Von Florian Leeb.
Markus Söder hat in seiner Karriere bereits einige Image-Wandlungen durchlebt. Die Presse nannte ihn früher den Hardliner in der CSU, inzwischen nennen ihn manche abfällig den grünen Bienenretter. Auch mit seinen Vorschlägen zu einer Frauenquote, seiner harten Coronapolitik und seinem Einsatz für mehr Nachhaltigkeit hat er sich zunehmend bei einigen Konservativen und Liberalen unbeliebt gemacht; für die AfD und andere Rechtsradikale ist er sogar der Todfeind. Es ist an der Zeit, zu den Fakten zurückzukehren.
Der Mann ohne eigene Meinung?
Was hat man nicht in letzter Zeit alles über Markus Söder gehört: Wendehals, grüner Wolf im schwarzen Schafpelz. Doch wie konnte es dazu kommen? Der Hass auf Markus Söder scheint immer weiter zu wachsen. Gleichzeitig trauen ihm mehr Menschen die Kanzlerkandidatur zu als den CDU-Kandidaten. Wie passt das zusammen? Die Antwort ist einfach: Twitter und die Realität sind wieder einmal weit voneinander entfernt. Besonders emotional wurde über Söders Vorschlag zur Einführung einer Frauenquote in DAX-Vorständen diskutiert. Sofort wurde er in den sozialen Medien unter dem unsäglichen Hashtag „SöDDR“ als autoritärer Sozialist diffamiert. Doch eigentlich beweist dieser nur, dass Söder zwei für einen Politiker besonders wichtige Eigenschaften besitzt.
Gleichberechtigung und Marktwirtschaft – ein starkes Team
Zunächst möchte ich festhalten, dass ich persönlich gegen eine Frauenquote bin. Gleichzeitig bin ich aber auch gegen Denkverbote und halte die vollständige Gleichberechtigung von Männern und Frauen für sehr wichtig. Aus ethisch-moralischer Sicht sollte kein Mensch aufgrund seines Geschlechts in der Gesellschaft systematisch schlechter gestellt sein. Eigentlich sollte dieses Argument bereits ausreichen, für vollständige Gleichberechtigung einzutreten. Dennoch gibt es auch andere Gründe, die ihre Berechtigung haben.
Aus ökonomischer Sicht ist es vollkommen ineffizient, wenn Faktoren, die nichts mit der fachlichen Eignung einer Person zu tun haben, entscheiden, wer in eine gute Position kommt. Wird also ein fachlich weniger geeigneter Mann in den Vorstand eines DAX-Unternehmens befördert, weil die fachlich stärkere Frau eventuell schwanger werden könnte und dann lange abwesend wäre, sinkt die Qualität der Entscheidungsträger. Fehlende Gleichberechtigung führt also zu Qualitätseinbußen. Unser wichtigster Rohstoff sind unsere hochqualifizierten Arbeitskräfte. Wir können es uns also schlicht nicht leisten, einen Teil unserer talentiertesten Arbeitskräfte zum Kaffee kochen abzustellen.
Zweitens ist Heterogenität eines Vorstandsgremiums bereits ein Selbstzweck. Vorstände, in denen Menschen unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlicher Herkunft vertreten sind, treffen nachweislich bessere Entscheidungen im Vergleich zu sehr homogenen Vorständen. Dies ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven, die eine differenziertere Betrachtungsweise des jeweiligen Problems ermöglichen.
Zuletzt ist es eine unverantwortlich hohe Verschwendung von Humankapital, wenn alle Frauen, also ungefähr die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung nach der ersten Schwangerschaft mit dem Arbeiten aufhört. Stattdessen müssen wir dafür sorgen, dass bei einem Paar mit Kindern beide Partner Vollzeit arbeiten können, wenn sie das möchten. Aus diesen beiden Gründen ist die gesellschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau kein linksideologisches Thema, sondern der Schlüssel für unsere wirtschaftliche Zukunft.
Quote als letzte Lösung
Markus Söder hat das erkannt. So sagte er: Frauen sind „ein Riesenpotenzial für unser Land an Ideen, an Kreativität, an Leistung. Und das muss man fördern, und jeder muss die gleiche Chance haben.“ Dennoch zieht er meiner Meinung nach nicht die richtigen Schlüsse daraus. Gleichberechtigung sollte immer primär über ein Anreizsystem gefördert werden. Die Quote muss das letzte denkbare Mittel, die nukleare Option, sein. So weit sind wir noch nicht. Der Staat soll behutsam die Richtung vorgeben und lenken. Mit Verboten oder Verpflichtungen sollte er sehr sparsam sein. Jedes Mal, wenn der Staat ein Verbot erlässt, sollten die Politiker dabei zwei weinende Augen haben.
Um unsere Volkswirtschaft wettbewerbsfähig zu halten und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, müssen wir den Status quo stetig hinterfragen. Eine Frauenquote benachteiligt Branchen mit niedrigerem Frauenanteil und stellt diese schlechter. Das verzerrt den Wettbewerb. Würde man versuchen, dieses Problem durch Ausnahmeregelungen zu lösen, erschüfe man ein Bürokratiemonster. Mit solchen Argumenten sollte man der Frauenquote begegnen. Statt plump die Sozialismuskeule zu schwingen und dem Thema der Gleichberechtigung seine Legitimation an sich abzusprechen, sollten wir einfach einen kühlen Kopf bewahren und fundierte Sachargumente vorbringen. Nur so werden wir der Bedeutung dieses Themas gerecht.
Florian Leeb ist 22 und Mitglied der CSU. Er wohnt in München und interessiert sich neben der Politik für Literatur und Tennis.
Anmerkung des Herausgebers: Ein Dossier ist eine Sammlung verschiedener Schriften zu einem Thema. In diesem soll es um die Gleichstellung – respektive um die Frauenquote gehen. Der Anspruch hierbei ist weniger eine Ausgewogenheit herzustellen, das ist uns als kleines Meinungsmedium gar nicht möglich. Viel mehr zielt das Dossier auf alternative Sichtweisen teilweise jüngerer Autoren ab, die jenseits des hiesigen Zeitgeistes ihre Meinungen bilden.
2 Antworten auf „Dossier Frauenquote und Gleichstellung Teil I – Eine Verteidigung Markus Söders“
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