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Homosexualität ist nichts besonderes

Von Julian Marius Plutz

Eigentlich wollte ich heute über linke Berufsschwule schreiben. Ja. Aber wie es so ist, ich gehe auf achgut.com und sehe einen Beitrag, der meinen Plan durchkreuzt. Es macht keinen rechten Spaß mehr schwul zu sein schreibt der Georg Etscheit, worauf ich ihm ein ein mitleidiges „echt?“ entgegen rufen wollte, wäre er denn in Hörweite. Wie dem auch sei, nun gibt es eben einen Beitrag über das Missverständnis, sexuelle Orientierung als besonders hervorheben zu wollen, was natürlich nicht der Fall ist. Homosexuelle sind stink normal.

Der Inhalt seines Kommentars ist schnell erzählt. Früher, ja früher, war das Leben zwar schlechter für Homos, so Etscheits These, weil Schwulsein unter Strafe stand. Aber dennoch machte es wesentlich mehr Spaß, weil alles so verflixt verrucht zu ging. Geschmacklose Kneipen mit Klingel am Eingang, Hanky Codes für sexuelle Abartigkeiten und sonstige „besondere“ Treffpunkte, also ekelige Absteigen für geneigte Aktivitäten.

Schwulsein ist kein Politikum

Diese Erzählungen kenne ich zu Genüge von Homosexuellen, die heute 50 sind und älter. Und natürlich habe ich neugierig gelauscht, wenn die Herrschaften von damals berichteten. Immer beobachtete ich bei ihnen dann mindestens ein weinendes Auge, bedauern, weil das Verbotene verloren gegangen ist. Ich dachte dann immer „what the fuck? Sei doch froh?“ Wenn die Herren etwas mehr Risiko wagen wollen, empfehle ich einen Aufenthalt im Iran. Die Aussicht vom Baukran aus soll gigantisch sein. Oder, warum denn so weit reisen, eine Stufe drunter, auf einem polnischen Bauernhof leben. Im Nachbarland erwartet dem Schwulen zwar keine drakonische Strafen, aber für Spannung ist garantiert, wenn Marek erfährt, was Georg mit seinem Bruder Robert so treibt. Von der Neunzigerjahre Spaßbremse Aids möchte ich gar nicht reden.

Herr Etscheit begeht den gleichen Fehler, wie linke Berufschwule. Sie überhöhen ihre Sexualität und stellen sie und sich auf ein Podest. Schwulsein sei demnach der singuläre, identitätsstiftender Fakt des Lebens, um den sich alles zu drehen hat. Deswegen wird aus dem „ich“ ein kollektivistisches „wir“. Der Autor beschreibt es so:

„Waren „wir“ nicht angetreten, um alte Zöpfe abzuschneiden und ganz neue Beziehungsformen zu leben?“

Was ist das Problem an der Homoehe?

Also, ich, lieber Herr Entscheit, bin einmal für den Stadtrat in Marktbreit angetreten, das war’s dann aber auch. Ich gehöre auch nicht zu Ihrem „wir“. Ich bin ein Mann, der auf Männer steht. Zufälligerweise. Natürlich besteht auch für mich eine gewisse Verbundenheit zwischen Homosexuellen, ich schrieb darüber. Definitiv aber gib es keine gesellschaftspolitische Agenda, Leben und zusammenleben neu zu definieren. Oder anders: Es gibt sie bei den Berufsschwulen. Aber ich mag da nicht Teil von sein.

Ausschweifende Sexualität, offene Beziehungen, die Lust am Amoralischen mag in Teilen ein Teil dieses „wir“ zu sein, es muss jedoch nicht für jeden gelten. Und ja, viele Schwule wollen eine stinknormale, spießige Hochzeit. Sie wollen alberne Spiele und meinetwegen mit Reis werfen. Bei der Vorstellung, ich wäre bei einer solchen Veranstaltung der Bräutigam, stellen sich meine Nackenhaare auf. Ja. Aber wer bin ich, dass ich das kitschig-liebevolle Leben anderer verurteile, welches nun wirklich niemanden weh tut?

