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Der moralische Zerfall des FC Bayern

von Julian Marius Plutz.

Viel zu frei stand Kingsley Coman im Strafraum der Pariser, als der Ball wie bestellt auf seinen Kopf landete. Der Franzose im Trikot der Bayern enttäuschte nicht und vollendete lehrbuchartig und unhaltbar ins Tor der PSG. Es war der Anfang des Endes eines beispiellosen Turniers, in der das Wort „Dominanz“ eine neue Bedeutung erfuhr, die auf dem Namen 1.FC Bayern München hört. Ich bin mir sicher, die „Brüder“, wie der Vorbereiter Joshua Kimmich nach dem Spiel seine Kameraden nannte, fühlten in der Nacht von Lissabon diese Unsterblichkeit, die Oliver Kahn 2001 beim ersten Gewinn der Champions Leauge jede Pore seines Körpers ausstrahlte.

Fußball ist Pathos. Fußball ist Emotion. Und Fußball kann auch, wenn man dem richtigen Verein angehört, wunderschön sein. Der vergangene Sonntag war für mich so ein Erlebnis. Einerseits. Sie werden es nach der Einleitung kaum für möglich halten, aber ich bin Bayernfan. Und ja, auch meine Freude war groß über das Triple. Doch jeder Spaß hat mal ein Loch, in dem Fall eines, das seit Jahren existiert und mich seit Jahren stört. Es hört auf den Namen Qatar. Das ist das „Andererseits.“

Das Emirat ist eine islamische Monarchie

Böse Zungen behaupteten im Vorfeld des Finales, es spiele Qatar gegen sich selbst. Das ist sicher überzogen, aber auch nicht falsch. Seit 2011 ist Paris Saint-Germain in den Händen der katarischen Investorengruppe QSI. Die Übernahme des Fußballvereins gilt als der zentrale Baustein im Vorhaben, das Image des Emirats aufzupolieren. Whitewashing mit Brainwashing. So weit ist es beim FC Bayern, trotz Rummenigge (noch) nicht.

Aber immerhin: Seit Jahren absolvieren die Profis äußerst medienwirksam ihr Trainingslager in Doha. Doch nicht nur das: Im Jahr 2018 wurde Qatar Sponsor des Rekordmeisters. Gut sichtbar rankt am Ärmel des Trikots das Logo des Emirats. Für einen Ehrenpräsidenten, der hohe moralische Ansprüche fordert, geschweige denn es handle sich um die Eigenen, ist das ein ziemlicher „Scheißdreck“, wie Uli Hoeneß schon mal die Leistung von Ex-Spieler bezeichnete. Anders gesagt: Es kümmert ihn nicht.

Qatar ist eine radikal-islamische Monarchie und, wenn man als Maßstab das pro Kopf Einkommen nimmt, das reichste Land der Welt. Das alleine wäre natürlich kein Problem, wenn sie nicht gleichzeitig Teile ihrer Einwohner versklaven. Und wenn der gleiche Uli Hoeneß allen Ernstes anbringt, die „nicht perfekten“ Arbeitsbedingungen würden sich auch nicht verbessern, wenn es kein fußballerisches Engagement dort gäbe, dann hat er recht. Aber dann ist der FC Bayern oder die Fifa, Stichwort WM 2022 auch nicht Teil dieses Schweinesystems.

Man trägt Schwulenfeindlichkeit auf dem Ärmel

Neben den desolaten Arbeitsbedingungen für die Unterschicht kommen die theistisch erwünschte Knechtschaft Teile der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Deutschland herrscht in Qatar ein wirkliches Patriarchat und der Mann, vorausgesetzt er ist heterosexuell, genießt die vollen Vorzüge der Privilegien. Frauen haben sich in ein Abaya einzusperren, ein tradioniell islamischen Stoffgefängnis. Das Niquab, also der Gesichtsschleier, darf ebenfalls nicht fehlen. Ehen werden in aller Regel „arrangiert“, was eine ziemlich euphemistische Formulierung für eine brutale Zwangsehe darstellt. Und während dem Mann die Mehrfachehe gestattet ist, darf die Frau sich nicht mal von sich aus scheiden lassen.

Ebenso wenig interessieren sich die Großkopferten von der Säbener Straße um den Zustand von Homosexuellen in Land. Bis zu fünf Jahre drohen queeren Menschen, wenn die Gesinnungspolizei einschreitet. Für diese abartige Kultur fordert der Wüstenstaat, auch noch respektiert zu werden. Und die Muslimbrüder haben Glück: Genau diesen Respekt zollt ihnen der FC Bayern, indem einer der bekanntesten Fußballclubs der Welt dieses Land auf dem Ärmel trägt. Mit bayrischer Gleichgültigkeit legitimiert der Verein Schwulenfeindlichkeit.

