Kategorien
Gesellschaft

Bedingungslose Solidarität? Nein, danke

Von L .Winter.

Der Nahe Osten ist ein Pulverfass: der einzige jüdische Staat der Welt ist von zahlreichen arabischen, meist antizionistischen, Staaten umgeben und noch bis vor kurzem hieß es: einer gegen alle. Aber das hat sich gewandelt.

Um sich dem Nahostkonflikt anzunehmen, muss man die Situation nach dem zweiten Weltkrieg beleuchten. Nachdem Juden während des zweiten Weltkrieges durch deutsche Nazis und NS-Kollaborateure europaweit Terror, Grausamkeit und Mord ausgesetzt waren, entstand 1948 der erste jüdische Staat, und das auf dem britischen Völkerbundsmandat Palästina, wobei zahlreiche Araber zugunsten jüdischer Siedler vertrieben wurden. Nach Grundlage des UN-Teilungsplans von 1947 waren ein arabischer und jüdischer Staat auf dem verbliebenen Gebiet vorgesehen, von welchem sich Transjordanien bereits in den 20er Jahren losgelöst hatte.

Israel konnte seit jeher die Westaliierten, ins Besondere die USA an seiner Seite wissen. Doch sogleich wurde Israel von arabischen Armeen attackiert, wodurch 1949 der Gazastreifen an Ägypten ging, das Westjordanland an Transjordanien. 18 Jahre vergingen, bis Israel die Hoheit über diese und noch weitere Gebiete (wie die Golan-Höhen und Ostjerusalem) gewann. Einen stabilen arabischen Staat wie vorgesehen gab es lange kaum.

1988 rief die „Palästinenische Befreiungsorganisation“ den Staat Palästina aus und beanspruchte den Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem als Hauptstadt für sich.

Politisches Wirrwarr

Der rechtskonservative Ministerpräsident Israels Benjamin Netanjahu hat es im Frühjahr diesen Jahres nun bereits zum vierten Mal in zwei Jahren nicht geschafft, eine regierungsfähige Koalition zu bilden. Im Parlament, dem Knesset, dominieren die Netanjahu-Partei Likud, eine liberal-säkulare Partei und jüdisch-orthodoxe Zusammenschlüsse. Die arabische Minderheit hat nur eine kleine parlamentarische Vertretung. Das Parlament ist in 13 verschiedene Allianzen und Parteien aufgesplittet. Kurzgesagt: Es gibt keine politische Stabilität im Staat Israel. Das Land ist anders als die es umgehenden Staaten: freiheitlich, demokratisch, LGBT-freundlich, feministisch. Nur wenige arabische Staaten kennen Israel an, so mancher Politiker träumt sogar von der Auslöschung Israels. Israels Sicherheit scheint ständig in Gefahr.

Palästina ist seit 2011 Mitglied der UNESCO, heutzutage von der klaren Mehrheit der Staaten weltweit anerkannt und wird seit Mitte der 2000er von Präsident Abbas regiert; seit mehr als zehn Jahren ohne demokratische Legitimation. Es kommt vermehrt zu religiös motivierten „Ehrenmorden“ gegen Frauen und Schwule sowie zu Folter in Haft.

Eine Gewaltspirale endet?!

Immer wieder kommt es zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und den Hamas-Truppen, wobei erstere militärisch klar überlegen sind. Allerdings kommt es dabei zu einer immer weiteren Vergrößerung des israelischen Staatsgebiets – die palästinenische Bevölkerung leidet unter den Gegenschlägen, ungestrafter Gewalt israelischer Soldaten, Vertreibungen, Enteignugnen und den Hamas. Israelische Zivilisten sind seit etlichen Jahren Raketenangriffen der islamistischen Hamas ausgesetzt sowie potenzieller Angriffe anderer Staaten wie der Islamischen Republik Iran.

Human Rights Watch bezeichnet Israel gar als Apartheidsstaat, in welchem Palästinenser und Araber Benachteiligungen ausgesetzt seien. Eine brisante Anschuldigung, da der Begriff der „Apartheid“ eigentlich fest verbunden mit der systematischen Ausgrenzung der Schwarzen in Südafrika ist. Ein Beispiel sollen dafür die willkürlichen Zwangsräumungen sein.