Noch ein Wort zur Homohochzeit: Es gab Schwule wie Herrn Etscheit, die gegen die, okay der Begriff ist schwachsinnig, „Ehe für alle“ waren. Doch wenn das einzige Argument ist, es handle sich eh nur um eine Minderheit, die heiraten, dann halte ich das für wohlfeil. Denn Quantität war noch nie ein gutes Argument für oder gegen eine Entscheidung. Dann wären Zwangsehen erlaubt, gibt es doch in Deutschland gemessen an den freiwilligen Hochzeiten sehr wenige. Und gemessen an allen Kindern wird fast keines geschlagen. Trotzdem ist es verboten. Und selbst wenn nur zwei Lesben heiraten, dann sollen es die beiden dürfen und es auch „Ehe“ nennen. Wo ist das Problem? Ferner empfinde ich einen Staat als Zumutung, der so weit in das Privatleben eindringt, dass er das Liebesleben seiner Bürger definiert.

Wir sind stinknormal

Es stimmt, dass sich die Kontaktaufnahme Gleichgeschlechtlicher auf das Internet verlegt hat. Und es stimmt auch, dass viele Schwulenkneipen von damals dicht gemacht haben. Gay-Apps jedoch haben gerade für Minderjährige den Vorteil, dass die Hemmschwelle geringer ist, wenn sie aus einem schwulenfeindlichen Elternhaus stammen. Ich kann von wenigstens drei Fällen berichten, in denen die einschlägigen Plattformen, bei aller Kritik, sehr geholfen haben und sie in der guten, alten Zeit verloren wären. Sie gehörten heute diese todunglücklichen, geschiedenen Vätern, die sich mit 52 endlich outen konnten. Und unter uns Klosterschwestern: Neun von zehn „Szenekneipen“ waren geschmacksbefreite Löcher, denen keiner hinterher weint.

Es tut mir leid, lieber Herr Etscheit, aber „wir“ sind nicht besonders, weil wir schwul sind. Homosexuelle sind Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Manche wollen eine offene, manche eine handelsübliche Beziehung. Und manche wollen eine verspießte Hochzeit mit allen Klischees, die es nur geben kann.

Ich bin froh, 1987 geboren zu sein und nicht 1964. Vielleicht geht es heue nicht so verrucht zu, okay. Immerhin aber werde ich in Ruhe gelassen. Zumindest bin ich nicht wegen meiner Homosexualität etwas besonderes. Für die allermeisten bin ich stinknormal und, völlige Überraschung, den allermeisten interessiert meine Sexualität gar nicht. Im positiven wie im negativen. Und das ist auch genau richtig so.

