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Die Larmoyanz der Berufsmigranten

von Julian Marius Plutz.

Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Ich bin Teil einer Randgruppe. Ja, da schauen Sie! Aber diese Geschichte ist wahr. Ich gehöre zu einem Teil der Gesellschaft, die ein anderer Teil, die Ewigguten aus der linken Ecke, retten wollen. Problem an der Sache: Ich bin weder auf Hilfe angewiesen, noch halte ich mich für schützenswerter, als andere. „Ich bin Icke“ würde Thomas Hässler sagen und „I am what I am“ sänge Gloria Gaynor. „I walk the line“ raunte Johnny Cash, „I‘m still standing“ trällerte Elton John und „I am the walrus“ die Beatles. Naja.

Sie fragen sich vielleicht, inwieweit es wichtig sei, dass ich mich als Minderheit zu erkennen geben sollte. Es wird relevant, wenn man daraus Kapital schlagen will. Und das machen Scharen an Berufsmigranten und Vollzeitbetroffene, die mit ihrer Identität Geld verdienen. Das ist auch völlig okay. Jeder soll das arbeiten, was er kann und was ihm gefällt. „I am what I am“ eben. Ein Abonnement auf „Ernst genommen werden“ gibt es jedoch noch lange nicht. Oder wie sagte es einmal ein Sporttrainer so passend: „Kein Applaus für Scheiße.“

„Wo kommst du denn her?“

Jüngstes Beispiel für dieses wunderschöne Zitat ist ein Artikel von Ferda Ataman, in dem sie sich für eine Migrantenquote in Behörden ausspricht. Ich dachte bisher, die Frauenquote sei die Speerspitze des linken Infantilismus und Quoten anderer Randgruppen lediglich geschriebene Übertreibungen kritischer Kommentatoren, um eben die Absurdität der ursprünglichen Forderung darzustellen. Doch weit gefehlt. Für Frau Ataman, siehe Wikipedia, ist die Frage: „Woher bist du?“ bereits unverzeihlicher Rassismus. Ja. Sie meint es todernst.

Eine solche Begegnung, #vonhier, wie Atamans Hashtag sich nennt, hatte ich vor einiger Zeit mit einem Taxifahrer. Als ein Bekannter und ich nach Hause fuhren und wir mit dem Chauffeur, der fließend deutsch mit hörbaren Akzent sprach, sowie südländisch aussah, er also offensichtlich seine Wurzeln nicht in Deutschland hat, passierte es. Wir redeten über dies und das, hauptsächlich ging es um internationales Essen, als der Bekannte die Frage stellte, die beinahe den 3. Weltkrieg auslöste: „Wo kommen Sie eigentlich her?“ Es folgten Tiraden von Wort- und Satzstanzen über Rassismus und Islamfeindlichkeit (von Religion war nie die Rede) des taxifahrenden Aktivisten. Dabei war mein Bekannter einfach nur interessiert. Und ich auch.

Emotionen als politisches Argument

Ein wesentlich bekannteres Beispiel ist das Buch von Noah Sow, laut der taz ein Standardwerk in Sachen Rassismus, das mir dankenswerterweise geschenkt wurde. Grüße an Simon an der Stelle. Es heißt „Deutschland schwarz weiß“, was durchaus eine korrekte Selbstbeschreibung darstellt, so holzschnittartig und stilistisch limitiert die Aktivistin sich von Wort zu Wort, Satz zu Satz und Seite zu Seite kämpft, ja mehr noch quält. Eine Diskriminierung, eine Gemeinheit und Unverfrorenenheit der Biodeutschen jagt die nächste. „Schwarzafrikaner“, zu sagen ist leider rassistisch. Hergè? Fascho! Selbst die drei ??? sollten sich in die drei Hackenkreuze umbenennen, so rassistisch Justus Jonas und Kollegen das weltoffene Kalifornien besudeln.

Bei der Lektüre müsste der größte Menschenfreund und Antirassist früher oder später zum Wilkenson Nassrassier greifen, denn enttarnt Frau Sow ihn als unwertes, weil rassistisches Leben. Ab ins politisch korrekte Gulag! Die Autorin schreibt eigene und ihr vermutlich zugetragenen Erfahrung in einer atemberaubenden Larmoyanz, dass man irgendwann tatsächlich Mitleid bekommt. Ist das etwa das Ziel?

Um eine Zwischenfrage vorweg zu nehmen: Nein, weder Frau Sow oder Frau Ataman oder der Taxifahrer sind wichtig in dem Sinne, dass sie etwas geistreiches für die Debatte beitragen würden. Doch sie sind relevant, denn sie bestimmen die Debatten. Sie stellen „ihren Migrationshintergrund in den Vordergrund“ wie Hamed Abdel-Samad diese Haltung in seinem tollen Debütroman „Mein Abschied vom Himmel“ einst beschrieb. Identitätspolitik vor Sachargumente, Gefühle vor Ratio, Befindlichkeiten vor Argumente. Gegen Emotionen hilft kein sachliches Wort. Jede Zahl wird irrelevant. Wenn vier unabhängige Experten befinden, es sei unbedenklich die Autobahn am Rande des Wohngebiets zu bauen, ein Anwohner jedoch sagt, „ich habe aber Angst“, dann hat er die Debatte bereits für sich entschieden. Wenn Gefühle alleine den Verstand beherrschen, dann verabschiedet sich selbiger.

Der Eintritt in das moralisch reine Land

Den Diskurs zu bestimmen heißt, Politik machen zu können. „Zu gestalten“, wie es Politikergestalten gerne euphemistisch und mit glasigen Augen betonen. Daher kann die Aktivistin Frau Ataman Quoten für Migranten fordern. Das Establishment der Linksbürgerlichen dankt es ihnen mit Anerkennung, vor allem aber mit politischer Würdigung. So arbeitet die Berliner Linkspartei, wer sonst, bereits an der Quote, wie sie in dem selben Artikel ersehen können. 2021 soll diese „besondere“ Quote, wie Frau Ataman richtigerweise schreibt und zwar „zur Einstellung und Förderung von von Rassismus Betroffenen und Menschen mit Migrationsgeschichte, die zu einer Repräsentanz entsprechend ihrem Berliner Bevölkerungsanteil auf allen Ebenen der Verwaltung führt“.

Ein Pech, dass weder Opfer von Antisemitismus, noch Schwulenfeindlichkeit berücksichtigt werden. Denn so ist es durchaus möglich, dass der gemeine Homo oder Jude eben keine Migrationsgeschichte zu bieten hat, was offenkundig ein besonderes Gütesiegel darstellt. Oder Frauen, Atheisten, oder Mormonen, oder libertäre Liberale. So ist das nunmal, wenn man die Büchse der Pandora, hier die Büchse der anspruchsdenkenden Berufsdiskriminierten öffnet. Der Eintritt in das moralisch blütenreine Land kostet den Verstand.

Ich bin Teil einer Randgruppe. Und jetzt? Bin ich moralisch im Recht, weil ich Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht habe, dass im Ausgleich nun andere diskriminiert werden? Macht das eine das andere ungeschehen? Denn genau darin liegt die Forderung. Eben weil derjenige aufgrund seiner Migrationsgeschichte vermeintlich oder tatsächlich schlecht behandelt worden ist, sollte er eher einen Job in der Verwaltung bekommen, als der gemeine Biodeutsche. Rassismus, ja, schon. Aber dieses Mal von der richtigen Seite. Wenn jeder ein bisschen diskriminiert wird, ist am Ende keiner diskriminiert worden. Doch so funktioniert kein Zusammenleben. Nicht mal bei der Linkspartei, oder bei den Damen Sow und Ataman.

