von Ralf Rosmiarek
Die Corona-Pandemie steht für einen Paradigmenwechsel. Doch eine außerordentliche Gefährlichkeit des Virus wurde wissenschaftlich bislang nicht belegt. Dennoch bleibt die Bundesregierung bei der Aufrechterhaltung starrer Maßnahmen und zwingt durch die Maskenpflicht zur Neuauflage des Gesslerhutes. Über Menschenwürde, Amtseid und anderen Nebensächlichkeiten.
Es ist gerade schwer zu entscheiden. Phantastisches gerät über Nacht zum plausiblen Faktum. Soll man weinen? Soll man lachen? Mit Shakespeare ist jedenfalls zu konstatieren: „Die Seuche dieser Zeit: Verrückte führen Blinde“. Die Vergangenheit scheint der Zukunft allzu ähnlich. Die gleichen Stücke kommen zur Wiederaufführung, die Kostüme wechseln allenfalls, derzeit wird die Maske bevorzugt getragen. Das sollte uns erschrecken lassen. Die Narrative versagein und versagten. Erzählt wurde seit 1789 von der generellen Gleichwertigkeit aller Menschen, von der besten Staatsform für uns Menschen, der Demokratie und von der Emanzipation. Man war beim Erzählen nie zimperlich, das Blut floß in Strömen. Um den Schutz der Gesundheit ging es dabei offensichtlich nie. Dennoch ist es eine fortschrittliche Erzählung und der Fortschritt höre nimmer auf, so das Credo.
Wir Deutschen geraten jedoch beim Erzählen gerne mal ins Stottern, trotz all der berühmten „Dichter und Denker“ dieses Landes. Im Jahre 2015 wird sogar herausgehoben: „Viele Briten meinen, die Deutschen hätten ihr Gehirn verloren!“, so der Politologe Anthony Glees. Wir haben jedenfalls irgendwie kein Geschick bei der Auswahl des Erzählstoffes und unseren Erzählungen, selbst als Märchen taugen sie kaum. Es sei, man wolle daran glauben, was ein langjähriger Kanzler der Bundesrepublik uns einzureden nicht müde wurde, denn fünfmal schwor er einen Eid, fünfmal schwor er eidbrüchig, lernte selbst nichts und betonte doch gebetsmühlenartig – aus der Geschichte wäre zu lernen. Der Blick auf die Historie zeigt allein, es handelt sich beim Kanzlerwort um einen Glaubenssatz.
Krumme Gestalten, untergegangene Staaten
„Nichts wird so bleiben, wie es ist“, ein Satz, der in unserer Gegenwart häufig zu hören ist und scheinbar zum deutschen Erzählkanon gehört, bereitet Unbehagen. Erlauben wir uns deshalb ein Innehalten und blicken zurück. Das Kaiserreich begann seine Erzählung hoffnungsfroh, wollte Wilhelm I. doch „allzeit Mehrer des Deutschen Reichs“ sein und „nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung“. Die Erzählung hätte erfolgreich sein können, doch es folgte Wilhelm II. „Ich will ein König der Bettler sein“ – sagte er. Nach starker Auftakt-„Hurra“-Erzählung: „Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche“, folgte alsbald die kriegerische Pleite, das Narrativ zerstob mit großem Getöse und großem Leid, der König war weg, die Bettler blieben. Die Geschichte der Weimarer Republik verlor sich in einem Zuviel an Handlungssträngen und war dann ebenfalls schnell auserzählt. Verzweiflung und Leid blieben am Ende und waren die gleichsam benötigten Elemente der neuen Erzählung vom Tausendjährigen Reich.
Am 30. Januar 1933 dann ein neuer Eid: „Ich werde meine Kraft für das Wohl des deutschen Volkes einsetzen, die Verfassung und die Gesetze des Reiches wahren, die mir obliegenden Pflichten gewissenhaft erfüllen und meine Geschäfte unparteiisch und gerecht gegen jedermann führen“ – so gelobte es der Führer und Reichskanzler Hitler. Die Hinterlassenschaft der gewaltigen Erzählung: Millionen Tote und ein Deutsches Reich in Schutt und Asche.