Kapitulation vor dem Islam

Ist es das Menschenbild, das der FC Bayern unterstützen will? Wie lächerlich wirkt der toleranztrunkene Spot „Rot gegen Rassismus“, wenn sich der Verein gleichzeitig in diesem islamofaschistischen Land engagiert. Anrüchig findet das wohl keiner. Rassismus und Faschismus seien Alleinstellungsmerkmale des Rechtsextremismus und zwar nur und ausschließlich. Alles andere sind kulturelle Eigenheiten, die man doch tolerieren müsse, ansonsten sei man ja schon fast selbst Rassist. „Rot gegen Rassismus!“ und „Wehret den Anfängen!“

Mit „Wehret den Anfängen“ sind übrigens nur die Anfänge von 1933 gemeint, nicht die von 1979, als die islamische Revolution den Iran übernahm. Gemeint ist auch nicht der 11. September 2001, als islamische Faschisten den Krieg gegen den Westen eröffnete. Und ganz bestimmt meint auch keiner die Toten in Orlando. Kulturelle Eigenheit schreibt sich blutrot und das ist ja auch irgendwie bunt.

Es ist mehr als nur ein Verdacht, dass das Regime den IS unterstützt. Und es ist mehr als nur ein Gerücht, dass Qatar die Hisbollah finanziert. Das einzige Ziel der schiitischen Terrororganisation ist die Vernichtung Israels. Wo ist denn hier eure Toleranz, euer „ Nie wieder?“ Auch für den Judenstaat besteht beim FC Bayern kein gesteigertes Interesse.

Der Markt kennt keine Moral – Seine Teilnehmer schon

Vor einiger Zeit schrieb ich über den FC Köln, der die Zentralmoschee auf ihr Trikot druckt. Ich halte es für bedenklich, dass der „Effzeeh“ eine Außenstelle des Islamismus aufwertet, in dem er sich zum nützlichen Idioten Erdogans machte. Genauso verhält es sich mit Qatar und dem FC Bayern. Es ist eine Tragödie, wie bedenkenlos ein Verein sich dem Islam unterwirft. Im Prinzip ist Qatar die Endstufe der Islamisierung. Fast in Reinform wird der Koran nebst Scharia gelebt. Der FC Bayern und der FC Köln leisten dieser Gesellschaftsform, die jede Art von Humanismus ablehnt, Vorschub.

Vereine kann man sich aussuchen. Homosexuelle, wo sie geboren sind, nicht. Das Engagement „meiner“ Bayern in Qatar ist am Ende des Tages auch ein Angriff gegen mich. Seit Jahren stört mich das Engagement in Qatar. Jetzt, im bald in der dritten Saison der Zusammenarbeit ekelt mich die Anbiederung nur noch an. Der Markt als System kennt keine Moral, wohl aber seine Teilnehmer. Die einen können Investments tätigen, oder sie unterlassen. Die anderen können entscheiden, was sie konsumieren und was nicht.

Die Bayern ließen sich nach dem Sieg die Saison standesgemäß feiern. Recht so. Doch könnte bei dem einen oder anderen Spieler die Freude im Halse stecken bleiben, wenn er an die unheilige Allianz mit den Muslimbrüdern denkt. Vielleicht ist es der genau der Spieler, dessen Lebensentwurf schon nicht in den Profifußball passt und schon gar nicht in einen Sharia-Staat.

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Das fränkische Missverständnis – Mit Söder gibt es Schwarz-Grün

Von Julian Marius Plutz

Der Franke und seine Idendidäd, ja, ja, da lächeln Sie schon. Immer bissle debil wirkt er, der Frange, der kein „p“ und kein „t“ kennt und „dir“ und „dich“ stets vertauscht. A Depperle is der Franke, denken Sie. Geschenkt. Bald ist ein Franke Bundeskanzler. Er wäre übrigens der zweite nach dem guten, alten Ludwig Erhard, der ja aus Född war. Also aus Fürth.

Es ist doch so: Bayern sind wir Franken nicht wirklich. Unser Dialekt, konkreter, unsere Dialekte unterscheiden sich stark vom Bairischen, auch wenn das manch ein Ost,- oder West,- oder Nordlicht, kurz Saupreiß, anders sieht. Zwar gehören wir zum Freistaat, was wir mit den üblichen Schmerzen auch akzeptieren. Aber „mia san eben net mia“, sondern „mir sind Frangen, gel? Und jetz a Saidla!