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Mein Jahresrückblick (fast) ohne Corona

Von Julian Marius Plutz

Deutschland Ende Dezember: Millionen Menschen sitzen mit leicht einen Sitzen vor den Flimmerkasten und starren, falls die Nordmanntanne den Blick in Richtung Rundfunkgerät zulässt, in das immer gleiche Programm: Jahresrückblicke, der kleine Lord, die Feuerzangenboje, Dunja Halali, Jahresrückblicke, Sissi und der Kalle Böhm, der kleine Lord, die Feuerzangenboje, Vierschanzenrournee, die kleinen Strolche. Jahresrückblicke, bis der Papst platzt. Ab dem 20. Dezember wird zurückgeblickt! Bis 2020 vorne und hinten wieder rauskommt. Moderiert von Dunja Halali.

Über unsägliche Jahresrückblicke

Diese überaus unsäglichen Rückblicke machen weder Sinn noch Spaß. Ja. Möglichkeit 1: Bei den schönen Momente wird man schnell traurig, denn, die Momente sind ja vorbei. Und wer weiß, wie das neue Jahr wird, wann das Glück mal wieder bei einem halt macht. Wenn ich an Februar denke, denke ich an die Veranstaltungen, die ich damals noch besuchen konnte und die ich sehr wahrscheinlich 2021 weiterhin fern bleiben muss. „Glück macht durch Höhe wett, was ihm an Weite fehlt“, hat der Robert Frost einmal geschrieben. Leider ist das unwahr. Das Glück vom Februar macht im Dezember mal so gar nix wett. Es macht lediglich traurig.

Möglichkeit 2: Man erinnert sich an die schlechten Momente und denkt sich: „Hm, das war aber scheiße! Wenn das mal nicht 2021 so weitergeht!“ Wenn man ehrlich ist, spricht vieles dafür. Wo steht geschrieben, dass nach einem schlechtes Jahr ein Besseres kommen muss? Nirgends. 1943 war in Deutschland ähnlich bescheiden wie 1942 und 1941. Außer man war Teil der Nazielite.

Vor einigen Tagen fiel mir ein Buch ein, das mir gut gefiel. „Vaterland“ vom Robert Harris. Ja. In dem Roman zeichnete der Autor eine finstere Welt. Die Nazis haben den zweiten Weltkrieg 1945 nicht verloren, sondern gewonnen und beherrschen ganz Europa.

Heute beherrschen Corona-Maßnahmen den Kontinent. Doch was wäre, wenn das Virus gar nicht erst entdeckt wurde? Wenn unser Leben ab März so weitergegangen, wie im Februar und Januar, Dezember 2019 et cetera?

„Pessimist“, werden Sie sich denken und ja, das bin ich wohl geworden. Ich glaube nicht wirklich, dass sich in absehbarer Zeit etwas zum besseren wenden wird. Der Verlust meines Optimismus gehört auch zu diesem Jahr 2020. Doch darüber soll es nicht gehen, habe ich doch viel mehr als nötig über Corona respektive die politischen Maßnahmen, ein Wort, das mich nur noch aggressiv macht, geschrieben. Nein. Ich mache das anders.

Friedrich Merz ist Kanzler

Am 10. Febeuar kündigte Annegret Kramp-Karrenbauer an, den CDU Parteivorsitz abgeben zu wollen. Das auslösende Ereignis ereignete sich fünf Tage zuvor: Der FDP Politiker Thomas Kemmerich wurde zum Ministerpräsidenten in Thüringen gewählt. Anklagepunkt: Demokratie. Denn womöglich, die Wahl war immerhin geheim, wurde Kemmerich neben Stimmen der AfD auch mit dem Votum CDU Abgeordnete gewählt.

AKK, Kandidatin von Merkels Gnaden, war wenig amüsiert. Ihre Hilflosigkeit zeigte ihre Machtlosigkeit und so zog sie die verständliche Konsequenz. In einem Corona-Maßnahmen-freien Deutschland wäre am geplanten Parteitag, den 25.04.2020, Friedrich Merz, Gesetz dem Falle, er hätte sich gegen Laschet und Röttgen durchgesetzt, Parteivorsitzender. Die Zusammenarbeit mit den SPD Vorsitzenden Norbert Walter Borjahns und Saskia Esken ist von nun an schwierig bis unmöglich. Denn endlich haben die beiden Salonsozialisten ihr passendes Feindbild. Merz ist für sie Glücksfall: Als ehemaliger Topmanager aus der bösen Finanzbranche lebt der Sauerländer offen konservativ.

Donald Trump wurde wiedergewählt

Als Merz mit Merkel endgültig gebrochen hatte und die K-Frage mit Markus Söder bei einem Frühstück in Nürnbergs Süden zu Gunsten des CDU Politikers entscheiden konnte, bricht auch die große Koalition. Die noch-Kanzlerin macht mit Steinmeier den Weg frei für Neuwahlen. In einem wüsten Lagerwahlkampf setzen Scholz, Die Linke, wie auch die Grünen ganz auf GrünRotGrün. Mehr noch: Kanzlerkandidatin Annalena Baebock schließt eine Koalition mit der Merz-Union aus. Am Ende verpasst er die absolute Mehrheit nur knapp und geht mit einer dezimierten, aber im Bundestag vertretenen FDP eine Koalition ein.

Am 3. November wurde Donald Trump mit einem Erdrutschsieg als Präsident der Vereinten Staaten wiedergewählt. Noch nie hat ein Präsident so viele Stimmen bekommen und noch nie versagte ein Gegenkandidat so sehr, wie Joe Biden. Noch am gleichen Tag erkläre der demokratische Herausforderer seine Niederlage. Noch nie erhielt ein Herausforderer so wenige Stimmen. Die EU schickte zerknirscht halbherzige Glückwünsche. In Jerusalem dagegen jubelten viele, erhofften sich die Israelis doch weiterhin echte Solidarität und nicht nur warme, ferne Worte.

Niemand würde Christian Drosten kennen

Karl Lauterbach wäre lediglich einer von vielen, leidigen Politikern und nicht nationaler Metronom des neuen Autoritarismus. Hubertus Heil hätte ohne Corona nicht zwei Branchen, die der Personaldienstleister und die der fleischverarbeitenden Betriebe durch sein Gesetz massiv geschadet. Und Markus Söder hätte sich nicht als wohligen Kollektivisten inszeniert, der alles, auch Grundsätze einer freien Gesellschaft, dem Machtausbau unterordnet. Er hat seinen Machiavelli gelesen.

Keiner würde den verlogenen Satz „There is no glory in prevention“ kennen. Der Satz suggeriert, dass der Politiker, der präventive Maßnahmen verordnet, keinen Ruhm ernten würde. Dann wäre Markus Söder nicht heißester Kanzleranwärter und Trump oder Johnson nicht für ihren Kurs so stark kritisiert worden.

Niemand würde Christian Drosten kennen. Es hätte auch kein albernes Diva-Gehabe auf Twitter mit ihm gegeben. Ebensowenig wäre der Welt eine sagenhaft peinliche, weil von Unwissenheit strotzende Rede zur Verleihung des Schillerpreises erspart geblieben, in dem der Virologe ein formidables Beispiel für das Phänomen deformation professionelle abgab.

Wir alle hätten keine Idee gehabt, wozu dieses Land mit diesem System und diesen Politikern in der Lage sind. Keiner hätte sich die Fragestellungen und irren Aussagen träumen lassen, die unsere Intelligenz und Ratio beleidigten:

– „Findest du es eine gute Idee, dich mit 4 Leuten zu treffen und dann hier her zu kommen?“

– „Was sollen die Nachbarn denken, wenn wie so viele sind in den eigenen vier Wänden?“

– „Die Maske ist unser Freund.“

– „Wer sich weigert, geimpft zu werden, sollte nicht beatmet werden.“

– „An Weihnachten schicken wir keine Polizei nach Hause“

– „Schiller würde Maske tragen!“

„Die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen.“

Jeder Mensch ist möglich

2020 war das Jahr der intellektuellen Defizite. Keiner, der noch alle beisammen hat, würde auch nur einen Satz davon ernst nehmen. Die Urheber, die Drostens, Söders, Günthers und Co würden sich für ihren Unsinn rechtfertigen müssen. Doch nicht in Zeiten des epidemischen Wahnsinns. Angst frisst Hirne auf. Risiko und Gefahr werden vertauscht. Und Karl Lauterbach will endlich Gesundheitsminister werden.