Mit der Aufspaltung des Reiches konnten jetzt zwei Erzählstränge beginnen: „Auferstanden aus Ruinen“ eröffnete der eine „und der Zukunft zugewandt“ ging auch hier ein Geloben voran: „Ich schwöre, dass ich meine ganze Kraft dem Wohle des Volkes der Deutschen Demokratischen Republik widmen, ihre Verfassung und die Gesetze wahren, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegenüber jedermann üben werde.“ – Ein untergegangener Staat und viele „krumme Gestalten“ (Monika Maron) die Bilanz der Herrschaft der „Diktatur des Proletariats“.
Die Ära Merkel beginnt
In der zweiten Geschichte, die viel zu tun haben wollte – (Ob sie es noch will?) – mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“, befinden wir uns noch, sie wird variantenreicher ausgeschmückt und besitzt Potential für verschiedenen Ausgang. Die neuere Geschichte wird 1989 mit einer Zauberformel in Szene gesetzt – „Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit“ heißt es da. Doch diese magische Formel braucht Überschreibungen, denn die Geschichte ist nicht glatt erzählbar. Da ist der Osten, der sich freut, sozialistischer Zwangsbeglückung entronnen zu sein und endlich individuelle Freiheit leben will. Da ist dann der Westen, der progressiv und weltoffen sein will, mit 68er-Mythos, RAF, Studentenbewegung. Volk und Nation geraten in Verdacht faschistoider Weltanschauung bei den linken Eliten, individuelle Freiheit scheint nicht mehr zeitgemäß. Gestörte Grundbefindlichkeiten, Konflikt- und Spaltungspotential somit.
Für das Fortschreiben dieser Geschichte sind wir, die Bürger, selbst verantwortlich. Immerhin ist ein Parlament noch zu wählen. Daß es nicht immer mehr und immer wieder neu zum bloßen Abnickverein verkommt, hat der souveräne Bürger im Blick zu behalten. Vor allem aber ist gegenüber politischen Allmachtsphantasien Mißtrauen angebracht. Denn natürlich erzählt uns die gegenwärtige Staatslenkerin wie ihre Vorgänger davon, daß sie ihre „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen“ wolle, „seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen“, ihre „Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde“ – so weit, so gut. Eine Phrase eben ohne jedwede rechtliche Relevanz: „Nur so dahin gesagt“, letztlich. Pikant vielleicht die zusätzliche Floskel, die Merkel erneuerte bei jedem Amtsantritt: „So wahr mir Gott helfe.“
Gesundheit als Religion
Diese Fremdmächtigkeit scheint der evangelischen Christin Merkel so ganz geheuer nicht, sie setzt doch besser auf Eigenmächtigkeit. Angesichts des Krisenmodus, in den die Welt, mithin Deutschland, schaltete, braucht’s eben Führung und Rechtsbrüche. Demokratie war gestern. Angst- und Krisenstimmung lassen sich leicht aktivieren und politisch instrumentalisieren: Umweltkrise, Klimakrise, Energiekrise, Atomkrise, Hungerkrise, Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Flüchtlingskrise … Corona-Krise. Die soziale Lebensqualität der deutschen Gesellschaft besitzt gewaltige Schlagseite, nicht erst durch die Merkel-Inszenierung des irrsinnigen Corona-Schauspiels. Schwimmbäder schließen, 80 sind es pro Jahr in Deutschland, so informiert die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Kindertagesstätten schließen, Bibliotheken und Theater stehen zur Disposition, kein Geld für die sozialen Brennpunkte und Schulsanierungen. Den Städten und Gemeinden fehlt zunehmend das ökonomische Fundament. Brechts Wohlstandsformel aus der Dreigroschenoper – „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm“ – bedarf der Neubewertung. Wohlstand beginnt immer mit dem Wohlergehen.