Auch wenn man diesen Begriff entschieden ablehnt: über die Menschenrechtslage in den besetzten Gebieten muss auf jeden Fall gesprochen werden. Es darf keine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ geben, egal wo.

Der jetzige Konflikt wird von beiden Seiten angeheizt: dem vorausgegangen waren nicht nur drohednde Zwangsräumungen in Ostjerusalem, wie sie seit Jahren immer wieder gegen Araber vorkommen, sondern auch die Ermordung eines 16-jährigen Arabers am 6.Mai durch israelische „Verteidigungseinheiten“.

Hinzukommen die Tumulte vom 7.Mai, als palästinensische Gläubige israelische Polizeieinheiten mit Gegenständen bewarfen und im Gegenzug diese mit Betäubungsgranaten auf das Gelände der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg antworteten. Wenig später stürmte die israelische Polizei das Gelände mit Gummigeschossen und Tränengas, wobei über 200 Palästinenser zu Schaden kamen.

Die Hamas hingegen sind der selbsternannte militärische Arm der Palästinenser und begann darauf, erneut Raketen auf Israel abzuschießen, die jedoch durch den sogenannten „Iron Dome“, einem israelischen Raketenabwehrsystem, weitestgehend abgefangen werden konnten. So kam es beidseitig zu Opfern, wobei es auf palästinensischer Seite zu einer zwangzigmal höheren Anzahl an Toten kam. Am 21.Mai kam es zu einem vereinbarten Waffenstillstand, durch Ägypten vermittelt. Wieder einmal scheint der Westen handlungsunfähig, ins Besondere die EU.

Deutsche Politiker stehen mehrheitlich an der Seite Israels, egal ob von der AfD, den Grünen, der FDP oder der CDU/CSU. Die SPD äußerte sich nicht eindeutig parteinehmend, wobei Bundesaußenminister Maaß (SPD) Israel deutsche Solidarität zusicherte. Immer wieder wird dabei die historische Verantwortung Deutschlands Israels gegenüber betont („Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson“, schreibt die FAZ am 18.05.2021). Es wirkt, als wäre man mit Israel geradezu bedingunslos solidarisch. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans forderte im Gegenzug der Unterstützung mehr „Mitspracherecht“ in Israel – was genau damit gemeint ist, scheint unklar. Der Fraktionschef der LINKEN Dietmar Bartsch trat sogar bei einer Solidaritätsbekundung für Israel mit anderen renommierten Politikern zusammen auf; DIE LINKE ist im Nahostkonflikt eigentlich nicht so deutlich positioniert. Man setzt sich seit Jahren für die Rechte der Palästinenser wie keine andere deutsche Partei ein. Forderungen nach Waffenstillstand und Verurteilung von Antisemitismus einen die deutsche Parteienlandschaft wie wohl bei keinem anderen Thema.

Pro-Palästina darf nicht zu „Anti-Juden“ werden

Für die territoriale Integrität Palästinas zu kämpfen darf nicht einhergehen mit antisemitischen Hetzreden oder Attacken. Zumal Juden in Deutschland selbstverständlich überhaupt keine „Schuld“ an israelischer Politik haben.

„Die, die sich hier nicht an die Regeln halten, müssen die klare Haltung des Rechtsstaates spüren” , sagt Armin Laschet über antisemitische Ausfälle bei pro-palästinensischen Demonstrationen: Dem lässt sich nichts hinzufügen. Antisemiten nutzen den Nahostkonflikt um Hass gegen Juden zu schüren. Dem muss entschieden entgegen getreten werden – egal ob er von Rechtsextremen oder Muslimen kommt.

Man sollte auf der Seite der Zivilisten stehen, die Opfer von Netanjahus Agressionspolitik und des Hamas-Terrorismus sind, denn auf beiden Seiten leiden vor allem die Unbeteiligten. Palästinenser dürfen auf keinem Fall Ausgrenzung in Ostjerusalem, in Israel generell oder in den besetzten Gebieten (z.B. im Westjordanland) ausgesetzt sein. Gleichzeitig muss man die israelische Politik kritisieren können ohne dass man von der israelischen Regierung oder deutschen Liberal-Konservativen gleich des Antisemitismus bezichtigt wird.

