein Narkotikum ist für ein paar Euro zu haben und auch hier gilt: Ich zahle, was ich konsumiere.

In dieser Zeit, in der „Haltung“ im Journalismus den guten alten Rudi Augstein Satz “ sagen, was ist“ abzulösen droht, spielen öffentlichen Medien die erste Geige. Fakten, wie bei Kriminalität den kulturellen Hintergrund, der oft zum Vordergrund wird, zu nennen, werden vermieden, aus Angst, die Wahrheit wäre „Wasser auf die Mühlen der Rechten“. Diese ominösen Mühlen müssen sich ja drehen wie eine Horde Ballerinas, so oft das betont wird. Man müsse sich doch „den Putins, Trumps und Erdogans dieser Welt“ entgegen stellen, heißt es, selbst, wenn einer der Herren einmal Recht haben könnte. Dieser betreute Journalismus ist für mündige Bürger eine Zumutung und kommt nicht nur, aber enorm konzentriert bei ARD und Konsortien vor. Und das tragische: Ein SPIEGEL Abo kann ich kündigen, die „Demokratieabgabe“, ein Schwachsinnswort, als gäbe es Wahlen nur gegen Entgelt, leider nicht.

Wenn Sie als das nächste Mal in das Batman Face von Dr. Stein blicken, besteht eine hohe Chance, dass ich diese „In aller Freundschaft“ Folge ebenfalls gerade schaue. Zwingen wollt‘ ich sie nicht, mir diese zu bezahlen, ich würde das auch selber tun oder im Zweifel doch etwas gescheites schauen. Und wenn der FC Bayern im kommenden Jahr die 120 Millionen Option für Coutinho ziehen, werde ich an Sie denken.

Befehl und Gehorsam findet im Militär seine Berechtigung, nicht aber in der Finanzierung televisiver Hobbys. Zeit, dass sich freie Menschen ihre Souveränität ein Stück zurückerobern. Gebühren für TV heißt auch, dem Individuum in seiner Entscheidungsfreiheit zu misstrauen, was insofern inkonsistent ist, als dass der deutsche Zeitungsmarkt nicht subventioniert ist und dennoch, vielleicht auch deswegen so plural ist.

Lassen wir uns selbst entscheiden.

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Wie hältst du es mit dem Hass? – Die Trüffelschweine der politischen Korrektheit

„Hass“ ist überall. Ja. Aber erst seit einiger Zeit, sagen sie. Ach so.

Mittlerweile moderiert ein ehemaliger Eiskunstläufer das interaktive Format im ZDF, Aktenzeichen XY. Was nicht heißt, dass es nun geschmeidiger zugeht, wenn „die Polizei wieder um Ihre Mithilfe“ bittet. Doch der Hass, er wird mehr, sagen die, die früher nicht dabei waren. Die Gesellschaft verrohe und verblödet; die Jugend vornedran. Ein Argument der Alten, das bis in die Antike zurückreicht. So war bereits der Sokrates gar nicht zufrieden mit seinen Nachkommen: „Die Jugend hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollten.“. Ach, Herrje.

Wenn heute der Oppositionsführer nach der Bundestagswahl sagt, er wolle Angela Merkel jagen, so wird dieses Zitat als steter Beweis geführt, wie roh es zugeht, gerade von rechts. Dass „Wir werden den Kanzler jagen“ aus dem Mund eines Grünen kam, was DER SPIEGEL dankend aufnahm, um eine Kampagne gegen Helmut Kohl zu starten, geschenkt. Was es nicht besser machte, dennoch fehlte die inzwischen jahrelange Empörung. Und noch mehr geschenkt, dass Alexander Gauland ein wirklich bedenkliches Wort im selben Interview zum Besten gab, welches im Gegensatz zur „Jagd“ tatsächlich Anlass zur Sorge gibt: „Wir holen uns unser Land zurück“.