Gesundheit wird einmal mehr als Grundlage des Wohlergehens ausgemacht und so wächst sie hinein in den Religionsstatus. Die Worte des Kirchenfürsten Joachim Meisner aus dem Jahre 1999 besitzen fast prophetischen Klang: „Das Gesundheitswesen nimmt die Form einer Kirche an“. Gesundheit als (neue) Glaubensgrundlage, das funktioniert schon länger. Buchmarkt, Internet, sonstige mediale Plattformen und Gesundheitsinstitutionen haben den Weg vorbereitet. Ernährung, Bewegung, Coaching aller möglichen psychischen Zustände, Prävention mit Kassenplus, Achtsamkeit – die neuen Bestandteile des Ritus. Es nimmt dann kaum Wunder, daß sich auf der ganzen Welt eine große Gemeinde findet, die sich dem „Corona-Hype“ ergibt und begierig ihren Politikern und den sogenannten Leitmedien lauscht.
Welche Religion kommt ohne Angsterzeugung aus? So wird in einem internen Papier des deutschen Bundesinnenministeriums ganz unverhohlen davon gesprochen: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann“. Die Glaubensgemeinschaft der Gesundheitsangst vergißt, wie alle anderen Religionen, natürlich auch die Jüngsten nicht. Frühkindliche Indoktrinierung gehört unweigerlich zur gelungenen religiösen Sozialisation. Die Menschenwürde bleibt dabei freilich auf der Strecke.
Der Paranoiker kennt alle Fakten
Bei den rund 80 Millionen Merkel-Kindern interessieren Banalitäten dieser Art nicht mehr. Was soll schließlich auch ein Grundgesetz mit Zuschreibungen von Würde und Freiheit, wenn in jedem von uns ein brutaler Killer steckt, der durch sanftes Berühren noch sein Gegenüber zur Strecke bringt? Nur von den jüngsten Antirassismus-Demonstrationen ist da abzusehen, das sind die „guten“ Demonstrationen, da ist Abstand unwichtig und der „Maulkorb“ überdies hinderlich, da steckt man sich einfach nicht an. In der Schule, im Kindergarten, im Konzertsaal, auf dem Sportplatz aber, da lauert höchste Gefahr.
Zwar wähnten wir Mutti längst beim Abgang, doch ihr Rockzipfel ist uns Kindern dann einfach doch näher, wir unterwerfen uns der unwilligen Rautengeste. Das Ergebnis dieses Kuschens und unserer Willfährigkeit stimmt Merkel-Mutti dann doch milder. Sie spendiert uns eine „Konsensmilch“, die einzusaugen ist und es in sich hat. Die Publizistik, die nicht zuletzt „Öffentlichkeit“ erzeugt, ist dankbar. Dem Vorsagen folgt das Nachsagen, ein Über-, gar ein Durchdenken braucht es nicht. Die Milch des Konsens, homogenisiert und sterilisiert, sie betäubt hinreichend und sorgt offensichtlich für komplette Gehirnerweichung. Das Staatsmärchen, das Mutti uns erzählt, fruchtet und bietet Halt, Gewißheit und natürlich die unabdingbare Prise Zuversicht. Wer freilich eine „Konsensmilch“-Unverträglichkeit aufweist und dies auch äußert, wird rigide abgewehrt.
Zweifel sind in der Gemeinschaft der Gesundheitsängstlichen jedenfalls unerwünscht, wo das Wissen unsicher, die Tatsachen unklar sind, zählt – wie in allen ernsthaften Religionen – allein der Glaube. Die Variante der sächsischen Zwangsbetreuung in psychiatrischen Anstalten wurde bislang jedenfalls (noch) abgewiesen. Den Unverträglichen schallt es unisono von Politik und Medien vielmehr entgegen: „Alles Nazis, Leugner und Verschwörungstheoretiker! – außer Mutti eben!“. Treffend bemerkte der Schriftsteller William Burroughs: „Der Paranoiker kennt immer alle Fakten“ – und so hoffen alle Schäfchen, selbstredend in gutem Glauben, die „Fakten“ auf ihrer Seite zu haben.
