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Wie die Linken ihren Terror rechtfertigen

Von Julian Marius Plutz.


„Männer braucht das Land!“, blöckte es aus der anderen Leitung. Und schwupps war ich dabei. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach geht, Schauspieler zu werden. Aber wenn Wolfgang Schulz, Gott habe ihn selig, es am Telefon so sagt, dann folge ich ihm. Männer braucht also das Land. Ok. Stolz wie Oskar notierte ich mir den Tag, an dem ich zum Ensemble stoßen sollte. „Endlich werde ich berühmt!“, dachte es mir. Auf den Brettern, die, die… na, Sie wissen schon.

Wirre Linksextreme Theaterleute

Drei Tage später nahm ich Teil der ersten Probe. Und was soll ich sagen? Es übertraf jede Art meiner Vorstellung von Skurrilität. Ja. Da war alles dabei. Die Esoterikerin, die Intellektuelle. Der Hippie. Die bedeutende Vollblutdarstellerin und der dickliche Schwule. Das verkannte Genie und natürlich, der General als Regisseur, ein Paradebeispiel absurder Originalität. Und alle hatten eines gemein: Sie waren schwer links. Und ich war mittendrin.

Unser aller Text in dieser ersten Probe bestand aus einer choralen Anreihung von Worten wie „Brüssel“. Noch mal: „Brüssel.“ Immer wieder „Brüssel“. Ja was ist denn in Brüssel? Und ehe ich versah, kam die Antwort. „Brüssel brennt!“. Und noch mal. „Brüssel brennt“. Und jetzt alle! Bis dann plötzlich in dieser irrsinnigen Litanei ein Kollege „An allen vier Ecken!“ hineinruft. Ok. Brüssel brennt an allen vier Ecken. Irgendwann kam der vollends bekloppte Chor zum diabolischen „Anzünden!“ „An allen vier Ecken“ rief wieder der andere. Und wieder alle: „Brüssel.“ So ging das 20 Minuten. Es war so entsetzlich abgedreht, dass ich die erste Probe bloß staunen konnte.


Das Stück hieß „Wer nicht kämpft hat schon verloren“ und war im Grunde nichts weiter als ein linksextremistisches Pamphlet in prosaischer Form. Von Hartz IV wurde eine üble Linie zu den Terroranschlägen des 11. September gezogen – und wieder zurück. Nicht wenige der Protagonisten sahen die Bühne als Ort der Revolution. Und täte der Ischias nicht so zwicken oder wäre nicht gerade Theaterprobe, würden sie auch im Privatleben mit Pflastersteinen werfen.

Sie waren nicht nur links, sie waren linksextrem. Und das war okay. Keiner störte sich daran. Und auch ich spielte, bis auf ein paar Diskussionen einmal abgesehen, die Revolution auf der Bühne mit. Beim Vorgängerstück ohne meine Beteiligung handelte es sich um ein Loblied an die RAF. Doch auch in „Wer nicht kämpft hat schon verloren“ kam die Rote Armee Fraktion nicht zu kurz. In einer Szene wurde die Verschwörungstheorie um den Tod des Terroristen Holger Meins – „Sie ließen ihn bewusst verhungern“ – reaktiviert. In einer anderen Szene verkörperte ich (!) Andreas Baader mit einem einzigen Satz: „Erst wenn der Rehbock bellt, kommt auch die Ricke“. Bitte fragen Sie mich nicht, was dieser Satz bedeutet. Ich habe bis heute keine Ahnung.

Jella Haase versteht die RAF

Die eigentümliche Romantisierung der RAF oder deren Verbrechen hat bei vielen Linken Methode und ist Selbstzweck zugleich. Jüngstes Beispiel: Jella Haase, Schauspielerin unter anderem in dem cineastischen Albtraum „Fack ju Göthe“ zu sehen. Diese außerordentliche Leuchtgranate erzählt in einem Interview, sie teile die Grundgedanken der RAF. Ich möchte Frau Haas nicht über Gebühr betonen, so wichtig ist sie nicht. Und doch ist sie und ihre Aussage prototypisch.

So spricht sie:“ Die RAF hat Menschen umgebracht, dass darf und will ich nicht verharmlosen. (…) Aber den Grundgedanken, die Kapitalismuskritik, den teile ich.“ Grundgedanke super, Umsetzung ausbaufähig. Wow. Wir alle wissen, inwieweit die Floskel „Das möchte ich nicht verharmlosen“ als Distanzierung von etwas taugt: Richtig, gar nicht. Sie möchte also keine Terrortote verharmlosen. Da haben Angehörigen der 34 Opfer, die die RAF auf dem Gewissen hat, aber Glück gehabt. Ich möchte auch keine Kinderschänder verharmlosen. Das muss ich auch nicht betonen. Natürlich will keiner Mord verharmlosen. Goldene Regel, Zehn Gebote, gesunder Menschenverstand, was auch immer. Es versteht sich von selbst.

Wenn Frau Haase und Konsorten den Grundgedanken der RAF teilen, dann teilt sie denklogisch auch den Terror. Denn alles, was die RAF aussagen wollte, haben sie mit ihren Taten ausgesagt. Mit dem Verbreiten von Angst und Schrecken. Das war ihre Botschaft. Der Rest war reines Geschwätz von Töchtern aus Hamburger Villen und Kleinkriminellen. Was soll denn von der Ideologie einer Terrorgruppe lobenswert sein, die sich nach den Sowjettruppen nannte? Was kann man von ideologischer Gewalt und systematischen Hass lernen? Die RAF betrieb keine Hochschule oder schrieb bedeutende Bücher, aus denen man lernen und schöpfen kann. Die Bande waren nichts weiter als Schlächter.

GEsinnung vor Verantwortung


Die Relativierer erklären ihre Liebe zur richtigen Gewalt mit der sogenannten Kapitalismuskritik. Hierzu könnte man vieles sagen. Nun ist Kritik auch in ihrer Sinnfreiheit berechtigt. Jedoch kann niemals Gewalt ein adäquates Mittel sein und Mord darf nie auch nur in Kauf genommen werden, um ein System zu kritisieren. Ein System im Übrigen, dass die Protagonisten und ihre Opfer zu atemberaubenden Wohlstand verholfen hat. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man selbsternannten Humanisten das Einmaleins des Humanismus erklären muss. Nicht zuletzt und zu aller erst ist es die Marktwirtschaft, die Humanismus erst möglich macht. Denn im Handel(n) steckt die Freiwilligkeit und der Wahlakt, zwischen Optionen zu wählen. Etwas, das der dirigistische Sozialismus nicht gewährleisten kann – erfolgt doch alles aufgrund großer jahreumspannender Pläne.

Ein weiterer Stück der Bühne, die Theaterwerkstatt zu Würzburg, auf der ich anno dazumal fast zum Star wurde, ging über Che Guevara. Der ewige Posterboy realitätsferner Linken reiht sich an in die Galerie der Schlächter. Sicherlich teilt Frau Haase auch den Grundgedanken des argentinischen Revolutionär. Bestimmt sogar. In einer Welt von guter und schlechter Gewalt drückt man schon mal das eine oder andere Auge zu. Für Empörung reichen Sympathiebekundungen von Linksterroristen nicht. Schade. Den Angehörigen der Opfer verhöhnen sie damit. Doch das ist ihnen egal. Die Gesinnung geht vor der Verantwortung.

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