Und wenn dann endlich der letzte, ranzige Jahresrückblick im Rundfunk seinen Abspann zeigt, ist auch schon Silvester. Gezwungen gut gelaunte Visagen lächeln uns in völlig verblödeten, zuschauerlosen Shows ins neue Jahr. Wird’s besser? Ich glaub‘ ja nicht, auch wenn ich es hoffe. Was bleibt ist der Zuspruch an den Einzelnen, dass jeder Mensch möglich ist. Manchmal ist die Hoffnung der einzige Trost und manchmal ist die Hoffnung Lazarett in Zeiten mentaler Kriege.

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Dosier Frauenquote Teil III – Die Illiberalisierung des Menschen

von Julian Marius Plutz.

Markus Söder ist ein beeindruckender Politiker. Ob als Kritiker Merkels Flüchtlingspoltik oder als großer Befürworter Merkels Politik. Ob als grüner Schwarzer, oder als autoritärer Machthaber in der Corona Krise. Kaum einer ist so schamlos rückgratlos und offensiv opportunistisch. Ein Populist, wie er im Buche steht, dessen wahre Agenda einen einzigen Punkt schmückt: Macht.

Drum ist es auch wenig überraschend, dass sich der bayrische Ministerpräsident für eine Frauenquote in Dax-Vorständen ausspricht. Mit Logik und Verhältnismäßigkeit hat diese Forderung nichts zu tun. Wenn ich großzügig unterstelle, dass in jedem der 30 DAX Unternehmen im Schnitt acht Vorstände sitzen, ergeben das 240 Mitglieder. Wiederum großzügig angenommen, Söder spräche von einer Quote von 50% Damen, reden für über 120 weibliche Vorstände. Im Vergleich: In Deutschland gehen knapp knapp 20 Millionen Frauen einer Erwerbstätigkeit nach. Wir sprechen hier also von einem Gesetz, das de facto niemanden betrifft und wenn, dann beglückt es die absolute Oberschicht. Gleichzeitig wird das Vorhaben maximal prominent von Politikern wie Söder beworben. Man nennt das auch Symbolpolitik.

Moralische Gleichheit als oberstes Ziel

Doch auch Symbolpolitik muss nicht wirkungslos sein, nur weil das Gesetz an sich kaum einen betrifft. Sie kann Strahlkraft entwickeln für andere, weitreichende Gesetze. Ist der Damm erst gebrochen, ist die nächste Grenzüberschreitung in Reichweite: Verpflichtend gleiche Verteilung der Geschlechter auf Wahllisten beispielsweise. Davon abgesehen, dass dies die Freiheit der Wahl auf eine nicht hinnehmbare Weise einschränkt, stelle ich mir dieses Schauspiel durchaus ulkig vor, spätestens dann, wenn die Grünen mit ihrem Vorhaben durchkommen, dass jeder sein Geschlecht frei bestimmen kann.

Dabei sind Frauenquoten im Kern illiberal. Das Hauptziel im Kampf um die Freiheit war stets die Gleichheit vor dem Gesetz. Diese ist, zumindest in Deutschland, erreicht. Doch vielen Politkern ist dies nicht genug. Sie fordern neben der rechtlichen Gleichheit eine moralische und soziale Gleichheit. Dabei ist die rechtliche Gleichheit die einzige akzeptable Gleichheit, ja die einzige Gleichheit, die ohne Gefährdung der Freiheit einhergeht. Ungleichheit ist in einer freien Gesellschaft unvermeidlich, meint Friedrich August von Hayek, denn sie dient als Rechtfertigung individueller Freiheit. Manche Lebensweisen sind erfolgreicher, als andere. Und für manche reicht es eben für einen Spitzenjob in der Wirtschaft.

Die Forderung nach einer Quote für Frauen geht einher mit der Annahme linker Politik schlecht hin: Die Gleichheit aller Menschen. Sie geht über die Selbstverständlichkeiten der rechtlichen Gleichbehandlung hinaus. Es ist, zu Ende gedacht, der Wunsch einer materiellen Gleichheit eines jeden Menschen; letzten Endes in moralischer und sozialer Art. Dabei negiert sie die schier endlose Vielfalt der Natur. Hayek spricht hier vom „weiten Variationsbereich individueller Fähigkeit und Entwicklungsmöglichkeit des Menschen“, was er als „bemerkenswerteste Eigenschaft des Menschen“ bezeichnete. Eine per Zwang befohlene Quote konterkariert diese Eigenschaft und negiert den Leistungsgedanken einer freien Gesellschaft.

Erschaffung des besseren Menschen

Man muss sich fragen, warum im Kampf um die totale Gleichheit es vor allem um die vermeintliche Benachteiligung von Frauen geht. Was ist mit anderen, echten Randgruppen, wie Behinderte, Homosexuelle, Juden oder Menschen mit AD(H)S? Sollten es für diese nicht auch Quoten geben? Und kann man dann sich dann mit kumulierten Quoten, also die lesbische Jüdin im Rollstuhl, eine noch bessere Ausgangsposition für den nächsten Top-Job verschaffen?

Polemisch? Na klar. Aber zu Ende gedacht schafft die Frauenquote Begehrlichkeiten anderer Gruppen, die sich benachteiligt fühlen. Jeder möchte etwas vom großen Kuchen der sozialen und moralischen Gleichheit abbekommen. Im Land der Gleichen sind einige noch gleicher. Das ewige Narrativ der Ungerechtigkeiten in diversen Variationen rechtfertigt die Existenz ganzer Heerscharen von Vereinen und Aktivisten. Ohne dem Erzählmuster des „Immer-Ausgegrenzten“ verlieren sie ihre Daseinsberechtigung und ihre Jobs. Ich vergesse nie die betrübliche Geschichte eines Bekannten, der nach seinem Jurastudium eine Kanzlei für entrechtete Homosexuelle eröffnete. Nachdem er innerhalb eines Jahres nicht einmal einen Mandanten gewinnen konnte, gab er frustriert seinen Beruf auf.

Wie weit Söder mit seinen Gleichheitsfantasien gehen wird, mag ich nicht zu beurteilen. Es kommt auf die Machtoption an. Wenn der Zeitgeist Quoten will, dann bekommt er sie auch. Und wenn es dem Franken hilft, Kanzler zu werden, dann wird er auch noch mehr Quoten nicht scheuen. Seinem Wunschkoalitionspartner dürfte das freuen. Die Grünen und Söder haben kein Interesse am Erhalt individueller Freiheit. Sie wollen von oben den besseren Menschen durch den besseren Staat kreieren. Die Frauenquote steht hier exemplarisch für einen Prozess, der längst begonnen hat: Die Illiberalisierung des Bürgers.

Lesen Sie den Teil I unseres Dossiers zum Thema Frauenquote sowie Teil 2.

Anmerkung des Betreibers: Ein Dossier ist eine Sammlung verschiedener Schriften zu einem Thema. In diesem soll es um die Gleichstellung – respektive um die Frauenquote gehen. Der Anspruch hierbei ist weniger eine Ausgewogenheit herzustellen, das ist uns als kleines Meinungsmedium gar nicht möglich. Viel mehr zielt das Dossier auf alternative Sichtweisen teilweise jüngerer Autoren ab, die jenseits des hiesigen Zeitgeistes ihre Meinungen bilden.