Und da ist es doch für den gemeinen Franken eine Wohltat, so sollte man meinen, dass im Maximilianum zum zweiten mal ein Landsmann das sagen hat, der schon jetzt die altbarischen Pharisäer besser im Griff zu haben scheint, als der glücklose Beckstein. Markus Söder, ein waschechter Nürnberger. Kind der Südstadt und, laut dem SPIEGEL auch mit dem entsprechenden Humor ausgestattet. Als Manfred Ländner, CSU, mehr Auftrittsmöglichkeiten für bayrische Blaskapellen forderte, antwortete der Ministerpräsident: „Ich wusste gar nicht, dass der liebe Manfred Blasen im Freien befürwortet.“. „Billiger Pennälerhumor aus der Nürnberger Südstadt“ sei das gewesen, sagte angeblich ein Teilnehmer der Sitzung. Das war bestimmt so und das ist auch sicher nicht die Meinung der Redakteure.

Mit Vize Habeck in die wohlige Diktatur

Humorlosigkeit kann man ihm nicht abstreiten. Mangelndes Bewusstsein für die richtigen Momente, wenn es um die ganz großen Posten geht, auch nicht. Und er gilt als möglicher Kandidat für das Kanzleramt. Aus machtpolitischer Sicht wäre er sicher keine üble Wahl. Söder ist inzwischen nicht nur ein bisschen grün, sondern immergrün wie Fichten. Beim sogenannten „Bienen-Begehren“ wo es nur am Rande um Bienen ging, empfahl er sich schon mal nach anfänglicher Ablehnung als Schwarz-Grüner Brückenbauer. Dabei war sein ursprüngliches „Nein“ völlig richtig. Denn „Rettet die Bienen beinhaltete unter anderem feste Biolandbau-Quoten und ein Verbot von Pestiziden, das in dieser Pauschalität absurd ist.

Die SPD ist hierbei keine Option für eine Koalition. Sie wird nicht mehr in eine Regierung unter Führung der CDU eintreten. Die Partei hat es geschafft, sich völlig zu marginalisieren, was eigentlich verkraftbar ist, macht doch die Union ihren Job. Sozialdemokratie ohne die SPD funktioniert schon lange. Nein, nein. Die Sozis werden einen Teufel tun und noch mal in dieser Konstellation regieren zu wollen. Und so ist es nur folgerichtig, dass Saskia Esken schon mal den machtpolitischen Devotismus ausruft und verkündet, als Juniorpartner unter den Grünen zu Verfügung steht. Das ist wie, wenn der FC Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Lyon auf jeden Fall ein Tor schießen will, auch wenn sie dann mir 3:1 verlieren und ausscheiden werden.

Also dann die Grünen. Inhaltlich kaum von der SPD auseinanderzuhalten. Okay, sie haben das attraktivere Spitzenpersonal. Toni Hofreiter bleibt der schönste Politiker im Land, da können Sie sagen, was Sie wollen! Für den Titel kann sich die Eskia Sasken und der NoWaBo noch so strecken, das wird nix. Und wenn Habeck mal wieder von der Bafin keine Ahnung hat und nicht weiß, was die Pendlerpauschale eigentlich wirklich ist, wissen Sie Bescheid: Hier sind Profis am Werk, denen man guten Gewissens das Land anvertrauen kann. Aber Vorsicht, liebe Grünbürgerlichen und Linksbesaiteten: Am Ende baut der schöne Robert die Republik nach chinesischem Vorbild um, was er bei Richard David Precht bereits anklingen ließ.

Ich bin zuversichtlich, dass der große Umbau mir Söder zu machen ist. Seine rigiden Corona-Maßnahmen haben gezeigt, wozu der nette Franke in der Lage ist. Er hat und das teilt er mit den Grünen, keinen Sinn für das Individuum. Er traut ihm nicht zu, freien Entscheidungen zu treffen. Laut seinem Verständnis kann das nur die Politik, die den Bürger lenken muss. Es ist der Moment, in dem das Hufeisen zu einem glatten Ring wird. Der Konservative wie der Sozialist denkt in Kollektiven. Beide brauchen den starken Staat nicht nur, um ihre Ideen umzusetzen. Er ist auch Selbstzweck zum Machterhalt und zwingende Voraussetzung, um ihren Kollektivismus durchzusetzen. Der Einzelne hat sich zu bücken und sich gefälligst dem großen Ganzen unterzuordnen.