Außenpolitik

Die USA versuchen unter der Biden-Administration eine Vermittlerrolle einnehmen zu wollen. Der neue Außenminister Blinken sagte wieder Hilfszahlungen nach Gaza zu, die unter der Trump-Regierung ausgesetzt wurden – ein gutes Zeichen der Annäherung und Hilfsbereitschaft. Dafür erreichte die Trump-Regierung gerade zu Historisches. Unter amerikanischer Vermittlung schloss Israel Friedensverträge mit arabischen Staaten, unter anderem dem Sudan und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein sehr wichtiger Schritt für mehr Sicherheit Israels.

Doch ereignete sich auch Unerwartetes: das Parlament des konservativen Irlands spach sich für eine klare Veurteilung israelischer Annexionen aus. Ebenso wurden sämtliche Gewaltakte der Hamas wie auch von israelischen Einheiten gerügt – richtig so.

Völkerrechtsverstöße müssen von deutscher Seite aus klar benannt und verurteilt werden, egal ob von Belarus, China oder von Israel. Nur weil der Schutz jüdischen Lebens Staatsräson ist, kann man dem einzigen jüdischen Staat nicht alles durchgehen lassen, vor allem nicht (mögliche) Vökerrechtsbrüche. Denn: irgendwann wird Solidarität zu Blindheit.

Der Autor ist 19 Jahre alt, derzeit Abiturient und konservativ-sozialistisch orientiert, heißt, er spielt im Team Wagenknecht.

Kategorien
Gesellschaft

Lindner und Steinmeier – Beginn einer großen Liebe?

Von Julian Marius Plutz.

Sie kennen das: Nach dem ersten Date haben Sie tolle Laune, denn Sie fanden denjenigen ganz toll. Natürlich hoffen Sie auf Gegenseitigkeit und auf ein zweites Treffen. Doch, wie es so ist, bei ihm kommt immer wieder etwas dazwischen. Verflixt und zugenäht! Die Arbeit, die stresst. Müdigkeit am Abend, Hektik am Morgen. Oma hat einen runden Geburtstag. Hund bekommt einen Bypass und das Pferd der Nachbarin hat Aids. Immer seltener schreibt er Ihnen eine Textnachricht, bis der Kontakt ganz abbricht. Dabei hätte er es sich viel leichter machen können. Es genügte ein Satz. Der ist nicht schön, der ist nicht nett, aber er wäre in dieser Situation gerade recht: „Ich mag dich einfach nicht.“

Wo wir bei Christian Lindner angekommen wären. Ich mag ihn einfach nicht, tat ich noch nie. Sein Auftreten zu inszeniert, seine Botschaften zu Tode abgewogen. Dazu seine Abkürzung CL, als wäre er Ronaldo, zeugt von einer fulminanten Überheblichkeit. Sie merken: Ich mag ihn einfach nicht. Ja. Und er tut alles, meinen Eindruck zu bestätigen. Schaue Sie:
„Die Bereitschaft von Bundespräsident Steinmeier zu einer zweiten Amtszeit sehe ich mit Respekt und Sympathie. Er hat sich um den Zusammenhalt in unserem Land verdient gemacht. Angesichts der anstehenden politischen Veränderungen wäre Kontinuität an der Staatsspitze ratsam“.

FDP Für den Bundesstaat Europa

Wie kommt Christian „CL“ Lindner zu diesem Schluss? Was hat Frank-Walter Steinmeier, genannt der Uhu von Detmold, den ich auch „gar nicht mag“, in dem Amt als Bundespräsident geleistet? Ernst gemeinte Frage! Ich weiß es nicht. Können Sie sich an eine bahnbrechende Rede erinnern? Irgendetwas? Der Mann, der seit sagenhaften 21 Jahren absolute Spitzenposten bekleidet, gilt als das fleischgewordenes Establishment. Er hat Schröder überlebt, er wird Merkel überleben und das steht bereits jetzt im Drehbuch: Irgendwann überlebt er sich auch selbst.

