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Dosier Frauenquote Teil III – Die Illiberalisierung des Menschen

von Julian Marius Plutz.

Markus Söder ist ein beeindruckender Politiker. Ob als Kritiker Merkels Flüchtlingspoltik oder als großer Befürworter Merkels Politik. Ob als grüner Schwarzer, oder als autoritärer Machthaber in der Corona Krise. Kaum einer ist so schamlos rückgratlos und offensiv opportunistisch. Ein Populist, wie er im Buche steht, dessen wahre Agenda einen einzigen Punkt schmückt: Macht.

Drum ist es auch wenig überraschend, dass sich der bayrische Ministerpräsident für eine Frauenquote in Dax-Vorständen ausspricht. Mit Logik und Verhältnismäßigkeit hat diese Forderung nichts zu tun. Wenn ich großzügig unterstelle, dass in jedem der 30 DAX Unternehmen im Schnitt acht Vorstände sitzen, ergeben das 240 Mitglieder. Wiederum großzügig angenommen, Söder spräche von einer Quote von 50% Damen, reden für über 120 weibliche Vorstände. Im Vergleich: In Deutschland gehen knapp knapp 20 Millionen Frauen einer Erwerbstätigkeit nach. Wir sprechen hier also von einem Gesetz, das de facto niemanden betrifft und wenn, dann beglückt es die absolute Oberschicht. Gleichzeitig wird das Vorhaben maximal prominent von Politikern wie Söder beworben. Man nennt das auch Symbolpolitik.

Moralische Gleichheit als oberstes Ziel

Doch auch Symbolpolitik muss nicht wirkungslos sein, nur weil das Gesetz an sich kaum einen betrifft. Sie kann Strahlkraft entwickeln für andere, weitreichende Gesetze. Ist der Damm erst gebrochen, ist die nächste Grenzüberschreitung in Reichweite: Verpflichtend gleiche Verteilung der Geschlechter auf Wahllisten beispielsweise. Davon abgesehen, dass dies die Freiheit der Wahl auf eine nicht hinnehmbare Weise einschränkt, stelle ich mir dieses Schauspiel durchaus ulkig vor, spätestens dann, wenn die Grünen mit ihrem Vorhaben durchkommen, dass jeder sein Geschlecht frei bestimmen kann.

Dabei sind Frauenquoten im Kern illiberal. Das Hauptziel im Kampf um die Freiheit war stets die Gleichheit vor dem Gesetz. Diese ist, zumindest in Deutschland, erreicht. Doch vielen Politkern ist dies nicht genug. Sie fordern neben der rechtlichen Gleichheit eine moralische und soziale Gleichheit. Dabei ist die rechtliche Gleichheit die einzige akzeptable Gleichheit, ja die einzige Gleichheit, die ohne Gefährdung der Freiheit einhergeht. Ungleichheit ist in einer freien Gesellschaft unvermeidlich, meint Friedrich August von Hayek, denn sie dient als Rechtfertigung individueller Freiheit. Manche Lebensweisen sind erfolgreicher, als andere. Und für manche reicht es eben für einen Spitzenjob in der Wirtschaft.

Die Forderung nach einer Quote für Frauen geht einher mit der Annahme linker Politik schlecht hin: Die Gleichheit aller Menschen. Sie geht über die Selbstverständlichkeiten der rechtlichen Gleichbehandlung hinaus. Es ist, zu Ende gedacht, der Wunsch einer materiellen Gleichheit eines jeden Menschen; letzten Endes in moralischer und sozialer Art. Dabei negiert sie die schier endlose Vielfalt der Natur. Hayek spricht hier vom „weiten Variationsbereich individueller Fähigkeit und Entwicklungsmöglichkeit des Menschen“, was er als „bemerkenswerteste Eigenschaft des Menschen“ bezeichnete. Eine per Zwang befohlene Quote konterkariert diese Eigenschaft und negiert den Leistungsgedanken einer freien Gesellschaft.

Erschaffung des besseren Menschen

Man muss sich fragen, warum im Kampf um die totale Gleichheit es vor allem um die vermeintliche Benachteiligung von Frauen geht. Was ist mit anderen, echten Randgruppen, wie Behinderte, Homosexuelle, Juden oder Menschen mit AD(H)S? Sollten es für diese nicht auch Quoten geben? Und kann man dann sich dann mit kumulierten Quoten, also die lesbische Jüdin im Rollstuhl, eine noch bessere Ausgangsposition für den nächsten Top-Job verschaffen?

Polemisch? Na klar. Aber zu Ende gedacht schafft die Frauenquote Begehrlichkeiten anderer Gruppen, die sich benachteiligt fühlen. Jeder möchte etwas vom großen Kuchen der sozialen und moralischen Gleichheit abbekommen. Im Land der Gleichen sind einige noch gleicher. Das ewige Narrativ der Ungerechtigkeiten in diversen Variationen rechtfertigt die Existenz ganzer Heerscharen von Vereinen und Aktivisten. Ohne dem Erzählmuster des „Immer-Ausgegrenzten“ verlieren sie ihre Daseinsberechtigung und ihre Jobs. Ich vergesse nie die betrübliche Geschichte eines Bekannten, der nach seinem Jurastudium eine Kanzlei für entrechtete Homosexuelle eröffnete. Nachdem er innerhalb eines Jahres nicht einmal einen Mandanten gewinnen konnte, gab er frustriert seinen Beruf auf.

Wie weit Söder mit seinen Gleichheitsfantasien gehen wird, mag ich nicht zu beurteilen. Es kommt auf die Machtoption an. Wenn der Zeitgeist Quoten will, dann bekommt er sie auch. Und wenn es dem Franken hilft, Kanzler zu werden, dann wird er auch noch mehr Quoten nicht scheuen. Seinem Wunschkoalitionspartner dürfte das freuen. Die Grünen und Söder haben kein Interesse am Erhalt individueller Freiheit. Sie wollen von oben den besseren Menschen durch den besseren Staat kreieren. Die Frauenquote steht hier exemplarisch für einen Prozess, der längst begonnen hat: Die Illiberalisierung des Bürgers.

Lesen Sie den Teil I unseres Dossiers zum Thema Frauenquote sowie Teil 2.

Anmerkung des Betreibers: Ein Dossier ist eine Sammlung verschiedener Schriften zu einem Thema. In diesem soll es um die Gleichstellung – respektive um die Frauenquote gehen. Der Anspruch hierbei ist weniger eine Ausgewogenheit herzustellen, das ist uns als kleines Meinungsmedium gar nicht möglich. Viel mehr zielt das Dossier auf alternative Sichtweisen teilweise jüngerer Autoren ab, die jenseits des hiesigen Zeitgeistes ihre Meinungen bilden.

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