Besonders perfide argumentierten Politiker, Gauland hätte mit diesen Worten Mitschuld am Mord von Regierungspräsidenten Lübcke. Man braucht kein intellektueller Riese zu sein, um dies als durchschaubare Taktik „gegen Rechts“ zu nutzen. Dabei liegen die Argumente gegen die Etatisten, zunehmend sozialistischen, wie fremdenfeindlichen Politikern der AfD doch auf der Hand – man muss sich nur etwas Mühe geben. Mit der Nazikeule lässt sich jedenfalls kein Blumentopf gewinnen. Spaßfakt am Rande: Ein beliebter Musiker, ich würde sagen für nicht wenige ein Idol, prägte in einer US Sendung den Satz „Words are just words , als er von politisch enorm Korrekten wegen seiner gar nicht so korrekten Texte angegangen wurde. Ein Argument, was heute freilich nicht mehr gilt. Trump trägt Schuld am Rechtsterror, Gauland hat Lübcke auf dem Gewissen. Und 2pacs ersten beiden Alben trugen aktiv zur Ermordung von Polizisten bei. So simpel, auch wenn es uns die Restles und Reschkes glauben machen wollen, ist die Welt, Gott lob, nicht.

Politiker wissen, wie sie verstanden werden wollen und Herr Vollmer von den Grünen und Herr Gauland wussten, was sie mit „Jagen“ aussagen. Sie wollten keinen „Hass“ sähen, auch so eine beliebte Floskel; dieses sähen, welches vor der Ernte kommt. Sie wollten die Selbstverständlichkeit von Opposition ausdrücken, nämlich die Regierung zu fordern, sie vor sich herzutreiben, in die Enge drängen, ja, wenn Sie es so wollen, den Kanzler zu jagen. Alles andere Verhalten politischer Gegner würde mich überraschen, was freilich in der willkommenstrunkenden Zeit der Fall war. Auch wegen mangelndem Jagdinstinkt, fehlender Schärfe, aufgrund einer seltsamen Einigkeit bei Themen wie Energiewende, Eurorettung und Flüchtlingskrise steht die AfD heute so stark da. „Mehr Jagd wagen“ hätte die AfD vielleicht verhindert.

Der Duden sagt, Hass sei ein starkes Gefühl der Ablehnung und Feindschaft gegenüber einer Person, Gruppe oder Einrichtung. Ich habe Hass erlebt. Diese Erfahrungen ist der Stachel in meinem Fleisch, nie jemanden so sehr abzulehnen, dass ich ihn für seine Existenz hassen müsste. Ich kann sagen, dass mir das bisher gelungen ist. Und ich kann sagen, dass es vielen Menschen nicht gelingt. Doch Hass ist, wie so vieles im Leben, eine Sache der Betrachtung, wie im Falle des bekanntesten Ex-Senators von Berlin.

Thilo Sarrazin wird gerne als Wegbereiter des Hasses gesehen, wie ich in Talkrunden schon gehört habe. Nicht selten sagen das Leute, die kein Buch von ihm gelesen haben, was ich in in mehreren privaten Diskussionen hören durfte. Es gibt „so eine Idee“ von Sarrazin, ein „Narrativ“, wie es im Neusprech so schön heißt, über den Mann mit der ungelenken Sprache. Man hat einen sz Artikel gelesen, zwei noch vom Stern und eine ausführliche Besprechung seines 4. Buches in der taz. Das alles ist okay und mir recht, aber daraus eine Meinung über einen Autor zu kreieren, noch dazu eine solch schwerwiegende wie „Hass“, oder Wegbereiter dessen, halte ich für tendenziell dürftig. Sarrazins Bücher sind akribisch, was die Quellen angeht, ausführlich, was die Herleitungen betrifft und außerdem stilistisch mehr oder weniger fad. Sarrazin ist sprachlich gar nicht in der Lage und es ist auch nicht sein Anspruch, „Wegbereiter des Hasses“ zu sein. Das würde ich eher lausigeren und von Emotionen getriebenen Journalisten unterstellen, die das Buch mit einer tödlichen Krankheit vergleichen. Eine solch abstruse Überschrift kenne ich von vergleichbaren Medien wie FAZ oder Welt nicht. Zärter besaitete Seelen würden das als hasserfüllt bezeichnen.

