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„Ami go home!“ – Aber Obama darf bleiben

Von Julian Marius Plutz.

Kalt war es im April, als die Vereinigten Staaten Ihren Präsidenten die letzte Ehre erwiesen. Die Kinderlähmung hat den Roosevelt über die Jahre gequält und eine Hirnblutung ihm schließlich das Ende beschert. Nur wenige Tage nach dem Tod erreichte die Easy Company Landsberg und befreite die Häftlinge aus dem Konzentrationslager Kaufering IV. Ich mag es mir nicht ausmalen, wie scheußlich der Anblick für die teils blutjungen GIs gewesen sein muss, als sie die toten und halbtoten Insassen erblickten und in ihren Augen sich die blanke Entmenschlichkeit widerspiegelte, die die Deutschen in industrieller Präzision sprichwörtlich fabrizierten.

Den wackeren und treuen Amerikanern ist es zu verdanken, dass wir heute nicht von einer Horde Nazipack regiert werden. Der deutsche Michel in seiner Lust am Devotismus war dazu nicht in der Lage. Sein Gemüt schien zu bequem, seine Moralvorstellung zu modrig. Zu sehr manifestiert war die „Befehle müssen ausgeführt werden“- Mentalität im Es implementiert, das Ausschwitz, Buchenwald, Keufering und wie die Höllenlager alle hießen, erst möglich machten. Doch statt Respekt und ja, auch ein klein wenig Dankbarkeit gegenüber den Befreiern zu zeigen, sind die einzigen Emotionen, nur negativ: Der kulturlose Ami ohne Manieren und schlechten Essensgewohnheiten. Der Zupfer, der sich täglich gegenseitig über den Haufen schießt und Kriege zum Vergnügen führt. Ungebildet ist er auch noch, der verfluchte Amerikaner aus dem Land ohne Gesundheitssystem und sozialer Sicherung. Und oberflächlich ist er, Heimatland! Wie kann man nur so blasiert sein!

„Der Ami weiß es nicht besser“

Wo besonders der gemeine Linke bei anderen ausländischen Gruppen stets mahnt, man solle differenzieren, so kann er beim Ami mal so richtig die Sau rauslassen. Und keinen interessiert es, weil ja jeder mitmacht. Denn wenn die Mehrheit etwas tut, dann kann es ja nicht so schlimm sein. Und wenn es dann noch im SPIEGEL steht, braucht man sich gar keine Sorgen zu machen. Sie stehen auf der richtigen Seite! Ja! Kein Wort kann zu hart sein, kein Vergleich zu schief, um diesen vermaledeiten Landstrich zu beschreiben. Und wenn man es besonders korrekt machen will, dann beginnt man einen Kommentar mit den Worten „Die Trumps, Putins und Erdogans“, wahlweise noch „Orbans und Bolsonaros dieser Welt“. Dann wirkt es besonders durchdacht und die Chance auf eine Karriere als Tagesschau Kommentator steigt.

Der Antiamerikanist kennt alle Fakten. Natürlich informiert er sich bei den geneigten Medien über die Staaten. So ist er fest davon überzeugt, dass Bernie Sanders der bessere Präsident gewesen wäre, da dieser einen Sozialstaat nach europäischem Vorbild aufbauen wollte, wofür der Zupfer bislang einfach zu doof war. So vermag er nicht zu erkennen, wie golden das Leben mit einer Staatsquote von 44% ist. Was ihm dadurch entgeht, dem Ami, wird der Antiamerikanist nie verstehen. „Er kennt’s halt nicht anders“, sagt er sich.