Dass Lindner den Steini über nun lobt und wiederwählen will, zeugt von absoluter moralischen Flexibilität. Das Ziel ist klar: Er will seine Partei offen für diverse Ampelspielchen halten. Rot-Grün-Gelb im Bund? „Ja wenn es geht!“ denkt es im Lindner. Der Frank-Walter wäre da ein prima „Brückenbauer“, der beim „Abholen“ netterweise die Leute auch gleich „mitnimmt“ und für „Zusammenhalt“ sorgt, denn darum hat er sich ja „verdient“ gemacht. Ich frag‘ mich wiederum, frei nach Grönemeyer: „Womit hab ich das verdient?“

Aber ganz im ernst: Lindner positioniert sich eindeutig in Richtung SPD. Nicht umsonst holte er den SPD erfahrenen Volker Wissing in die Bundespartei und schickte die durchaus wackere Linda Teuteberg zurück in den Spreewald. Seitdem freut sich die Dame aus der Stadt mit dem wuchtigen Namen – König Wunsterhausen – übrigens steigender Beliebtheit, was wiederum den CL gar nicht freuen dürfte. Ob sie in der FDP noch eine tragende Rolle spielen wird, liegt wohl auch am Verbleib von Lindner. Und der scheint fester denn je im Sattel zu sitzen. Traumschön.

Die Lindner-FDP steht zwar ganz passabel da. Aber angesichts der grandiosen Schwächen von Union und SPD sind 12% für eine freiheitliche Alternative zu wenig. Ich bin überzeugt, es könnten 20% und mehr sein. So lange aber CL mit Steini die Ampel vorbereitet, so lange die FDP wie ein besoffener Teenager die EU lobt und einen Bundesstaat Europa fordert, verprellen sie die Leute, die im Zweifel nicht, oder die AfD wählen würden. Dass gerade eine Partei, bei der das „F“ für freiheitlich steht, eine solch zentralistische Forderung unterstützt, halte ich für einigermaßen abenteuerlich. Denn der Liberalismus zu Ende gedacht ist auch immer eine dezentrale Veranstaltung. Wissen ist dezentral und Macht sollte ebenso dezentral verteilt werden. Ein „Bundesstaat Europa“ ist exakt das Gegenteil davon.

Ciao, Freiheit!

Und so kommt zusammen, was zusammen gehören mag. Lindner unterstützt Steinmeier. Der Bundespräsident legt dann der SPD nahe, sich mit der FDP und den Grünen zu koalieren. Dass die beiden linken Partei mit freiheitlicher Politik nichts am Hut hat, ist kein Geheimnis und kann spätestens seit der unerträglichen Corona Politik keiner ernsthaft leugnen. Eine Partei, die Antiliberalisten wie Karl Lauterbach in den eigenen Reihen hat, wird niemals freiheitliche Politik machen können. Und eine Partei mit „Freiheit“ im Namen, die mit dem Lauterbach-Verein zusammenarbeitet, kann das „F“ im Namen streichen.

Steinmeier und Lindner mögen sich. Es handelt sich ein Date, das gelungen ist. Hier werden noch weitere Treffen folgen. Und vielleicht kommt es ja dann auch zu einer handfesten Beziehung. Niemand braucht hier faule Ausreden – der Funke ist übergegangen und der Beginn einer wunderbaren Romanze steht vor der Tür. Für den gemeinen Zuschauer, genannt Bürger, oder Wahlvieh, wird es ungemütlich. Noch mehr Dirigismus, noch mehr Paternalismus und noch weniger Freiheit.

Da kann man nur auf eine Ehekrise mit anschließender Scheidung hoffen.

Kategorien
Gesellschaft

Gegen die Maßnahmen hilft nur echte Empörung

Von Julian Marius Plutz.

„Ein Zyniker ist jemand, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt“. Dieses bekannte Zitat stammt von Oscar Wilde und hat mindestens einen wahren Kern. In einer spöttischen Art, die auf den einen oder anderen seelenlos wirken kann, werden Dinge verpönt, die der andere schätzt. Wie in diesem Beispiel: „Eine Diktatur ist eigentlich nicht das Schlimmste, wenn man sich anschaut, wer alles in einer Demokratie mitentscheiden kann.“ Eine klassische Art, den Wert, die Demokratie, nicht wahrzunehmen, ja, ihn gewissermaßen zu verpreisen. Dabei ist gar nicht entscheidend, wie die Haltung des Zynikers zum Wert selbst ist. Es genügt, dadurch die Meinung desjenigen zu karikieren, der diesen Wert vertritt. Das ist die eine Seite.