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Dossier Frauenquote Teil 2 – Die Quote ist frauenfeindlich

Von Maxi Sondermann.

Ist es also wieder soweit. Ich dachte immer, wir hätten die Zeiten, in denen die Menschen nach ihrem Aussehen, Herkunft, Geschlecht, Religion, etc. beurteilt, kategorisiert und eingestuft wurden, endlich hinter uns gelassen. Haben wir aber nicht. Jetzt debattiert man nämlich über eine Frauenquote. Ziel dieser Quote soll es sein, dass jede zweite Position in Wirtschaft und Politik zwangsweise mit Frauen besetzt werden muss. Die Idee dahinter ist natürlich super. Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert in unserer Gesellschaft und es ist absolut begrüßenswert wenn auch vermehrt Frauen in Politik und Wirtschaft vertreten wären.

Zwecklose Symbolpolitik

Leider hat die Quote genau drei Probleme: Sie widerspricht erstens unserer pluralistischen Gesellschaftsvorstellung, in der jeder – zumindest theoretisch – gleichberechtigt ist. Zweitens ist sie eine reine Symptombehandlung, die dementsprechend nicht das eigentliche Problem löst. Un schließlich drittens: Sie ist sie frauenfeindlich. Ja, Sie haben richtig gelesen. Frauenfeindlich. Denn die Frauenquote reduziert den Menschen auf das Geschlecht. Unternehmen müssten bei der Einstellung von neuem Personal neben der Kompetenz und den Fähigkeiten auch noch darauf achten, ob die zukünftigen Arbeitnehmer das „richtige“ Geschlecht besitzen.

Es kann also womöglich der Fall eintreten, dass bei der Einstellung von neuem Personals wesentlich kompetentere männliche Bewerber abgelehnt, und stattdessen die etwas weniger kompetente weibliche Bewerberin eingestellt wird, weil der Gesetzgeber dies mit der Frauenquote vorschreibt. Wie Sie merken, wird der Mensch wird wieder auf sein Äußeres wie etwa das Geschlecht reduziert und das darf nicht sein! Außerdem lässt eine Frauenquote außer Acht, dass es in unserer Gesellschaft nicht nur zwei Geschlechter gibt, sondern auch Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Auch wenn sie nicht mal ein Prozent unserer Gesellschaft ausmachen, so gibt es sie dennoch, und sie werden bei dieser ganzen Diskussion außer Acht gelassen. Bei einer Frauenquote wären also 50% aller Arbeitsplätze mit Frauen besetzt und die restlichen 50% müssten sich die übrigen Geschlechter unter sich aufteilen.

Emanzipation mit dem Holzhammer

Wie bereits erwähnt ist die Frauenquote eine reine Symptombehandlung. Sie löst nämlich nicht das eigentliche Problem, nämlich die fehlende Gleichberechtigung. Zwar wären Frauen mit einer Quote nicht mehr unterrepräsentiert, allerdings könnten sie immer noch als nicht gleichberechtigt und minderwertig von bestimmten Personen betrachtet werden. Zudem bestimmt Quantität nicht zwangsläufig die Qualität. Und wenn wir von einer Quote für Frauen sprechen, so könnte man auch fragen wo denn bitteschön die Quote für Ausländer bleibt, oder die Quote für junge Menschen, oder die Quote für Behinderte? Man merkt also schon recht deutlich, dass eine Frauenquote uns lediglich zurück in eine Gesellschaft katapultiert, in der man auf Äußerlichkeiten reduziert wird und in keinster Weise das zugrundliegende Problem löst, nämlich die fehlende Gleichberechtigung.

Immer mehr Frauen strömen in führende Positionen von DAX-Unternehmen, aber auch in unteren Managementposten. Uns auch wenn die Veränderung nur langsam vonstattengeht, sie tut es, denn die Gesellschaft akzeptiert zunehmend mehr Frauen in Berufen, die vor Jahrzenten noch als untypisch für Damen galten. Wir dürfen und müssen daher nicht mit Gewalt die vermehrte Repräsentation der Frau durchsetzen. Es ist meines Erachtens besser, wenn es die Gesellschaft von sich aus tut, als wenn der Gesetzgeber dies mit der Holzhammermethode versucht zu erreichen. Ziel unserer Gesellschaft und der Politik sollte es also weiterhin sein, eine Emanzipation und Gleichberechtigung aller Geschlechter ohne eine Frauenquote zu erreichen, damit jeder unabhängig von seinem Geschlecht (und einer Quote) seine Lebensträume verwirklichen kann.

Maxi Sondermann ist 17 und Schüler. Er interessiert sich für Politik, Reisen, Flugzeuge und offenkundig auch für künstliche Intelligenz

Lesen Sie den Teil I unseres Dossiers zum Thema Frauenquote.

Anmerkung des Betreibers: Ein Dossier ist eine Sammlung verschiedener Schriften zu einem Thema. In diesem soll es um die Gleichstellung – respektive um die Frauenquote gehen. Der Anspruch hierbei ist weniger eine Ausgewogenheit herzustellen, das ist uns als kleines Meinungsmedium gar nicht möglich. Viel mehr zielt das Dossier auf alternative Sichtweisen teilweise jüngerer Autoren ab, die jenseits des hiesigen Zeitgeistes ihre Meinungen bilden.

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Dossier Frauenquote und Gleichstellung Teil I – Eine Verteidigung Markus Söders

Von Florian Leeb.

Markus Söder hat in seiner Karriere bereits einige Image-Wandlungen durchlebt. Die Presse nannte ihn früher den Hardliner in der CSU, inzwischen nennen ihn manche abfällig den grünen Bienenretter. Auch mit seinen Vorschlägen zu einer Frauenquote, seiner harten Coronapolitik und seinem Einsatz für mehr Nachhaltigkeit hat er sich zunehmend bei einigen Konservativen und Liberalen unbeliebt gemacht; für die AfD und andere Rechtsradikale ist er sogar der Todfeind. Es ist an der Zeit, zu den Fakten zurückzukehren.

Der Mann ohne eigene Meinung?

Was hat man nicht in letzter Zeit alles über Markus Söder gehört: Wendehals, grüner Wolf im schwarzen Schafpelz. Doch wie konnte es dazu kommen? Der Hass auf Markus Söder scheint immer weiter zu wachsen. Gleichzeitig trauen ihm mehr Menschen die Kanzlerkandidatur zu als den CDU-Kandidaten. Wie passt das zusammen? Die Antwort ist einfach: Twitter und die Realität sind wieder einmal weit voneinander entfernt. Besonders emotional wurde über Söders Vorschlag zur Einführung einer Frauenquote in DAX-Vorständen diskutiert. Sofort wurde er in den sozialen Medien unter dem unsäglichen Hashtag „SöDDR“ als autoritärer Sozialist diffamiert. Doch eigentlich beweist dieser nur, dass Söder zwei für einen Politiker besonders wichtige Eigenschaften besitzt. 

Gleichberechtigung und Marktwirtschaft – ein starkes Team

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich persönlich gegen eine Frauenquote bin.  Gleichzeitig bin ich aber auch gegen Denkverbote und halte die vollständige Gleichberechtigung von Männern und Frauen für sehr wichtig. Aus ethisch-moralischer Sicht sollte kein Mensch aufgrund seines Geschlechts in der Gesellschaft systematisch schlechter gestellt sein. Eigentlich sollte dieses Argument bereits ausreichen, für vollständige Gleichberechtigung einzutreten. Dennoch gibt es auch andere Gründe, die ihre Berechtigung haben.