Das Hufeisen wird zum glatten Ring

Die Alternative heißt Friedrich Merz. Ich bin wirklich kein Fan von ihm, aber er erscheint mir der einzige unterscheidbare Kandidat zu sein. Fernab von Söder und Laschet generiert sich Merz als einzig liberale Alternative. Nur er könnte die Reformen einleiten, die dem Bürger in die Lage zu versetzen, freiere Entscheidungen zu treffen. Zu tun gibt gäbe es in diesem Bereich genug: Die Steuerlast ist auf Rekordhöhe, die Deutsche Bahn gilt als ineffizient, der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk wird teurer und immer schlechter, während sich die Intendanten krumm und buckelig verdienen. All das wäre mit Söder und schwarz-grün nicht zu ändern.

Da ich die AfD für eine indiskutabel- katastrophale Partei halte und in weiten Teilen eine ebenso kollektivistische Bande ist, bleibt die FDP übrig. Auch das sage ich als Mitglied nicht ohne Schmerzen. Denn in der letzten schwarz-gelben Regierung scheiterte die Partei an sich selbst, an mangelnder Perspektive und Gestaltungslust, was nicht nur an einer Rückgrat-, sowie inspirationslosen Kanzlerin lag. Die FDP leitete die verheerende Eurorettung mit ein, bis heute einer der drei Sündenfälle der Ära Angela. Als erste muss die Partei ihren Vorsitzenden loswerden, um sich neu aufzustellen.

Fromme Wünsche, ich weiß. Aber man wird doch wohl noch träumen dürfen! Der Markus wird’s mir verzeihen. Als Franke müsste er es jedoch eigentlich besser wissen. Denn das Land, das von sagenhaften Bieren und Weinen nur so strotzt, ist ein Urliberales. Von den bräsigen Katholen in Altbayern entwuchs Franken dem authoritären Konservatismus, der im Vatikan endet und nicht, wie das Christentum eigentlich konstituiert ist, bei Jesus Christus. Der Protestantismus hat ihnen da sicher geholfen. Und die Chance auf Buße vor der Beichte, die sich im „Lied der Franken“ manifestierte, erleichtert dies natürlich zusätzlich:

„Du heil’ger Veit von Staffelstein
verzeih mir Durst und Sünde,
valeri, valera, valeri, valera,
verzeih mir Durst und Sünde!“

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Der FC Köln trägt nun Erdogan

Von Julian Marius Plutz.

Für viele Homosexuelle unter uns gibt es in Deutschland vor allem zwei Sehnsuchtsorte. Berlin und Köln. Ersteres verwundert insofern, als die Gewalt gegen queere Menschen in der Bundeshauptstadt im wesentlichen eines tut: Sie steigt. Dann lieber nach Köln, „da is dat Szene größer“, denkt sich sich der interessierte Homo. Und er hat recht. Die Metropole am Rhein ist so gay und so jeck und so bunt, hach, wat schön is doch dat Heimatstadt vom Effzeh!

Und weil Köln so sakrisch offen ist, also so richtig Scheunentor-offen, hat sich der Fußballverein, eben dieser ehrenwürdige FC Köln, eine besonders schöne Sache überlegt. Man trägt Moschee! Nun, nicht auf dem Kopf, oder unter dem Arm, nein. Auf der Brust. Jawoll. Und zwar neben dem abgedruckten Dom. Denn wie wir alle wissen, lautet der Spruch zum Karneval: „Wie losse d‘r Moschee en Kölle!“

Jetzt mal Spaß bei Seite. Was der „Effzeh“ macht, ist nicht mehr als kulturelle Verwässerung. Denn es tut mir leid, lieber Migrantinnen und Migranten, aber Deutschland ist nun mal christlich geprägt. Und Köln mit seinem Prachtbaut, dem Dom, ist katholisch. Das mag nun den einen oder anderen vor den Kopf stoßen, aber kulturelle Geschichte und Gegenwart lassen sich nicht leugnen. Schon gar nicht, wenn sie architektonisch so prominent mit diesem Wahrzeichen eine Metropole definiert. Ich werde nie vergessen, als ich das erste mal in Köln aus dem Bahnhof lief und mich der Anblick des Doms regelrecht umwarf.

Das ist das eine, die kulturelle Identität. Man könnte es auch anders sehen, wenn es sich beim Islam um eine bloße spirituelle Angelegenheit handelte. Dann bliebe die Frage, warum ein Fußballverein eine Moschee auf dem Trikot haben muss. Aber es wäre eine harmlose Debatte um Geschmack oder der Abwesenheit von Geschmack unter Fußballfans.