Eine andere Seite des Zynismus ist, dass er nicht immer, aber häufig schlichte Verzweiflung ausdrückt. Sie beschreibt eine gewisse Desillusionierung bezogen auf die Welt, oder auf wesentlich Teile davon. Und er kann in seiner Bitternis auch einfach nur lustig sein. Die Aktion #wirmachendicht, war in Teilen zynisch. Aber auch sarkastisch und in vielen Fällen verdammt komisch. Die Reaktion auf das Projekt machte mir zwei Dinge sehr deutlich: Erstens, Deutsche haben ein wahnsinniges Problem mit Sarkasmus und Zynismus. Sie verstehen diese Stilmittel schlicht nicht und er, der Deutsche, verurteilt vor allem Zynismus zutiefst. So verhöhnten die Künstler laut vielfacher Aussagen Mitarbeiter im Krankenhaus, obwohl nicht in einem einzigen Clip von Pflegern oder Ärzten die Rede war. Zynismus und Sarkasmus sind im Übrigen zwei verschiedene Dinge, die in praktischen Beispielen jedoch häufig verschwimmen.

Zynismus als Bewältigungsstrategie

Die zweite Sache verdeutlichte mir die Aktion: Ich bin in einigen Punkten zum Zyniker geworden. Ja. Gerade die Corona Maßnahmen haben in mir diese Haltung manifestiert. Zunächst war da die Wut ob der Corona Maßnahmen. Und als sie verlängert wurden und verlängert – „nur noch ein paar Wochen“ – und dann gar nicht mehr aufhörten, kam die Verzweiflung. Wohin mit meiner Kritik? Aufschreiben, na klar, aber auch die Worte „auf Papier“ lasen sich immer mehr zynisch. Die Übergriffigkeit vieler Maßnahmen seitens der Regenten evozierten in mir eine Machtlosigkeit, die ich vorher nicht kannte. Hatte ich noch vor Covid eine recht präzise Vorstellung, wie mein „perfekter Staat“ auszusehen hat, so ist die Antwort auf die Frage, welche Partei ich gedenke, zu wählen, auf ein Minimum geschrumpft: Ich wähle die Partei, die mich am ehesten in Ruhe lässt.

Mein Zynismus ist also eine Art Bewältigungsstrategie, der einen großen Nachteil in sich trägt. Aufgrund seines abwehrenden Charakters erzeugt er eine emotionale Antriebslosigkeit, die an manchen Stellen zu einer Gleichgültigkeit wird. In den letzten Wochen fiel mir das besonders dann auf, als ich leidenschaftlichen Beiträgen von meist jungen Menschen lauschte, die sich noch ehrlich und herrlich ansteckend empören konnten. Dazu muss ich etwas ausholen.

Nur durch Ungehorsam ensteht Veränderung

Twitter hat eine tolle Funktion geschaffen, die sich „Twitter Spaces“ nennt. Diese Spaces funktionieren im Prinzip wie die App Clubhouse. Man eröffnet einen solchen Raum und Menschen können diesem beitreten und lediglich mittels ihrer Stimme kommunizieren. Je mehr Menschen beitreten, desto lebhafter wird eine solche Diskussion. In diesen Gesprächen, der ich teilweise nächtelang beiwohnte, lernte ich nicht nur interessante Menschen kennen, deren Meinung ich politisch teilweise gar nicht teilte. So lauschte ich beispielsweise die flammendsten Redebeiträge gegen die antisemitischen Proteste auf deutschen Straßen, oder die man sich nur vorstellen kann! Echte Brandreden, wahre Empörung. Ich war Gasthörer von Reden, die sich gegen die Lockdown Politik richten, bei denen ich nur so staunen konnte. Twitter hat mit den Spaces etwas geschafft, was ich sozialen Medien nicht zugetraut hätte: Einen Raum für echte, kontroverse Diskussionen mit Respekt und Anstand und noch dazu auf einem meist anständigen Niveau. Meiner eigenen Gleichgültigkeit wurde der Spiegel vorgehalten.