Gesichtswindel ist ein Instrument der Gesundheit
Zu den Corona-Leugnern ist dann wahrscheinlich der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kelber, zu rechnen, denn der übt Kritik am staatlichen Narrativ und erklärt: „Grundsätzlich ist festzustellen, dass bezüglich der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie fehlende belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zu Infektionsweg und –gefahr, Erkrankungswahrscheinlichkeit und Wiederansteckungsgefahr, zielführender medikamentöser Behandlung sowie (möglicherweise unter Umständen) mangelnde Behandlungskapazitäten nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Regierung große Unsicherheit auslösen“.
„Angst essen Seele auf“, heißt ein Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974 und flugs wurde der Titel zu einem geflügelten Wort. Unweigerlich kommt es mir in den Sinn, denn besser läßt sich der derzeitige Zustand einer beträchtlichen Zahl der Zeitgenossen kaum beschreiben. Ist die „Seele“ weg, dann ist da auch kein Schmerz mehr. Mutti kennt diesen Zustand und so werden die Kinder weiter gefügig gemacht. Entzug wohin das Auge auch blickt: weg die Kneipe, der Hand- und Volleyball, die Bundesliga, der Urlaub, der Sportverein, die Bibliothek, die Uni, das Schwimmbad, das Kino; das Sitzen auf einer Parkbank unerlaubt, das Treffen mit Freunden und Familie ebenso, die Begleitung des Sterbenden ausgeschlossen, natürlich im Namen der Gesundheitskirche auch kein Krankenbesuch, Lohnarbeit nur eingeschränkt noch, Verlust der wirtschaftlichen Existenz in Kauf zu nehmen und genommen. Doch wer keinen Schmerz mehr verspürt, der ist eben unempfindlich. Maximal noch taumelndes Schwanken, natürlich den Abstand von 1,50 m wahrend, im hirntoten Zustand: Zombie wird das Wesen genannt.
Als wäre der angstgläubigen Plagen nicht genug nun obendrein der Stofflappen noch, den sich die Merkel-Kinder vor Mund und Nase hängen. Egal ob Supermarkt oder Post, ob Tankstelle oder Bücherei, ob öffentlicher Nah- oder Fernverkehr, wir dressieren uns. Sollten Tierschutzvereine nicht wenigstens aufmerksam werden? Denn Tier und Mensch … da war doch was? Schweigen jedoch auch von dieser Seite. Denn die Staatsmärchendogmatik und eben Mutti und ihre sehr willigen Helfershelfer wissen: Wenn auch verfassungswidrig, so ist die „Gesichtswindel“ Instrument der Gesundheit. Allerdings könnte das Gegenteil der Fall sein, denn der Lappen ist vor allem ein Sammlungsort für alle möglichen Bakterien, Pilze und Sporen. Sauerstoffmangel plagt zumal bei sommerlichem Kaiserwetter so manchen. Und erhöhte Kohlenstoffdioxidwerte im Blut? Geschenkt.
Der Gesslerhut 2.0
Das „Hochheilige Offizium“ der neuen Gesundheitsglaubenslehre, das Robert-Koch-Institut zu Berlin, verkündete: „Wenn Menschen – auch ohne Symptome – vorsorglich eine Maske tragen, könnte das das Risiko einer Übertragung von Viren auf andere mindern. Wissenschaftlich belegt sei das aber nicht“. Einer der renommiertesten Experten für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Professor Sucharit Bhakdi, wird süffisant anmerken: „Zumindest der letzte Satz stimmt“ und fährt fort: „Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die zeigen würde, dass es irgendeinen Sinn macht, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen. Ganz im Gegenteil“. Und informiert zudem: „Größe Corona-Virus: 160 Nanometer (0,16 Mikrometer), Größe ‚Poren’ in einfachen Baumwollmasken 0,3 Mikrometer. Sie fliegen durch wie durch ein offenes Fenster“. Der Zwang, sein Gesicht zu verhüllen, wird damit zum Gesslerhut in der Variante 2.0.