Da der Islam jedoch nicht nur Religion ist, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Ideologie, wird die Sache komplizierter. Die Stadtmoschee ist neben dem Dom zu Köln auf dem Trikot abgedruckt. Keine große Sache, denkt sich der eine oder andere. Naja. Während der Dom für die Kölner, ob Agnostiker, oder überzeugter Christ, vor allem ein Stück Heimatsymbol darstellt, das dicht mit der Geschichte der Stadt verbunden ist, vergleichbar wie Notre Dame mit Paris, wirkt die Zentralmoschee, erbaut 2018, wie ein Fremdkörper. Als ein inzwischen flugunfähiges, fernöstliches Raumschiff pflanzte DITIP das Gotteshaus in den Stadtteil Ehrenfeld, was viele Anwohner irritierte.

Unvergessen bleibt für die Kölner die Einweihungsfeier. Ranghohe deutsche Politiker durften keine Rede schwingen, wohl aber Staatspräsident Erdogan, was sogar die toleranzbesaitete Oberbürgermeisterin Reker verstörte. Auch die zuständige Staatssekretärin für Integration, Frau Güler, fasste sich an den Kopf: „Damit hat die DITIP das Zeichen gesetzt: „Ja, wir sind vor allem türkisch“. Sie und die Kölner hätten sich für die Eröffnung ein Fest der Kulturen gewünscht. Bekommen haben sie einen Staatsakt auf türkischen Boden. Und wenn man weiß, wie eng die türkische Regierung mit DITIP verhandelt ist, kommt nicht umhin zu sagen: Der FC Köln trägt auf seinem Trikot Erdogan.

Dieses Symbol trägt nun der Verein auf seinem Trikot. Es ist ein weiterer Sieg Erdogans, die Diasporatürken für sein Ziel zu vereinnahmen. Wer sagt, eine Islamisierung findet in Deutschland nicht statt, der sollte sich dieses Trikot ansehen. Es handelt sich um den beflockten Beleg, dass eine Islamisierung in Deutschland voranschreitet. Wer die Augen davor verschließt, wird womöglich in einer anderen Zeit aufwachen, in der Houellebecqs „Unterwerfung“ zur Realität geworden ist.

Ich mache den Kölnern einen Vorschlag zur Versöhnung. Wenn der „Effzeh“ eine Moschee auf ihrem Trikot abdruckt, dann bin ich dafür, dass der Türk Genc SV Köln, ein türkischer Fußballclub, den Davidstern ihren Spielen auf die Vereinsleiber setzt. Das wäre doch so richtig offen, und jeck und bunt.

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Über Linke, Ex-Linke und innere Hygiene

Von Julian Marius Plutz

Am Abend zuvor gingen wir steil. Die Folge war klar: Ein ausgewachsener Kater hatte meinen Körper fest im Griff. Und als ich gerade versuchte, im Badezimmer die vergangenen Biere aus dem Gesicht zu bekommen, empfing ich eine SMS: „Heute ist Demo! Wo bist du?“ Plötzlich fiel es mir wieder ein: „Ich bin ja links!“ Hatte ich mich noch vor den vergangenen Demonstrationen erfolgreich drücken können, gab es nun kein Pardon. Na gut, für die Partei, für die große Sache. Fürs Ganze. Avanti Popolo!

Ich war natürlich zu spät und die Demonstranten, so nannte man noch 2007 Demonstrierende, liefen mit Fahnen und Chören durch Würzburg. Ich wusste noch nicht mal, worum es bei der Veranstaltung ging. Doch das sollte sich ändern, als ich die Palästinenserfahnen sah. „Oh“, dachte ich, „für die Palästinenser also“. Warum auch nicht? Und so lief ich mit. Angewidert verzichtete ich auf das angebotene, obligatorische Handbier, was bei mir ein Konterbier gewesen wäre.

Gefährliche Naivität

Ich hätte skeptischer sein sollen. Denn nicht nur meine Linken Freunde wurden zunehmend aggressiver und lauter, auch Palästinenser, die der Demo beiwohnten krakeelten mit. Und dann hörte ich den Satz, nonchalant, als wäre es nichts, unter anderem von einer Bekannten schreien: „Seid ihr alle taub und stumm, denn Israel bringt Kinder um“. Immer wieder. Ich konnte nicht fassen. Der Jude, der Kindermörder. Eines der ältesten antisemitischen Stereotype und ich war mittendrin.