Menschen im Alter von 16 oder 20 haben mir gezeigt, dass es auch anders geht. Zynismus ist ein Schutzmechanismus, aber er hilft auf Dauer und in der Breite nicht weiter. Es muss wieder Zeit sein für echte Empörung und wahre Leidenschaft. „Ein Zyniker ist jemand, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt“, ist also nur die halbe Wahrheit – aber auch nicht ganz falsch. Die innere Immigration in Form zynischer Worte kann persönlich hilfreich sein, ja. Aber um Dinge zu verändern bedarf es mehr. Die Corona-Maßnahmen, der Lockdown, vor allem die politisch angeordneten Kontaktverbote hatten eine eine Wirkung: Menschen, die sich vor dem März 2020 wie selbstverständlich über Fehler der Herrschenden ausgetauscht hatten, wurden ihrer Plattform beraubt. Der Stammtisch in der gewohnten Form wurde zerstört. Soziale Medien können das nur in Teilen subsituieren, aber immerhin versuchen sie es. „Es sind doch nur noch ein paar Monate“ wurde zum Mantra einer Schweigespirale. Alles, was die Regenten beschließen, sei abzunicken. Dieser auferlegte Devotismus ist mir zu wider und muss enden.

Von Oscar Wilde und aus „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ stammt auch dieses Zitat: „Ungehorsam ist für jeden Geschichtskundigen die eigentliche Tugend des Menschen. Durch Ungehorsam entstand der Fortschritt, durch Ungehorsam und Aufsässigkeit.“ Es ist Zeit, dass aus diesen Worten Haltung wird. Denn nur durch echte Empörung kann wahre Veränderung entstehen.

Kategorien
Kultur&Medien LGTB

Neomarius nun auch in der Junge Freiheit und Novo

Warum die Linke für Schwule keine Alternative ist

Weshalb ist der Automatismus immer noch bei vielen: „Du bist schwul, also kannst du nicht freiheitlich-konservativ sein“? Natürlich geht das. Ich halte es für eine ziemliche Zumutung, daß Menschen eine sexuelle Orientierung an eine politische Einstellung knüpfen. Es ist eher sonderbar, daß Schwule und Lesben ausgerechnet linke Organisationen unterstützen, die in großer Mehrheit die Augen in dem Moment verschließen, wenn die Täter einen islamischen Hintergrund haben, der längst zum Vordergrund geworden ist.

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2021/warum-die-linke-fuer-schwule-keine-alternative-ist/

Hetzen und jagen

Ferner auch auf Novo

https://www.novo-argumente.com/artikel/hetzen_und_jagen

Kategorien
LGTB

Als der Islamismus den Tod in ein Popkonzert brachte

Von Liam Hannes.


Es war ein ausverkauftes Konzert mit 20.000 Besuchern.
Die Lichter gingen an, der letzte Song war gesungen. Es war Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Doch einige werden dort nie angekommen sein. Der Abend des 22.5.2017, heute vor vier Jahren, veränderte alles. Leben wurden beendet oder für immer geprägt.

Zum Ende des Konzerts der US-Popsängerin Ariana Grande, die mit ihrem neuen Album „Dangerous Woman“ auf Welttournee war, hatte sich ein islamistischer Selbstmordattentäter mit einer eigens gebauten Bombe im Foyer der Manchester Arena in die Luft gesprengt. Gegen 22.30 Uhr detoniert der Rucksack, der mit Metallteilen gefüllt gewesen ist. Überwachungsvideos der Arena zeigen den Attentäter Salman Ramadan Abedi wegen der Schwere des Rucksacks mit einem gebückten Gang laufend.

Die Explosion war in der ganzen Manchester Arena zu hören. 22 Menschen verloren unmittelbar ihr Leben bzw. erlagen im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Metallsplitter, Muttern, Schrauben und Nägel durchdrangen unzählige Menschen. Das jüngste Opfer, Saffie Rose Roussos, wurde gerade einmal 8 Jahre alt. Teenager sowie drei 14- jährige und zwei 15-jährige und Eltern, die auf ihre Kinder im Foyer warteten, starben
Nach behördlichen Angaben berief sich die Zahl der Verletzten auf 1017 Personen. Viele von ihnen mussten in den Krankenhäusern Manchester’s behandelt werden. Bis heute leiden die Betroffenen unter dem Anschlag. Körperlich wie im Rollstuhl sitzend oder durch Lähmungen an den Einschlagswunden wegen getrennten Nerven als wie auch psychisch. Die Konzertbesucher berichten von einem tiefsitzenden Traumata, von einem verlorenen Sicherheitsgefühl und schlaflosen Nächten. Original Videos auf YouTube lassen einen sprachlos zurück.