Erinnern wir uns noch an Wilhelm Tell? Ihn zwang man, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen, weil er es unterließ, einen in Altdorf aufgestellten Hut zu grüßen. Wikipedia definiert: „Ein Gesslerhut ist redensartlich eine Einrichtung, deren einzig sinnfälliger Zweck die öffentliche Erzwingung untertänigen Verhaltens ist“. Wie seinerzeit, Rudolf, Stallmeister von Hermann Gessler, könnte einer der heutigen Konsensstörer einwerfen: „Das Volk hat aber doch gewisse Rechte“. Und Gesslers lakonische Antwort: „Die abzuwägen ist jetzt keine Zeit“ – könnte ebenso die Antwort der Bundeskanzlerin Merkel sein. Das Parlament nickt dazu von Gehirnerweichung befallen und durch „Feigheit paralysiert“ (Peter Sloterdijk).
Staatliche wie religiöse Macht bedarf symbolischer Unterwerfungsrituale. Ein Vermutlich, ein Könnte, ein Wahrscheinlich, ein Vielleicht ist zur Selbstvergewisserung der Staatsmacht wenig hilfreich, das weiß auch Glaubenswächter Professor Christian Drosten. Er macht deshalb in einem Interview vom 07. April klar: „Das setzt voraus, dass wirklich jeder, jeder, jeder in der Gesellschaft, im öffentlichen Leben diese Masken tragen muss“. „(J)eder, jeder, jeder“ also – gehts totalitärer noch? Allerdings fällt er sich an gleicher Stelle selbst ins Wort: „Man muss jetzt nicht unbedingt in der ängstlichen Vorstellung leben, dass überall die Luft voller Viren ist“. Logik der Religion(en). Wollen wir also weiterhin salutieren und niederknien vor der Neuauflage des Gesslerhuts?
Müdigkeit und Leere
Heinrich Heine schrieb in seinem Pariser Exil 1844 ins deutsche Stammbuch ein:
„Franzosen und Russen gehört das Land,
Das Meer gehört den Briten,
Wir aber besitzen im Luftreich des Traums
Die Herrschaft unbestritten.“
Vielleicht hatte der erste Nachkriegsvorsitzende der SPD, Kurt Schumacher, diese Zeilen ja vor Augen, als er formulierte: „Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit“. Was damals vielleicht eine Binsenweisheit bedeutete, da sich mit dieser Sicht für die bürgerliche Existenz Stärke, Festigkeit und Maß im Welt- und Sachbezug verbanden, scheint heute angesichts politischen Handelns eine dringend notwendige Besinnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Deutschland schweren Schaden zugefügt, mit ihr 16 Ministerpräsidenten, die längst auch keine Parteien mehr kannten, sondern lediglich Gefährder. Mit der eingehenden „Betrachtung der Wirklichkeit“ hätten sie den Nutzen des deutschen Volkes „mehren und Schaden von ihm wenden“ (zum Amtseid siehe oben) können, dem wollten sie offensichtlich nicht nachkommen, das Land an die Wand zu fahren schien ihnen dafür mit Merkel „alternativlos“.
Markus Vahlefeld resümiert in seinem Buch „Macht hoch die Tür“: „Die deutsche Gesellschaft von den Füßen auf den Kopf gestellt zu haben, dürfte sich als das Vermächtnis Angela Merkels erweisen, mit dem sie, um in die Geschichte einzugehen, ein noch außerordentlicheres Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen haben wird, als lediglich die erste bundesdeutsche Kanzlerin weiblichen Geschlechts gewesen zu sein“.
Eine Müdigkeit liegt über dem Land und eine Leere.
Ralf Rosmiarek ist Theologe und seit 1989 in der Stadtverwaltung zu Erfurt tätig. Beiträge von ihm sind in den „Nietzsche-Studien“, beim humanistischen Pressedienst, bei https://makroskop.eu so wie beim tumult-magazine.net erschienen.
2 Antworten auf „Corona und der Gesslerhut“
[…] aus politischer, dann ist sie exakt das, was viele Autoren schon viel früher vermuteten: Der neue […]
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Ein toller Text. Bin nur zufällig drauf gestoßen, da ich die Maske immer Gesslerlappen nenne. Wollte Mal schauen, was sie denn wohl finden würden, wenn Sie danach googeln.
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