Aus ökonomischer Sicht ist es vollkommen ineffizient, wenn Faktoren, die nichts mit der fachlichen Eignung einer Person zu tun haben, entscheiden, wer in eine gute Position kommt. Wird also ein fachlich weniger geeigneter Mann in den Vorstand eines DAX-Unternehmens befördert, weil die fachlich stärkere Frau eventuell schwanger werden könnte und dann lange abwesend wäre, sinkt die Qualität der Entscheidungsträger. Fehlende Gleichberechtigung führt also zu Qualitätseinbußen. Unser wichtigster Rohstoff sind unsere hochqualifizierten Arbeitskräfte. Wir können es uns also schlicht nicht leisten, einen Teil unserer talentiertesten Arbeitskräfte zum Kaffee kochen abzustellen.

Zweitens ist Heterogenität eines Vorstandsgremiums bereits ein Selbstzweck. Vorstände, in denen Menschen unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlicher Herkunft vertreten sind, treffen nachweislich bessere Entscheidungen im Vergleich zu sehr homogenen Vorständen. Dies ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven, die eine differenziertere Betrachtungsweise des jeweiligen Problems ermöglichen.

Zuletzt ist es eine unverantwortlich hohe Verschwendung von Humankapital, wenn alle Frauen, also ungefähr die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung nach der ersten Schwangerschaft mit dem Arbeiten aufhört. Stattdessen müssen wir dafür sorgen, dass bei einem Paar mit Kindern beide Partner Vollzeit arbeiten können, wenn sie das möchten. Aus diesen beiden Gründen ist die gesellschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau kein linksideologisches Thema, sondern der Schlüssel für unsere wirtschaftliche Zukunft.

Quote als letzte Lösung

Markus Söder hat das erkannt. So sagte er: Frauen sind „ein Riesenpotenzial für unser Land an Ideen, an Kreativität, an Leistung. Und das muss man fördern, und jeder muss die gleiche Chance haben.“ Dennoch zieht er meiner Meinung nach nicht die richtigen Schlüsse daraus. Gleichberechtigung sollte immer primär über ein Anreizsystem gefördert werden. Die Quote muss das letzte denkbare Mittel, die nukleare Option, sein. So weit sind wir noch nicht. Der Staat soll behutsam die Richtung vorgeben und lenken. Mit Verboten oder Verpflichtungen sollte er sehr sparsam sein. Jedes Mal, wenn der Staat ein Verbot erlässt, sollten die Politiker dabei zwei weinende Augen haben.

Um unsere Volkswirtschaft wettbewerbsfähig zu halten und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, müssen wir den Status quo stetig hinterfragen. Eine Frauenquote benachteiligt Branchen mit niedrigerem Frauenanteil und stellt diese schlechter. Das verzerrt den Wettbewerb. Würde man versuchen, dieses Problem durch Ausnahmeregelungen zu lösen, erschüfe man ein Bürokratiemonster. Mit solchen Argumenten sollte man der Frauenquote begegnen. Statt plump die Sozialismuskeule zu schwingen und dem Thema der Gleichberechtigung seine Legitimation an sich abzusprechen, sollten wir einfach einen kühlen Kopf bewahren und fundierte Sachargumente vorbringen. Nur so werden wir der Bedeutung dieses Themas gerecht.

Florian Leeb ist 22 und Mitglied der CSU. Er wohnt in München und interessiert sich neben der Politik für Literatur und Tennis.

Anmerkung des Herausgebers: Ein Dossier ist eine Sammlung verschiedener Schriften zu einem Thema. In diesem soll es um die Gleichstellung – respektive um die Frauenquote gehen. Der Anspruch hierbei ist weniger eine Ausgewogenheit herzustellen, das ist uns als kleines Meinungsmedium gar nicht möglich. Viel mehr zielt das Dossier auf alternative Sichtweisen teilweise jüngerer Autoren ab, die jenseits des hiesigen Zeitgeistes ihre Meinungen bilden.

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Die Corona-Politik der emotionalen Führer

von Julian Marius Plutz.

Das Trikot nebst Hose war längst mit Grasflecken camoufliert, soo oft wie er von den Argentiniern auf den Rasen befördert wurde. Doch das und eine fletschende Wunde unter dem Auge konnten den Fußballer nicht stoppen, der spätestens mit dieser Großtat die Kosenamen „Basti-Fantasti“ und „Schweini“ entwachsen ist und im Maracana-Stadion Geschichte schrieb.

Bastian Schweinsteigers Anteil am Gewinn der WM kann man gar nicht hoch genug hoch bewerten. In der Verlängerung des Finales, als alle anderen deutschen Spieler kurz vor dem Delir standen, mobilisierte der Bayer seine letzten Kapazitäten. Er war überall und immer anspielbar. Seine Haltung und seine Kommandos strahlten einen unbedingten Siegeswillen aus, der in diesem Spiel den Unterschied machte. Schweinsteiger verkörperte das, was man „Emotional leader“ nennt.

Die Kapitänsbinde trug ein anderer, Philipp Lahm. Doch der klare Chef auf dem Platz der Nationalmannschaft war Schweinsteiger. Ja. Er riss die Mannschaft mit. Er motivierte seine Jungs mit einer unglaublichen körperlichen und mentalen Präsenz. Immer wieder wurde er gefoult und immer wieder stand er auf. Immer wieder peitschte er seine Kameraden an. Als emotionaler Anführer dirigierte er sein Team von der Spitze schließlich an die Spitze. Nichts als seine Emotionen begründeten den maximalen Einsatz, um den Titel zu gewinnen. Schweinsteiger war in diesem Moment wahrscheinlich der unumstrittenste Anführer, den die deutsche Mannschaft je hatte. Es sollte sein letztes Pflichtspiel im Trikot mit dem Adler auf der Brust sein.

Absurde Vergleiche ohne Konsequenzen

„Emotional leader“ müssen keine Charismatiker sein, das ist Schweinsteiger auch nicht. Aber ihr handeln muss emotional sein und Emotionen wecken können, um Menschen zu Dingen bewegen zu wollen, zu die sie vielleicht nie bereit gewesen wären. Viele Menschen erwarten oder benötigen eine emotionale Begründung. Das ist in der Politik nicht anders. Als Macron seinem Volk scharfe Maßnahmen vermeintlich gegen Covid erklären wollte, sprach der französische Präsident von La Guerre , vom Krieg. Mit Kanonen auf Viren schießen. Naja. Aber es emotionalisierte seine Bürger, die wie kaum ein anderes Land in Europawissen, was tatsächlicher Krieg durch Terrorismus bedeutet.

Deutsche Politiker wählen die klassische Panikmache. Vor einiger Zeit verglich Söder die Zahl derjenigen, die mit einem positiven Coronatest gestorben sind, mit einem Flugzeugabsturz. Eine entsetzliche Entgleisung, in der man zu normalen Zeit hart und völlig zurecht kritisiert werden würde. Heute wird man potenzieller Kanzler. Medien und Menschen beginnen vor lauter Angst hohl zu drehen und alles abzunicken, was die herrschenden Herrschaften befehlen. Die Lehre vom reinen Rechtspositivismus trieb das Deutschtum nach nur vier Jahren von der Kapitulation der einen Diktatur in die Gründung einer anderen. Diese Totalitarismusdichte ist bemerkenswert und vielleicht charakteristisch für den Deutschen, der Regeln einhält, weil es Regeln sind und das verdammtnochmal die Pflicht eines jeden ist.

Zum Zwecke der Massensuggestion entschied sich Angela Merkel ihre Facon zu verlassen und eben das zu tun, was aus ihrer Warte heraus zu tun ist: Sie hielt eine Rede und wurde zum emotionalen Anführer. „Es tut mir von Herzen leid“, betonte Merkel. Ihre Stimme überschlug sich. „Was wird man denn im Rückblick auf ein Jahrhundertereignis mal sagen, wenn wir nicht in der Lage waren, für diese drei Tage irgendeine Lösung zu finden?“ sagte sie weiter.