Der Anschlag hätte verhindert werden können

Nachbarn berichten nach dem Anschlag, dass sich der 22-jährige Salman Abedi, Sohn libyscher Flüchtlinge, schon vor längerer Zeit verändert habe. Er ließ sich einen Bart wachsen, trug eine bodenlange Djellaba (Kapuzenmantel mit langen Ärmeln) und sang auf offener Straße lautstark islamische Gesänge. Eine Anwohnerin in Fallowfield, Abedis Stadtviertel, will sogar eine schwarze Flagge mit arabischer Schrift am Haus der Abedis gesehen haben. Aber man habe sich nicht viel dabei gedacht.

Eine Besucherin filmt mit ihrem Handy auf einem Sitzplatz in einer der vordersten Sitzreihe der Arena. Die hellen Lichter sind an. Es läuft eine leise Hintergrundmusik. Viele Menschen machen sich auf den Weg zu den Ausgängen. Plötzlich hört man einen lauten Knall. Die Filmerin des Videos ruft: „Oh my god! What’s going on? What just happened? What the f*** is going on?“ Man hört viele Schreie. Sehr viele Schreie. Es bricht Panik aus. Alle drängen zu den Ausgängen. Mädchen stürzen sich über Geländer um aus der Arena zu kommen. Einige fallen zu Boden und werden überrannt. Das Video bricht ab. In einem anderen Video sieht man die fast leere Halle, überwiegend junge Teenager rennen zu den Ausgängen und ein Arenasprecher verkündet mit zittriger Stimme: „There’s no problem’s here. Just take your time and keep exiting the building. There’s no need to pitch up and run. Take your time. There’s no problems here“.

Mindestens fünf Mal sollen Leute aus dem Umfeld von Abedi die Behörden gewarnt haben, dass der junge Mann kranken Ideologien anhing und diese möglicherweise in die Tat umzusetzen plante. Als Selbstmordattentäter in den Tod zu gehen, sei „okay“, hatte er Bekannten gegenüber geäußert. Das berichten übereinstimmend britische Medien. Glaubensbrüder in Abedis Moschee, der Didsbury Mosque in Manchester, gingen gleich den offiziellen Weg und warnten Mitarbeiter von „Prevent“ schon 2015: Abedi verhalte sich auffällig. „Prevent“, ein Programm des Innenministeriums, soll gegen jedwede Radikalisierung vorbeugen.

Nichts passierte, selbst nachdem laut „Times“ ein Angehöriger den Inlandsgeheimdienst MI5 kontaktiert und vor Abedi gewarnt hatte. Jenen MI5, an dessen politischer Spitze zu jenem Zeitpunkt eine Innenministerin namens Theresa May stand. Untätigkeiten und Versäumnisse, der britischen Geheimdienste, die unentschuldbar sind. Die Ermittler führten die gesammelten Erkenntnisse nach dem Anschlag zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Es soll sogar Verbindungen zu einem libyschen Zirkel der Terrorfinanzierung in Deutschland (Leipzig) geben. Mehrere Festnahmen von Hintermännern wurden in verschiedenen Ländern durchgeführt.

Drei Wochen nach dem Anschlag, ist der Bruder des Attentäters, Hachem Abedi in seiner libyschen Heimat festgenommen worden. Er räumte laut libyscher Polizei ein, von den Anschlagsplänen seines Bruders gewusst zu haben. Zudem hatte er geholfen die Bombe zu bauen. Am 20. August 2020 wurde Hachem Abedi von einem britischen Gericht als „gleichermaßen für die durch die Explosion verursachten Todesfälle und Verletzungen verantwortlich“ befunden. Dem Richter nach war Hachem Abedi ein wesentlicher Bestandteil der Planung bei dem Terroranschlag. Er hat zudem bei der Bestellung von Chemikalien und der Organisation des Transports der Materialien für die Sprengladung eine Schlüsselrolle eingenommen. Er soll wie Salman Abedi Mitglied der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat sein. Wegen Terror Unterstützung wurde er zu lebenslänglich mit einer Mindestinhaftierung von 55 Jahren verurteilt.

Angekommen an einem psychisch dunklen ort

Ariana Grande selbst, meldete sich wenige Stunden nach dem Anschlag um 3:51 Uhr mit einem kurzen Tweet zu Wort in dem es hieß: „broken. from the bottom of my heart, i am so so sorry. i don’t have words“
Ihre Konzerte sollten ein Safespace sein. Ein Ort, an dem man alle Sorgen vergessen und sich fallen lassen kann. Sich in eine Musikwelt träumt, das Leben genießt. Grande machte sich im Nachhinein schwere Vorwürfe. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Arena waren nicht ausreichend.