Ist es nicht viel mehr das Problem einer im Kern zunehmend verweichlichten Gesellschaft, in der Eltern die alles toll finden, was ihre Kinder so fabrizieren und mindestens Lehrer oder Schule Schuld haben, warum es nicht mit dem Gymnasium klappt? Diese Pflänzchen werden älter, bezeichnen alles Widerwort als „Hass“ , weil sie im wattegepackten Konsens aufgewachsen sind. Diese ehemaligen Kinder betreten dann die Redaktionsräume als Mitarbeiter und die Plenarsäle als Abgeordnete und verbreiteten eine sonderbare Form der Selbst- und Fremdzensur: Die politische Korrektheit. Zugegeben, simplifiziert, aber ein Funken Wahrheit dürfte bestehen: Was früher, siehe 2pac, die Puritaner waren, die Hochscheinheiligen aus dem Christentum, sind heute immer mehr die linken Moralisten, die den Zeigefinger gen Horizont heben, wenn ein Wort den Konsens des politisch Korrekten verlässt. Dieser Versuch der Fremdzensur, zwar nicht behördlicher Seit’s, jedoch moralischer Art, ist meiner Meinung nach ein weiterer Grund, warum die AfD so stark ist. Sie verkörpern das von intellektuellen oft belächelte Gefühl des „das wird man doch mal sagen dürfen“ par excellence.

Wie Parmesan auf Bolognese passt die Diskussion über eine Studie des Allensbach Institut in der ZEIT. Mehr als 70% der Befragten geben an, beim Thema Flüchtlinge in der Öffentlichkeit vorsichtig formulierten. Alleine die Tatsache ist für Journalist Christian Staas Anlass zur Behauptung, „das Forschungsinstitut bediene rechte Ressentiments“, freilich ohne, das ist in dem Milieu üblich geworden, „rechts“ überhaupt zu definieren. Diese Diskussionskultur ist der Kollaps eben dieser. Wie Empirie als solche „rechts“ sein kann, ist ebenso unklar, wie Herr Staas zu seinem Job kam. Wobei ich mir letzteres erklären kann: Rechtes Label druff, Deckel zu. Das scheint als Empfehlungsschreiben für die Hamburger Wochenzeitung genügt zu haben.

So lange viele Linke alles als Hass bezeichnen, was fernab ihrer politischen Linie verläuft, bleiben sie die neuen Puritaner. Die politische Korrektheit wird zum Lastenaufzug moralischen Seufzens. “ Wir haben sowohl das politisch unkorrekt anmutende Problem erfolgreich verdrängt, ebenso haben wir den Gegner „Hass“ unterstellt“. Traurige Diskussionskultur.

Hass, ja. Ich wünsche niemanden, Hass am eigenen Leib erfahren zu müssen. Und ich wünsche mir, dass man mit einem solch scharfen Schwert, wie das Wort „Hass“, bedachter umgeht. „Words are just words“, ja, wahrscheinlich ist es nicht ganz so einfach. Am Ende des Tages liegt es an uns, wie wir Worte bewerten. Doch ein Wort hat noch keinen umgebracht und für Wahnsinnstaten bedarf es mehr als bloß Wahnsinnsworte. Sonst müsste man den Koran verbieten, Filme über Hass und der Dinge mehr. Ich glaube, es hilft schon, Worte und deren Urheber nicht gleich mit Hass zu etikettieren. Es hilft niemanden weiter, das zu tun, außer Diskussionen unmöglich zu machen. Denn mit „dem, der hasst“, redet man nicht gern, wie man mit den Schmuddelkindern nicht spielt , obwohl die Argumente durchaus hörenswert wären.