Verhältnislose Zahlen

Ich weiß wirklich nicht viel. Aber dass der Ausgang eines vermeintlichen Jahrhundertereignisses sich in drei Tagen entscheidet, eines, das seit spätestens März stattfindet, in Europa wohl schon seit 2019 anhält, kann Merkel den Hasen erzählen. Dass die Zahlenlage in Deutschland überhaupt ausreicht, um das Virus als „Jahrhundertereignis“ zu bezeichnen, darf zuminindest bezweifelt werden. Die Auslastung der Intensivbetten beispielsweise, die die Politiker unter anderen für die Maßnahmen angeben, ist im Dezember, wir reden von Bayern, nicht höher, als im ungleich wärmeren August, wie man sich hier erklicken kann.

Da das minutiöse Monitoring der DIVI, die bundesweite Vereinigung der Intensivmediziner und Notärzte, erst seit März dokumentiert wird, sind Vergleiche der Auslastung von Krankenhausbetten der Vorjahre schwierig, auch wenn jeder Mitarbeiter in Krankenhäusern berichten kann, dass es, gerade bei heftigen Grippewellen zu Engpässen kommen kann, vgl. hier, oder hier. Es ist möglich, dass die aktuelle hohe Auslastung von ITS-Betten eher aufgrund systemischer Probleme im Gesundheitssektor zu erklären sind, was die prekäre Lage vor Ort nicht besser macht. Dennoch verschiebt sich die Diskussion weg von einer singulären Erkrankung hin zu einer gesundheitsökonomischen, aber auch medizinethischen Frage.

Eine hinreichende Begründung für einen Lockdown sind die oben genannten Werte tendenziell nicht, ebenso wie die Zahlen zur Übersterblichkeit, die aus ihrem Wesen heraus keine emotionale und soziale Schäden, Depressionen, Pleiten natürlicher und juristischer Personen, aber auch häusliche Gewalt gar nicht abbilden können. Diese Punkte scheinen keine Rolle im Prozess der Abwägung in der Politik zu spielen. Verhältnismäßig soll es zugehen. Doch wie objektiv kann diese Betrachtung sein, wenn neben Infektionszahlen, lediglich die absoluten Zahlen von „Corona Toten“ so wie die Auslastung von Intensivbetten als relevante Werte gesehen werden und zur Entscheidungsfindung dienen?

Übertriebener Gesundheitsschutz ist illiberal

Anstatt jedoch den Horizont für ihre Entscheidungen zu erweitern, generieren sich Politiker sich lieber als emotionale Anführer, für die kein Vergleich zu abstrus sind. Wie viele Tote ist uns ein Shopping-Erlebnis wert“, fragte der Regierender Oberbürgermeister rhetorisch. Ja, das hat er wirklich gesagt. Es fehlte nur noch der Zusatz: „Hosen einkaufen ist Mord“. Die Banalität der Blöden ist grenzenlos. Wie gefährlich es wird, wenn der Affe ein Gewehr zu Greifen kriegt, kann man in Herges in „Tim in Afrika“ nachlesen.

Wenige Tage nach Merkels Transformation zur emotionalen Führerin kamen die Minister Merkels Fleh-Schauspiel nach. Lockdown, abzüglich leichter Lockerungen zu Weihnachten, bis 10. Januar. Gegen Tote gibt es keine Argumente. Niemand will am Versterben eines anderen Schuld sein. Und trotzdem verbieten wir keine Zigaretten und Alkohol und trotzdem steht nicht an jeder Autobahnraststätte ein Operationssaal bereit. Die emotionalen Anführer, von der Kanzlerin, bis hin zu Ministerpräsidenten suggerieren einen totalen Gesundheitsschutz. Doch dieser ist nicht nur eine Illusion, er ist vor allem totalitär und illiberal. Zur Freiheit gehört auch immer das Risiko.

Schweinsteiger bescherte uns den vierten Titel der Fußballweltmeisterschaft. Seine emotionale Führerschaft bewerkstelligte ungewöhnliche Leistungen. Die emotionalen Führer der Corona-Maßnahmen haben das Ziel, die Bevölkerung den bitteren Lockdown mit Horrorbildern von vermeintlichen Horrorzahlen zu verkaufen. Damit wir nicht wahnsinnig werden. Nachhaltig ist diese Kommunikation jedoch nicht. Denn im Gegensatz zur WM gibt es keine Titel. Es gibt gar nichts. Außer eine rief gespaltene und verängstigte Gesellschaft, die in Mitten eines gefährlichen Sozialexperiment steckt, der droht, kollektiv traumatisiert zu werden.

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Das Schmierenstück von Magdeburg

Von Julian Marius Plutz.

Ein ganz besonders absurdes Stück wurde die Tage in Magdeburg aufgeführt. Hauptrolle: Holger Stahlknecht, eben noch CDU-Chef von Sachsen-Anhalt und, eben in diesem Land, Innenminster. Doch das ist vorbei. Er tat etwas schreckliches. Er schlug nicht seine Frau und er ist auch nicht im Besitz von Kinderpornos. Viel schlimmer. Halten Sie sich fest: Er wagte, zu erwägen, gemeinsam mit der AfD zu stimmen. Das hat er gesagt, der Lump!

Skandal im Sperrbezirk, wo Hirn kaum noch durchdringt. Denn wie wir alle wissen, ist man bereits durch Gesinnungs-Aerosole rechtsradikal kontaminiert, wenn man mit einem AfD Politiker essen geht. Da muss man schon mal seinen Posten räumen, das müssen Sie verstehen! Politische Hygiene ist der Goldstandard der Gesinnungsjungfrauen. Da stören politisch inkorrekte fünf Gänge Menüs bloß.

Aber zurück zum Herrn Stahlknecht. In einem Interview mit der Volksstimme, schwer verdächtiger Zeitungsname, erwägte er eine demokratische Selbstverständlichkeit: Seine CDU wird natürlich auch gegen die Erhöhung des Rundfunksbeitrag stimmen, wenn die AfD für den selben Antrag stimmt. Warum auch nicht?

Stallknecht hielt Wort und flog raus

Stahlknechts Partei, so er führte er aus, habe den Standpunkt, was die Beiträge angeht, schon seit zehn Jahren. Vor zehn Jahren gab es noch nicht einmal die AfD. Sollten Parteien nun alle ihre Vorschläge überdenken, wenn Meuthen und Co. ebenfalls dafür sind? Ist Wasser nicht mehr nass, nur weil es die AfD sagt? In Brandenburg warf DIE LINKE allen Ernstes ein Mitglied aus der Partei, weil dieser gemeinsam mit der AfD für einen Jugendclub in einem Kommunalparlament gestimmt hat. Was passiert, wenn die AfD für offene Grenzen stimmt, Asyl für alle und der Dinge mehr? Dann muss ja nach dem Dogma der Unvereinbarkeit die Linken und halblinken Parteien dagegen stimmen. So primitiv ist Politik inzwischen geworden, dass nicht wichtig ist, was jemand sagt, sonder wer jemand ist. Ad Hominem bis zur Verblödung.

Minister Haselhoff, ebenfalls CDU, begründet seine Entscheidung damit, dass das Vertrauensverhältnis zu Stahlknecht gestört sei. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber wie kann ein Vertrauensverhältnis gestört sein, wenn eine Partei bei seiner Linie, die sie seit Jahren inne hat, bleibt. Ich weiß, für die Merkel Union ist dies ein recht untypisches Verhalten. Grundsätzlich wäre ein Einknicken vor den Koalitionspartnern, SPD und Grüne, was den Rundfunkbeitrag angeht, doch viel eher ein Vertrauensbruch.