3 Antworten auf „Homosexualität ist nichts besonderes“

Als im Sommer 1969 die Polizeigewalt in New York gegenüber LGBTQ+ zunahm und versucht wurde, die versteckte Community ein für alle mal mundtot zu machen, kam es zu einem Turning Point in der Queer Geschichte. Marginalisierung, brutale Polizeigewalt, Razzien und das systematische „Silencing“ wurde nicht mehr hingenommen – und so warfen couragierte Transfrauen of colour die ersten Steine und starten eine Bewegung die Wellen schlug.
In mehreren Ländern kam es zu massenhaften Demonstrationen, wir ( ja – wir ) , die Community wurde sichtbar, und somit waren Queer People für die damalige Gesellschaft das erste mal als organisierte Gruppe existent. Der Grund weshalb du Julian das hier schreiben darfst; ohne Angst haben zu müssen verfolgt zu werden, ohne Angst haben zu müssen, dass du deinen Job verlieren könntest, ist das Aftermath des Gay-Right-Movements, auch wenn es dir weh tut, das zuzugeben.
Wir stehen in der Schuld anzuerkennen und uns immer wieder zu erinnern, was Lesben, Schwule, aber vor allem Transgender verschiedener Herkunft für uns alle getan haben – sie ermöglichten unser freies Leben. Auch haben sie uns gezeigt, dass wir nur zusammen sichtbar sind, nur zusammen eine Stimme haben und genau deshalb versuchen Staatsapparate wie u.A. Russland und der Mittlere Osten dies systematisch zu unterbinden – oder Realtalk hier: uns auszulöschen.
Wir dürfen uns niemals straight-washen und uns so extrem individualisieren, dass die tradierte, oft institutionale Homophobie, welche immer noch existiert, instrumentalisiert wird. Wir alle wissen, wie schnell sich politisch Dinge zuspitzen können, siehe nochmals Russland.
Und auch wenn es dir nicht gefällt Julian, so sind wir anders, wir stellen nur einen kleinen Prozentsatz der Weltbevölkerung da. Wir sind inhärent anders, da wir nicht die Norm sind und eben nicht in das binäre System von Mann + Frau hineinpassen – und das eckt an.
Wir sind anders, weil wir Erfahrungen haben, die von der Heterobevölkerung niemals gelebt oder verstanden werden können, und das ist auch nicht negativ. Es ist einfach die Realität.
Ein Transmann oder Transfrau z.B. hat einen komplett anderen Blickwinkel als jemand der cis ist, weil Werdegang, duh. Und du kannst den Leuten diese Realität nicht einfach wegsprechen.
Ähnlich wie ich persönlich mir niemals anmaßen würde zu sagen: – “ Nun ja du bist schwarz und wohnst in Europa und du hast keine Andersartigkeit, Besonderheit, wir haben beide den gleichen Ausgangspunkt und die gleichen Chancen in unserer Gesellschaft. Das wäre eine recht stupide Annahme, und Kultur- und Sozialwissenschaften hätten keine Signifikanz mehr.

All in all, stimme ich dennoch mit deinem Kommentar bzgl. des letzten Paragraphen überein, der war nämlich ziemlich absurd.

„Never be bullied into silence. Never allow yourself to be made a victim. Accept no one’s definition of your life; define yourself.“ – Harvey Fierstein

Aleks.

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Die Natur hat dem Menschen was Homosexualität betrifft eine natürlich Empfindung gegeben, man nennt sie „Ekel“. Wenn ein Mann sein Geschlecht in den After eines anderen steckt ist das widerlich und unverständlich. Das ist die Wahrheit.
Eine weitere Wahrheit ist daß sich heute immer weniger Bürger getrauen diese Empfindung offen auszusprechen. Sie nehmen sie wahr und blitzschnell durchfährt es sie, sie müssen politsch korrekt sein, für Buntheit und gegen Ausgrenzung. Aus diesem Grund wird ständig betont Homosexualität sei normal. Wäre sie normal dann müßte es nicht betont werden. Es wird schließlich auch nicht ständig betont daß die Isar abwärts und nicht aufwärts fließt. Das ist nämlich offenkundig!
Man ist heute im Kollektiv der Ansicht man dürfe niemanden mit seinen Äußerungen verletzen. Das sehe ich anders. Von Beleidigungen sollte man Abstand nehmen, wenn man ein anständiger Mensch bleiben will. Verletzen aber kann und soll man Menschen damit sie an ihrer gescheiterten Persönlichkeit zerbrechen um auf dem Trümmerfeld eine gottgewollte Existenz aufzubauen damit sie ein nützliches Glied in der ewigen Kette des Volkes werden.
Lesbianismus ist ebenso widerlich und sollte verachtet und nicht gefördert werden. Warum viele Männer Lesbianismus unterschätzen ist die Folge von Pornokonsum. Wirklicher Adressat dieser Pornos sind Männer, die 80-95% der Pornokonsumenten stellen. Ziel dieser Filme ist sie sexuell zu erregen. Mit Lesbianismus im klassischen Sinne hat das nichts zu tun. Lesben haben meist eine gestörte Vaterbeziehung oder wurden von Männern halb tot geprügelt. Insbesondere wenn sie erst später lesbisch werden ist dies ein entscheidender Faktor.
Wie könnte man das Ganze jetzt lösen. Schluß mit Homoehe und Zurschaustellung dieser Störungen in den Medien. Man sollte dies Leute in Ruhe lassen solange sie ihre Betätigung nicht in der Öffentlichkeit ausleben. Aus den Medien ist dieses Thema zu entfernen!

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