.Dieses Ereignis und einige Fakten mehr waren der Grund, mich von der Partei „Die Linke“, aber auch vom gesamten Konzept des Linkssein verabschiedet habe. Die Projektionsfläche „Israel“ bietet für den Linken die Möglichkeit antisemitisch zu argumentieren, ohne Antisemit zu sein. In der Quadratur des Kreises liegt die moralische Flexibilität derer, die zwischen „Israel“ und „Jude“ genau mit dem Skalpell segregieren, um dann mit dem Holzhammer auf das Land der Juden zuzuhauen.

Heute bin ich freilich nicht mehr so naiv. Und es gibt auch Linke, die keine Antisemiten sind und die sie BDS Bewegung ablehnen. Sie und für mich kann ein Kampf gegen Antisemitismus nur im Kern proisraelisch sein. Es ist eine Binse, die für viele schon als Provokation reicht, um einen in die Schmuddelecke zu stellen, die sich „rechts“ nennt. Ich war von der Demo so angewidert, dass ich sie verlassen musste. Baby Schimmerlos sprach in einer Folge der Serie „Kir Royal“ von der „inneren Hygiene“, die er einhalten will. Und es war auch mein Bedürfnis, meine innere Hygiene einzuhalten und mich von dieser antisemitischen Bande fern zu halten.

Frau Roth hätte die Demo verlassen können

Einhalten von Hygieneregeln hat in Zeiten der Pandemie völlig zurecht Hochkonjunktur. Leider wurde die äußere Hygiene am vergangenen Samstag bei der „Anti Corona“ Demo in Stuttgart nicht immer eingehalten. Wenn man sich das „Aktionsbündnis Querdenken711“ genauer ansieht, bei „Aktionsbündnis“ zuckt es bei mir schon zusammen, findet man erstaunliche Wortbeiträge. So sinniert ein gewisser Klemens Jakob bei einer Demo, er sei sich ziemlich sicher, dass er mir Covid-19 infiziert sei und werde nun alles tun, um so viele Menschen wie möglich anzustecken. Das hat er gesagt. Und die Menschen jubeln.

Meine innere Hygiene hätte hier rebelliert. Ja, es gibt gute Gründe gegen viele Maßnahmen der Regierung zu sein. Und einige Maßnahmen wurden bereits in Deutschland und einige mehr in Österreich als verfassungswidrig gekippt. Selbst wenn es schlechte Gründe gibt, oder gar keine Gründe für die Ablehnung:. Menschen können für den größten Unsinn auf die Straße gehen. Klemens Jakob fordert aber die Leute implizit dazu auf, andere anzustecken. Also auch Risikogruppen, die es im Zweifel dahinrafft. Spätestens jetzt hätte ich die Demonstration verlassen, wie ich die Demo 2007 verließ.

Jan Fleischhauer erinnerte mich dankenswerterweise an Claudia Roth, die vor Jahren bei einer linksextremistischen Demo mitgelaufen ist. Soweit, so ungewöhnlich für eine Politikerin mit extremistischer Vergangenheit. Und auch wenn sie laut Ihrer Aussage das meterlange Banner, „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ nicht bemerkt hatte – reife Leistung – , die Chöre, „Deutschland, verrecke“ und „nie wieder Deutschland“ konnte sie kaum überhören, beweist sie doch als Bundestagavizepräsidentin ein durchaus feines Gehör. Dies wäre mein Zeitpunkt gewesen, die Demo zu verlassen. Das hätte auch Frau Roth machen können, wenn sie es denn gewollt hätte. Doch sie blieb.

Das Ende meines Linksseins

Ich mache mir die Sache leicht, gehe ich erst gar nicht zu Demonstrationen. Ich fühle mich unter Parolen und Fahnen grundsätzlich unwohl. Aber natürlich erkenne ich den elementaren Sinn von Demos, um den theoretischen Pluralismus in angewandte, freie Meinungsäußerung zu verwandeln, an. Und ich sehe auch ein gewisses Dilemma, wenn man auf einer Demo ist für ein wichtiges Anliegen geht und plötzlich sieht man, sagen wir es zurückhaltend, unliebsame Mitstreiter. So lange das Anliegen an sich nicht anrüchig ist, habe ich da kein Problem mit.

Aber nichts für ungut: Wenn die Antifa an fordernder Front bei einer Demonstration die Polizei mit Steinen bewirft und Läden in Brand setzt, kann die friedliche Mehrheit dahinter nicht einfach sagen: „Was können wir dafür, wenn die paar Spinner durchdrehen?“. Sie werden unweigerlich Teil der Gewalt, denn sie legitimieren mit ihrer Anwesenheit und dem Lamento die Ausschreitungen. Es steht den Vernünftigen frei, die Demonstration zu verlassen. Die steinewerfenden Antifanten hätten keine Chance, wenn sich die Mehrheit der Demonstranten gegen sie stemmen würde. Aber das ist nicht gewollt. Gewalt ist immer schlecht, außer sie kommt von der richtigen Seite, sagen sie sich. Dass diese Denkweise ausgerechnet von Pazifisten kommt, geschenkt.

