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Mein Jahresrückblick (fast) ohne Corona

Von Julian Marius Plutz

Deutschland Ende Dezember: Millionen Menschen sitzen mit leicht einen Sitzen vor den Flimmerkasten und starren, falls die Nordmanntanne den Blick in Richtung Rundfunkgerät zulässt, in das immer gleiche Programm: Jahresrückblicke, der kleine Lord, die Feuerzangenboje, Dunja Halali, Jahresrückblicke, Sissi und der Kalle Böhm, der kleine Lord, die Feuerzangenboje, Vierschanzenrournee, die kleinen Strolche. Jahresrückblicke, bis der Papst platzt. Ab dem 20. Dezember wird zurückgeblickt! Bis 2020 vorne und hinten wieder rauskommt. Moderiert von Dunja Halali.

Über unsägliche Jahresrückblicke

Diese überaus unsäglichen Rückblicke machen weder Sinn noch Spaß. Ja. Möglichkeit 1: Bei den schönen Momente wird man schnell traurig, denn, die Momente sind ja vorbei. Und wer weiß, wie das neue Jahr wird, wann das Glück mal wieder bei einem halt macht. Wenn ich an Februar denke, denke ich an die Veranstaltungen, die ich damals noch besuchen konnte und die ich sehr wahrscheinlich 2021 weiterhin fern bleiben muss. „Glück macht durch Höhe wett, was ihm an Weite fehlt“, hat der Robert Frost einmal geschrieben. Leider ist das unwahr. Das Glück vom Februar macht im Dezember mal so gar nix wett. Es macht lediglich traurig.

Möglichkeit 2: Man erinnert sich an die schlechten Momente und denkt sich: „Hm, das war aber scheiße! Wenn das mal nicht 2021 so weitergeht!“ Wenn man ehrlich ist, spricht vieles dafür. Wo steht geschrieben, dass nach einem schlechtes Jahr ein Besseres kommen muss? Nirgends. 1943 war in Deutschland ähnlich bescheiden wie 1942 und 1941. Außer man war Teil der Nazielite.

Vor einigen Tagen fiel mir ein Buch ein, das mir gut gefiel. „Vaterland“ vom Robert Harris. Ja. In dem Roman zeichnete der Autor eine finstere Welt. Die Nazis haben den zweiten Weltkrieg 1945 nicht verloren, sondern gewonnen und beherrschen ganz Europa.

Heute beherrschen Corona-Maßnahmen den Kontinent. Doch was wäre, wenn das Virus gar nicht erst entdeckt wurde? Wenn unser Leben ab März so weitergegangen, wie im Februar und Januar, Dezember 2019 et cetera?

„Pessimist“, werden Sie sich denken und ja, das bin ich wohl geworden. Ich glaube nicht wirklich, dass sich in absehbarer Zeit etwas zum besseren wenden wird. Der Verlust meines Optimismus gehört auch zu diesem Jahr 2020. Doch darüber soll es nicht gehen, habe ich doch viel mehr als nötig über Corona respektive die politischen Maßnahmen, ein Wort, das mich nur noch aggressiv macht, geschrieben. Nein. Ich mache das anders.

Friedrich Merz ist Kanzler

Am 10. Febeuar kündigte Annegret Kramp-Karrenbauer an, den CDU Parteivorsitz abgeben zu wollen. Das auslösende Ereignis ereignete sich fünf Tage zuvor: Der FDP Politiker Thomas Kemmerich wurde zum Ministerpräsidenten in Thüringen gewählt. Anklagepunkt: Demokratie. Denn womöglich, die Wahl war immerhin geheim, wurde Kemmerich neben Stimmen der AfD auch mit dem Votum CDU Abgeordnete gewählt.

AKK, Kandidatin von Merkels Gnaden, war wenig amüsiert. Ihre Hilflosigkeit zeigte ihre Machtlosigkeit und so zog sie die verständliche Konsequenz. In einem Corona-Maßnahmen-freien Deutschland wäre am geplanten Parteitag, den 25.04.2020, Friedrich Merz, Gesetz dem Falle, er hätte sich gegen Laschet und Röttgen durchgesetzt, Parteivorsitzender. Die Zusammenarbeit mit den SPD Vorsitzenden Norbert Walter Borjahns und Saskia Esken ist von nun an schwierig bis unmöglich. Denn endlich haben die beiden Salonsozialisten ihr passendes Feindbild. Merz ist für sie Glücksfall: Als ehemaliger Topmanager aus der bösen Finanzbranche lebt der Sauerländer offen konservativ.