Kopfschüttelnd bescheinigt er am heimischen Familientisch bei französischen Wein und Schweizer Käsewürfel den kollektiven Hirntot der USA. Trump wäre nie gewählt worden, dieser ungehobelte Faschist, wenn er nicht in diesem Internet Fake News verbreitet hat. Dass Obama mit seiner „Yes, wie can!“ Kampagne den Wahlkampf in Sozialen Medien völlig neu erfand, geschenkt. In diesen Kreisen gilt es als höchst verdächtig, wenn Politiker Politik in erster Linie für das eigene Volk machen. Verfassungsschwur hin oder her, das tut man im Jahr 2020 einfach nicht mehr. Ansonsten ist man nah am Faschismus. Die USA hat gefälligst Politik für Europa zu machen, so wie Deutschland Politik für Italien und Syrern zu machen hat.

Kein Interesse an gleichen Standards

Eine durchaus sportive moralische Flexibilität mussten die Antiamerikanisten während der Obama Zeit an den Tag legen. Acht Jahre waren sie in der Lage. das verhasste Land wenigstens ein bisschen weniger zu hassen, weil der POTUS einfach ein unglaublich cooler Typ war, schwarz obendrein und, darunter geht schon lange nix mehr, Mitglied war der Demokratischen Partei. Da is es Nebensache für die eigentlich pazifistische Linke, dass Obama , für die an sich pazifistisch eingestellten Linken drei Kriege angezettelt hat und Trump bisher keinen. Doch darüber wird großzügig hinweggesehen, passt es doch nicht in die Erzählung des edlen Ritters.

Dagegen erwärmt es das salonantisemitische Herz beim Gedanken, wie sehr der Ex Präsident in seiner Amtszeit mit Israel fremdelte. Das Land der Juden war für sie schon immer ein Dorn im Auge, dessen Existenz man immer wieder verbal bestätigen muss, um es damit in Frage zu stellen. Israel ist der territoriale Beweis, dass die Deutschen 1933 bis 1945 menschlich in genau der Weise versagt haben, die Historiker als präzedenzlos bezeichnen. Dieser Schmerz sitzt tief. Das kann man den Juden unmöglich verzeihen. Und auch nicht dem Ami, der es wagt, Israel, zumindest im Moment, nicht zu hassen, ja es sogar schützen zu wollen.

Selbst jede zarte und rare Zustimmung Trumps Politik muss stets mit einer Bewertung seines Charakters garniert werden. Negative Bewertung versteht sich. Als wäre die Beschreibung, er sei ungehobelt und ein Trampel (Als irre komisches Wortspiel gilt „Trumpel“), sofern sie stimmt, in irgendeiner Form wichtig, um seine Politik einschätzen zu können. Gleiches kam mir bei Obama nie zu Ohren, für den es ebenso negative Vorurteile finden würden. Doch fürs Messen mit gleichem Maßstab bleibt keine Zeit für den Antiamerikanisten. Trump ist der Proto-Ami, der in ihren Augen alles Schlechte vereint. Wenn Obama Batman ist, dann ist Trump Bane.

Über amerikanische Verhältnisse

Die größte Angst jedoch der Linken ist es, dass „amerikanische Verhältnisse“ herrschen. Lebten wir in diesen wüsten Gegebenheiten, Deutschland würde im Verderben versinken. Sodom, Gomorrha und Mc Donalds würden das Land prägen. Das Sozialsystem würde abgebaut, Militär dagegen aufgebaut. Die Arbeitslosigkeit würde zwar sinken und die Qualität der Produkte steigen. „Aber für welchen Preis“, denkt sich Antiamerikanst. „Heimatland, steh mir bei, dass das niemals passieren wird!“

Die Gefangene im KZ Kaufering hätten sich dagegen viel eher amerikanische Verhältnisse gewünscht, dann hätten sie vielleicht überlebt. Der Bestseller-Autor J.D. Sallinger, damals als 26-Jähriger Soldat vor Ort, beschrieb die Situation mit den schrecklich-traurigen Worten:

You never really get the smell of burning flesh out of your nose entirely, no matter how long you live“ – „Du bekommst nie wirklich den Geruch von brennendem Fleisch aus deiner Nase, egal wie lange du lebst

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