Die Demonstration gegen Israel vor 13 Jahren läutete das Ende meines Linksseins ein. Meine Vita und meine Haltung machen es mir unmöglich, Teil einer Horde von Israelhassern zu sein. Natürlich hätten Leute wie dieser geschockte Klemens Jakob keine Chance, bei einer Demo aufzutreten, wenn er nicht von der Mehrheit toleriert und gutgeheißen würde. Jeder Teilnehmer trägt Verantwortung, wen er, und sei es mit der bloßen Anwesenheit, unterstützt. Wer das nicht möchte, hält sich fern. Ansonsten nimmt man in Kauf, dass eine vermeintlich gute Sache diskreditiert wird.

An der Anti-Israel Demo, an „Seid ihr alle taub und stumm, denn Israel bringt Kinder um“ war allerdings nichts Gutes. Ich habe zu keinen der damaligen Aktivisten mehr Kontakt. Spätestens als sie merkten, dass ich nicht mehr zum gleichen Verein gehörte, ging für sie der Ofen aus, was schade ist, wenn man politisches und menschliches nicht trennen kann.

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Die Einsamkeit des Zweifelns

Von Julian Marius Plutz

Dieser Beitrag durchbricht meine Konsequenz. Er ist insofern widersprüchlich, weil ich etwas mache, was ich niemals tun wollte und das aus gutem Grund. Ich schreibe über Corona.

Ich war und bin der Ansicht, dass es bei dem Thema der Pandemie zu viele, ja viel zu viele angelesene „Experten“ gab und gibt, die eigentlich nur das Wiederholen, was andere, wiederum sogenannte oder echte Experten sagen und schreiben. Am liebsten werden natürlich nur die Fakten herangeholt, die zur eigenen Haltung passen. Klar. Und für jeden Typen gibt es den passenden Büchenspanner.

Kontroverse Stimmen unerwünscht

Sie sind eher der Typ „knochiger Hund“ und bezeichnen sich als unverbesserlichen Pessimisten? Dann trete Sie dem Team Lauterbach bei! Dass „der seltsame Professor“ auf eine mindestens eine ebenso seltsame Vita blicken kann, sehen Sie hier. Das schreckt den drahtigen Fliegenträger nicht davon ab, pausenlos zu betonen, wieviel Glück doch Deutschland in der Krise bisher hatte. Dr. Stranges wichtigste Eigenschaft: Seine unumstößliche Humorlosigkeit, die an die eines irischen Hafenarbeiters am Ende einer Woche Konti-Schicht erinnert. Das muss wohl so sein, wenn man der Liveticker der Corona-Neurotiker sein will.

Dem Team Lauterbach schließt sich das Team Drosten. Ich weiß nicht, wie oft ich „das ist mein Lieblingsvirologe“ gehört habe, viel zu oft. Also ich bin ja so konstituiert, dass ich weder einen Lieblingspandemiker, noch einen Lieblingsornithologen und auch keinen Lieblingspodologen auserkoren habe. Naja, gut, der Christian Drosten, also. Der Professor, der zwar keine Ahnung hat, was Herr der Ringe ist, wohl aber um sie Nutzung und Wirkung von Twitter weiß, wo er gerne mal einen Kollegen anpflaumt, wenn dieser ihn, die Primadonna von der Charité, kritisiert.

Dabei gibt es kontroverse Stimmen jenseits des „Brokkoli Goebbels“ Atila Hildmanns. Fangen wir mit etwas vergleichsweise Positives an, der geneigte Leser, bzw in dem Fall der geneigte Hörer der Achse des Guten wird den Fakt bereits kennen. Der Demograph und Finanzstatistiker Professor Pflaumer errechnete, dass es in Deutschland bisher keine Übersterblichkeit gibt. So richtig durchgeschlagen hat diese doch erfreuliche Nachricht nicht. Andere sehen die Angst vor dem Virus als überzogen, wie der Rechtsmediziner Peter Püschel, der „Corona Tote“ obduzierte. Ebenso hat der renommierte Schweizer Immunologie Professor Stadler Zweifel, in die sich Prof. Ioannidis der Uni Standfort einreiht , eine absolute Koryphäe im Fach der Epidemiologie.