Donald Trump wurde wiedergewählt

Als Merz mit Merkel endgültig gebrochen hatte und die K-Frage mit Markus Söder bei einem Frühstück in Nürnbergs Süden zu Gunsten des CDU Politikers entscheiden konnte, bricht auch die große Koalition. Die noch-Kanzlerin macht mit Steinmeier den Weg frei für Neuwahlen. In einem wüsten Lagerwahlkampf setzen Scholz, Die Linke, wie auch die Grünen ganz auf GrünRotGrün. Mehr noch: Kanzlerkandidatin Annalena Baebock schließt eine Koalition mit der Merz-Union aus. Am Ende verpasst er die absolute Mehrheit nur knapp und geht mit einer dezimierten, aber im Bundestag vertretenen FDP eine Koalition ein.

Am 3. November wurde Donald Trump mit einem Erdrutschsieg als Präsident der Vereinten Staaten wiedergewählt. Noch nie hat ein Präsident so viele Stimmen bekommen und noch nie versagte ein Gegenkandidat so sehr, wie Joe Biden. Noch am gleichen Tag erkläre der demokratische Herausforderer seine Niederlage. Noch nie erhielt ein Herausforderer so wenige Stimmen. Die EU schickte zerknirscht halbherzige Glückwünsche. In Jerusalem dagegen jubelten viele, erhofften sich die Israelis doch weiterhin echte Solidarität und nicht nur warme, ferne Worte.

Niemand würde Christian Drosten kennen

Karl Lauterbach wäre lediglich einer von vielen, leidigen Politikern und nicht nationaler Metronom des neuen Autoritarismus. Hubertus Heil hätte ohne Corona nicht zwei Branchen, die der Personaldienstleister und die der fleischverarbeitenden Betriebe durch sein Gesetz massiv geschadet. Und Markus Söder hätte sich nicht als wohligen Kollektivisten inszeniert, der alles, auch Grundsätze einer freien Gesellschaft, dem Machtausbau unterordnet. Er hat seinen Machiavelli gelesen.

Keiner würde den verlogenen Satz „There is no glory in prevention“ kennen. Der Satz suggeriert, dass der Politiker, der präventive Maßnahmen verordnet, keinen Ruhm ernten würde. Dann wäre Markus Söder nicht heißester Kanzleranwärter und Trump oder Johnson nicht für ihren Kurs so stark kritisiert worden.

Niemand würde Christian Drosten kennen. Es hätte auch kein albernes Diva-Gehabe auf Twitter mit ihm gegeben. Ebensowenig wäre der Welt eine sagenhaft peinliche, weil von Unwissenheit strotzende Rede zur Verleihung des Schillerpreises erspart geblieben, in dem der Virologe ein formidables Beispiel für das Phänomen deformation professionelle abgab.

Wir alle hätten keine Idee gehabt, wozu dieses Land mit diesem System und diesen Politikern in der Lage sind. Keiner hätte sich die Fragestellungen und irren Aussagen träumen lassen, die unsere Intelligenz und Ratio beleidigten:

– „Findest du es eine gute Idee, dich mit 4 Leuten zu treffen und dann hier her zu kommen?“

– „Was sollen die Nachbarn denken, wenn wie so viele sind in den eigenen vier Wänden?“

– „Die Maske ist unser Freund.“

– „Wer sich weigert, geimpft zu werden, sollte nicht beatmet werden.“

– „An Weihnachten schicken wir keine Polizei nach Hause“

– „Schiller würde Maske tragen!“

„Die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen.“

Jeder Mensch ist möglich

2020 war das Jahr der intellektuellen Defizite. Keiner, der noch alle beisammen hat, würde auch nur einen Satz davon ernst nehmen. Die Urheber, die Drostens, Söders, Günthers und Co würden sich für ihren Unsinn rechtfertigen müssen. Doch nicht in Zeiten des epidemischen Wahnsinns. Angst frisst Hirne auf. Risiko und Gefahr werden vertauscht. Und Karl Lauterbach will endlich Gesundheitsminister werden.

Und wenn dann endlich der letzte, ranzige Jahresrückblick im Rundfunk seinen Abspann zeigt, ist auch schon Silvester. Gezwungen gut gelaunte Visagen lächeln uns in völlig verblödeten, zuschauerlosen Shows ins neue Jahr. Wird’s besser? Ich glaub‘ ja nicht, auch wenn ich es hoffe. Was bleibt ist der Zuspruch an den Einzelnen, dass jeder Mensch möglich ist. Manchmal ist die Hoffnung der einzige Trost und manchmal ist die Hoffnung Lazarett in Zeiten mentaler Kriege.

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