Diese Kontaktschuld, was die AfD angeht, ist schwer erträglich. Und sie macht auch keinen Sinn. Gerade für die Union, wenn sie nicht auf ewig sich zwischen SPD und Grünen entscheiden muss und die FDP zu schwach für eine Koalition ist, wäre eine Kooperation in Sachfragen mit der AfD eine Alternative. Und kaum ein Thema erscheint zumindest auf den ersten Blick so ideal, wie unverfänglich, um eine entsprechende Zusammenarbeit anzubahnen, wie die diskutierte Erhöhung der Rundfunkbeiträge.

Der gefallsüchtige Staatsfunk

Fast Acht Milliarden Euro bekommen ARD, ZDF, Deutschlandfunk und die Landesmedienanstalten aus den 17, 89 Euro Rundfunkbeitrag. Wobei die Formulierung „Beitrag“ arg euphemistisch daherkommt, wirkt die Rundfunkfinanzierung de facto wie eine Kopf-, genauer gesagt wie eine Haushaltssteuer. Jeder Haushalt hat diesen Beitrag zu zahlen – ohne Progression und mit wenig Möglichkeiten der Befreiung des Beitrages. So zahlt der Professor so viel wie sein Student. Gerade letztere schlagen sich nicht selten mit prekären Einkommen durch das Leben, müssen vielleicht einen Kredit aufnehmen und, Spaßfakt am Rande, nutzen das Programm von ARD und ZDF nicht. Sie können sich vorstellen, wie die sich über die monetären Schmerzen jedes Quartals freuen. Und von einer Zweckbindung, das Wesen eines Beitrages oder einer Gebühr, kann man inzwischen kaum mehr sprechen, da das Programm von Krimi, bis volkstümlicher Musik, Quiz und Telenovelas alles mögliche anbietet. Der Zweck als solcher ist also nicht eindeutig definiert und der Zweck, den der Staatsvertrag formuliert, ist ebenfalls kaum erfüllt.

Doch wie erwähnt, ist das Thema Rundfunkbeitrag nur auf den ersten Blick so ideal, um AfD und CDU kooperieren zu lassen. Denn blickt man genauer hin, so erlebe ich, was ARD und ZDF angeht, zunehmend eine Tendenz, die zur Einseitigkeit führt. Beispielsweise werden Sie in keinen der Kanälen auch nur ein konservatives Magazin finden, von freiheitlichen Sendungen ganz zu schweigen. Daneben haben wir von Monitor bis Panorama, aber auch TTT dezidiert linke Formate, die vor Tendenziösität nur so strotzen. In einem unglaublich einseitigen Beitrag wurde die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld vorgeführt, nebst Kronzeugen, der sich den vermeintlichen Wandel von Frau Lengsfeld ja gar nicht erklären konnte. Hätte er sie nur mal gefragt. Die Anmoderation von Anja Reschke lenkt schon den Beitrag in die Richtung, wo er hingehen soll. Ich denke, auch vor dem Dreh war der Redaktion klar, wie der Film aussehen soll. Ergebnisoffen war da keiner.

Monitors Moderator, Georg Restle, sagt es auch ganz unmissverständlich. Der „Neutraliätswahn im Journalismus“ ist ihm schon lange ein Dorn im Auge. Daher plädiert er für einen „werteorientierten“, also linken Aktivismus, der sich Journalismus nennt. Welchen Wert, neben Wahrheitstreue und gutes Handwerk, sollte der Journalismus sonst haben, als neutral zu berichten? „Sagen, was ist“, und nicht „sagen, was sein soll.“ Wer den deskriptiven Raum im Journalismus verlässt und zum normativen Mahner wird, der betreibt Politik. Georg Restle ist einer von vielen. Und die nächste Generation, die Büchsenspanner von Rot-Rot-Grün stehen bereits in den Startlöchern.

Öffentlich rechtlicher Rundfunk als Sprachrohr der Linken

Verstehen Sie mich richtig: Es gibt durchaus auch noch gute, ausgewogene Programme in den Öffentlichen. Und ganz selten auch Perlen, die eine Meinung jenseits des linken Zeitgeistes vertreten. Sie das sind jedoch die Ausnahmen. Es überwiegt, wie Norbert Bolz so schön sagt, der Gefälligkeitsjournalismus. Was bei der freien Presse einfach ein Fakt ist im Meinungspluralismus, müssen wir alle diesen Tendenzwahnsinn im zwangsfinanzierten Rundfunk mitfinanzieren.

Hier liegt ein wesentlicher Grund, warum die drei linken Parteien vehement für eine Erhöhung des Beitrages sind. Es sind ihre Aktivisten, die das Stimmungsbild prägen. Daher kämpfen sie auch mit den unfairen Mittel der Diffamierung: „Ihr dürft nicht gegen die Erhöhung des Rundfunkbeitrags stimmen, denn die AfD ist auch dafür. Und wenn ihr dafür stimmt, seit ihr für die AfD. Also rechts.“ Und da „rechts“ gleichbehandelt wird, wie rechtsextrem, ist offensichtlich, wo die Reise hingeht:“ Leider müssen wir Sie vom Diskurs ausschließen, denn Sie sind ein Nazi“.

Holger Stahlnecht hat nichts falsch gemacht. Er stand zu seiner Position und ließ sich nicht beirren. Rainer Hasselhoff beugte sich dagegen dem linken Gesinnungsterror und sägte einen Minister und Landesparteichef ab, der nicht mehr tat, als sein Wort zu halten.

Beschämend.

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Der Druck steigt

Von Julian Marius Plutz.

Ich schreibe nicht über Corona. Corona schreibt mich. Ja. In jedem Artikel, den ich gerade verfasse, manchmal explizit und manchmal zwischen den Zeilen lauert der Virus. Genauer gesagt die viel zitierten – ich kann das Wort nicht mehr hören – Maßnahmen. Ich merke, wie der Druck steigt. Ich spüre in der Hilflosigkeit eine schmächtige Rebellion mit der einen Erkenntnis: 2021 kann nicht mehr nicht mehr so weitergehen gehen, wie 2020. Dafür haben zu viele zu sehr gelitten. Und dafür ist kein Geld mehr da.

Zu Beginn des Wahns, der auf den Namen Corona hört, war ich entspannter, als heute. Zwar las ich im März die Mondzahlen von Lauterbach, RKI und Drosten. Diese erschienen mir, was sie am Ende auch waren, so surreal, dass ich mir keine Sorgen machte. Manchmal hilft der gute, alte Hausverstand dann doch, um nicht wahnsinnig zu werden, trotz wahnsinniger Zahlen – vorgetragen unter anderem vom Panik-Pelikan, Professor Seltsam, in persona von Herrn Lauterbach.

Inhumane und grausame Maßnahmen

Keiner wie er verbreitet so lustvoll Panik wie er. Manchmal frag‘ ich mich, ob er es ernst meint. Ist er wirklich ein hochfunktionaler Soziopath, oder ist er sich schlicht seiner Bedeutung für die Kanzlerin bewusst und pokert auf mehr; auf noch mehr Macht? Merkel braucht ihn. Er ist ihr Wingman, um den Koalitionpartner auf die Autoritarismus- Linie zu bringen. Er hält die SPD mit Horrorszenarien, die sich bisher als alle falsch erwiesen haben, auf den Pfad der Restriktion. Falls jemals irgendein Funken „liberal“ in den selbstbeschriebenen Linksliberalen bei den Sozis vorhanden war, dann ist er hiermit endgültig erloschen. Keine Freiheit, keine Selbstverantwortung. Kein Maß und schon gar keine Mitte. Dafür Merkels Bund-Länder Diktat, ein erstaunliches Gremium ohne verfassungsrechtlicher Legitimation, dafür mit freundlicher Unterstützung von Karl Lauterbach. Der Druckt steigt und die Wut, sie wächst.