Experten können sich widersprechen

Daneben gibt es eben den Kekulé und Streek und noch den einen oder anderen, der wenigstens nicht bedingungslos Feuer gibt für die rigiden Maßnahmen, die anzweifeln lassen, ob sie wirklich alle so verhältnismäßig sind. Doch dazu später mehr. Wenn man einmal von dem leicht debilen Zwist von Drosten und Kekulé absieht, decken sie doch das gerade noch Sagbare in der Corona Krise ab. Wer darüber hinaus sich positioniert, der begibt sich ins Reich der Coronaskeptiker, ein weiteres Bullshitwort. Man wird zum Covidioten, wie Saskia „das Biest“ Esken die Demonstranten gegen die Corona Maßnahmen nannte. So weit haben wir es gebracht.

Experten kann man folgen und Experten können sich widersprechen. Diese unangenehme Situation der Unklarheit überfordert viele. Also suchen sie sich einer der Teams aus und folgen den Worten der „Führer“. Komme, was wolle. Dass der Irrtum zum wissenschaftlichen Arbeiten gehört und sogar elementar ist, wird dabei übersehen. Empirie ohne Falsifikation, also das Widerlegen einer vermeintlich falschen Hypothese, ist im Kern unwissenschaftlich.

In einer zutiefst verunsicherten Gesellschaft ist die Sehnsucht nach geklärten Verhältnissen so groß, dass sich Menschen der einen, singulären Wahrheit unterwerfen. Und da Religion aus der Mode gekommen ist, folgen sie dem Äquivalent im wissenschaftlichen Gewand. Doch die Lust an der Erkenntnis, die Suche nach Wahrheit scheint den Schäfchen, die den Expertenführern folgen, abhandengekommen zu sein.

Der elende Tod

Wenn die Großeltern ihr Enkel nicht mehr sehen wollen, bis ein Impfstoff gegen Covid-19 verfügbar ist, so geschehen in meinem Umfeld, dann ist das nicht nur neurotisch, es ist auch menschlich zutiefst brutal. So kann es sein, dass sie das Kind zwei Jahre nicht sehen, aber dafür pumperl gesund bleiben, aber dann trotzdem versterben. COVID-19 überlebt, dafür fragt der Enkel die Mutter, als sie auf der Beerdigung sind und auf die entsättigten Bilder vor den Särgen zeigt: „Mama, wer sind diese alten Menschen?“

Von einem Bekannten liegt der Bruder im Sterben. Doch er darf ihn nicht sehen, weil er auf einer Intensivstation liegt. Direkter Kontakt sei zu gefährlich. Die Straßen und Geschäfte sind, das ist meine Beobachtung seit Monaten, weitestgehend von alten Menschen und Behinderten im Rollstuhl bereinigt. Die Angst vor einer Infektion lässt Menschen vereinsamen. „Survival of the fittest“ bekommt hier eine besonders geschmacklose Note.

Die wunderbare Thea Dorn schrieb bereits im April „Es gibt noch etwas schlimmeres, als den Tod: Den elenden Tod.“ Wie recht sie leider behalten hat. Das Grundgesetz kennt den Begriff der Verhältnismäßigkeit, was Maßnahmen zur Einschränkung der Freiheit betrifft. Das ist das eine. Doch es gibt auch eine Verhältnismäßigkeit des gesellschaftlichen und eigenen Verhaltens, das keine Paragraphen berührt, sondern eher das Handeln im gesellschaftlichen Zusammenleben. Ist es verhältnismäßig, dass der Enkel seine Großeltern bis zum Impfstoff, der, wann auch immer, kommen wird? Und ist es verhältnismäßig, dass mein Bekannter seinen Bruder nicht in den letzten Tagen seines Lebens begleiten würde? Ich finde nicht. Wenn der zu Tode gesagte Begriff „soziale Kälte“ für mich eine Bedeutung hat, dann hier.

Ich bin übrigens nicht klüger, als Sie. Auch ich war mehr als besorgt, als das RKI seine Horrorzahlen zu Beginn der Pandemie bekannt gab, was zur ein- oder anderen Überreaktion geführt hat. Doch je länger die Maßnahmen dauerten, je kratischer die Politik ihre Politik der Abschottung betrieb, je mehr widersprüchliche Zahlen und Fakten ich las, desto stutziger wurde ich. Und garantiert werde ich mich auf keine kruden Verachwörungstheoretiker einlassen oder auf geschätzte Virologen, die zu Aktivisten werden. Im Zweifeln liegt auch immer eine Einsamkeit.