Ich möchte an der Stelle betonen, dass ich weder Corona „leugne“, wie albern ist das denn, noch die Gefährlichkeit verharmlose. Nein. Covid-19 ist eine schwere Lungenerkrankung. Sie ist zwar nicht so letal, wie die intensivpflichtige und „handlungsübliche“ Pneumonie, wie ich hier erfuhr. Anderseits ist Corona wesentlich infektiöser. Kurzum: Die Krankheit ist ernst zu nehmen. Gerade den Schutz der Risikogruppen, wie Alte im Seniorenheim, hat man über Monate vernachlässigt. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern. Im Übrigen auch in Schweden, was der Chef Virologe Anders Tegnell auch inzwischen eingesehen hat. Und dennoch halte ich viele Maßnahmen für nicht mehr verhältnismäßig und in Teilen sogar für inhuman, weil sie soziale und emotionale Grausamkeiten erschaffen.

Wie leicht waren die Tage, als wir über Petitessen, wie Christian Wulff und sein Reihenhaus debattiert hatten. Was haben wir uns ausgelassen über die Unmaßgeblichkeiten von Rezo und Böhmermann, das Duo im Banalen. Diskutiert, schwadroniert und das über Stunden; über wenig, dafür eifrig. War schön und ist vorbei. Vorläufig. Doch ich hole mir meine Leichtigkeit zurück. Irgendwie und sowieso.

Kanzlerin Weltfremd

Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte erzählen. Hier soll es nicht um Mitleid gehen, gewiss nicht. Viel mehr schreibe ich über die tausend kleinen und großen Nadelstichen dieser Zeit, über eben diese Maßnahmen. Vor fünf Jahren bin ich aufgrund der Arbeit, vor allem aber wegen meines Partners nach Nürnberg gezogen. Meine Hobbys sind neben Dinge wie das Schreiben, unter anderem der liebe Profifußball. Seit dem ersten Tag in Nürnberg, irgendwann 2016, war ich etwa zwei- oder drei mal im Monat Gast in meiner Stammkneipe, die auch mein Stammgrieche geworden war. Man kennt sich und manchmal freundet man sich an. Im Zuge der zahllosen Strangulationen seitens dieser Maßnahmen schloss die Nadja ihre Pforten, die ihren hellenische Herzlichkeit bis zuletzt behielt. Eins der tausend kleinen Nadelstiche. Die Beziehung erübrigte sich im übrigen zum Sommer des Jahres.

Ich bin gerne für mich, so ist es nicht. Und ich gehe gerne essen oder in ein Kaffee. Und alle paar Wochen treffe ich meine paar Freunde, ohne stets auf die genauer und korrekte Anzahl der Haushalte zu achten. Vor allem hatte und habe ich ein Riesenglück: Ich habe Freunde, die die Kapazität haben, ab und an die bürolichen Räumlichkeiten zum Beisammensein umzumodeln, während die Kneipen geschlossen sein müssen Es handelt es sich hierbei nicht um „Corona Partys“, sondern, dass mal zwei oder fünf Leute am Abend bei einem Bierchen beim nötigen Abstand zusammensitzen. Ich werde einen Teufel tun, mir das, was vielleicht alle vier oder acht Wochen stattfindet, verbieten zu lassen.

Hier geht es um mein Seelenwohlergehen. Ich gefährde niemanden. Um ein bisschen gute Zeit in einer nicht so guten Zeit zu haben, tu ich das uns musste mich schon mehrfach dafür rechtfertigen. Die Herren und Damen mit eigenen Haus, Platz und Garten, vielleicht Familie, lade ich gerne ein, einen Monat mit mir und diesen Maßnahmen zu verbringen. Empathie ist keine Kunst, aber für viele eine schwer überwindbare Hürde. Gerade Politiker, die den Bezug zum schnöden Leben ohne Fahrdienst und Leibwacht längst verloren haben, traue ich nicht zu, ihr Fußvolk in Gänze zu verstehen. Wenn Frau Merkel rät, nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, kann ich als Bewohner einer Großstadt nur lachen. Leider ist mein Chauffeur gerade unpässlich.

Wenn die Wut wächst

Ich kenne Menschen, die wesentlich weiter weg von ihrer Familie wohnen und keine, oder wenig Bekanntschaften in ihrer Stadt haben, einfach weil sie noch nicht so lange dort leben. Denen wird verwehrt, ihre Freunde zu sehen, schlicht aus dem Grund, weil private Aufenthalte in Hotels nicht erlaubt sind. Oder man, wie ich, lebt in Nürnberg, wo man seit dieser Tage gar nicht mehr ohne „trifftigen Grund“ das Haus verlassen darf. Die beschriebenen Bekannten sind im Übrigen exakt die Leute, die mit ihrer unattraktiven Steuerklasse und ihrer hohen Abgabenlast die Maßnahmenpakete maßgeblich finanzieren. Dankbarkeit? Respekt? Mitgefühl? Fehlanzeige. „Da müssen wir alle durch!“ heißt es dann. Klar.

Es tut mir leid, aber spätestens beim intimsten Bereich, der eigenen vier Wände, hat der Staat nicht hineinzureden. Das geht zu weit, viel zu weit, wie viele Menschen beim Kaffee zu Gast sind. Das ist auf so vielen Ebenen eine Zumutung und so enorm über das Ziel hinausgeschossen, dass es mich die Interesselosigkeit gegenüber basaler Freiheitsrechte schockiert. Es macht mir Angst und erschüttert meine im Grunde hohen Meinung gegenüber dem Individuum. Aber Hauptsache die App läuft datenschutzkonform.

Der Druck steigt. Viele können das „ist halt so mit den Maßnahmen“ nicht mehr ertragen. Sie sind wehrlos ob der staatlichen Verfügungen. Sie fühlen sich verloren, weil sie nicht mehr mit ihrem Leben klarkommen. Für Menschen, die nicht arbeiten wollen, bleibt Arbeitslosengeld 2, das sie ohne größere Probleme, ich weiß das aus meinem Arbeitsumfeld, erhalten. Doch für die Betroffenen der zahllosen Zumutungen der Maßnahmen gibt es kein Geld – wofür auch; es könnte nichts kompensieren. Betroffene haben keine Lobby, sie sind nichts wert in diesem Corona Regime, sie sind der Regierung keinen Pfifferling wert.

Corona schreibt mich. Doch auch ohne Corona gibt es mich noch. Um „ich liebe dich“ zu sagen, hat mal die famose Ayn Rand geschrieben, musst du zuerst „ich“ sagen können. Viele Corona-Maßnahmen kennen kein „ich“, allenfalls ein verwahrlostes, ranziges Kollektivisten- „wir“. Wie Merkels „Wir schaffen das“ keinen Raum gab, „die schon länger hier Lebenden“ zu fragen, ob sie überhaupt die Massen von Flüchtlingen schaffen wollen, gibt es im Bund-Länder-Regime keine andere Antwort, als „Ich sage, was ihr zu machen habt.“. Maßnahmen First, Bedenken second.

Wir sind mitten im größten herrschaftlichen Wahnsinns, den Deutschland seit der Nazizeit gesehen hat. Der Druck steigt weiter. In Frankreich protestieren 400.000 Menschen gegen die Corona Maßnahmen. Auch in Deutschland wächst die Wut. Das Mündel beginnt, wenn auch behäbig, seine gewählten Vormünde zu hinterfragen. Um solche Bilder, oder schlimmere, wie in Frankreich zu vermeiden, sollte die Politik aufwachen und endlich dem Individuum wesentliche Teile seiner Freiheit zurückgeben. Denn wenn der Druck zu hoch ist, passieren Dramen, die nur den Rändern helfen. Und das kann keiner wollen.