Sie unterbrach ihre Tour bis ein einschließlich 5. Juni 2017. Trotz ihrem psychisch extrem labilen Zustand kündigte sie am 26. Mai 2017 ein Benefizkonzert mit dem Namen “One Love Manchester“ für die Opfer des Anschlags an, welches am 4. Juni 2017 stattfand. Über 50.000 Menschen waren bei dem Open Air Konzert vor Ort und hörten zu. Zahlreiche namhafte Sänger wie Liam Gallagher von Oasis, Justin Bieber, Miley Cyrus, Coldplay, Katy Perry und viele viele mehr haben auf dem Konzert gesungen.

Grande sang ebenfalls einige ihrer Lieder wobei sie immer wieder mit den Tränen kämpfen musste. In einem Duett des Liedes „Better Days“ singt Grande mit Victoria Monet diese Strophe: „So how we gonna stop violence, stop the hurting, stop the hatred, stop the murders? We’re are all humans that’s for certain. Come together we deserve it. What kind of a life will the babys have, if we don’t change up and make it last, it starts right here, it starts right now with love and hope on. … hoping for better days…“Für den We Love Manchester Emergency Fund kamen insgesamt mehr als 23 Millionen US-Dollar (ca. 19,78 Millionen Euro) zusammen.


Nach dem Ende der Dangerous Woman Tour im September 2017 wurde es ruhig um Grande. Erst im April 2018 kam sie mit einem Comeback Song namens „No Tears Left To Cry“ zurück. In einem späteren Interview gab sie allerdings zu, dass diese Aussage eine Lüge war. Zudem brachte sie in diesem Gespräch zum Ausdruck, dass sie dachte, sie könne niemals wieder diese Songs singen geschweige denn die Bühnenoutfits anziehen.
Eine Welt war zusammengebrochen.

Direkt nach dem Anschlag flog sie zurück in ihre Heimat Florida und war psychisch an einem sehr dunklen Ort. Sie kämpfte mit Angstzuständen, Depressionsepisoden und begab sich in Therapie. Es hatte ihr zutiefst geholfen wie ihre Fans und die Stadt Manchester mit diesem Anschlag umgangen sind. Der Zusammenhalt und die Stärke waren und sind immer noch unbeschreiblich.Ihr war klar geworden, dass man mit ihrer Musik das Leben der Verstorbenen feiern sollte, denn sie hätten es so gewollt. Man darf nicht den Hass, die Gewalt oder irgendeine Art der Dunkelheit über sich kommen lassen. Der Anschlag war nicht Grandes einziger Schicksalsschlag: Im September 2018 starb ihr damaliger Ex-Freund an einer Drogen Überdosis. Die Kraft, die sie weiterhin hat und ihre Stärke, die sie heute verkörpert macht sie zu einem Vorbild für die vielen Fans weltweit.

Es war das werk des Islams

Meine Schwester und ich hatten Tickets für das Konzert in Zürich, welches am 05.06.2017 stattfinden sollte. Allerdings gehörte es zu den Konzerten, die abgesagt wurden. Deshalb hat mich der Anschlag auch so betroffen gemacht. Nicht weil der Auftritt in Zürich abgesagt wurde sondern es war viel mehr der Fakt, dass es uns genauso treffen hätte können. Mir wurde eine Unberechenbarkeit, die Unfassbarkeit dieses Anschlags vor Augen geführt.

Seit dem 22.05.2017 wurde mir klar, dass der islamistische Terror vor keinem Halt macht. Nicht einmal vor den verwundbarsten, unschuldigsten Menschen. Auf dem Konzert waren überwiegend junge Menschen, Teenager und Eltern mit ihren Kindern. Das wusste der Täter. Umso barbarischer ist dieser widerwärtige Anschlag. Die Tode hinterlassen eine unfassbare Sinnlosigkeit und Leere. Ein Angriff auf unsere westliche, freiheitliche Welt, die von radikalen Islamisten konsequent abgelehnt wird. Salman Abedi äußerte sich kurz vor dem Anschlag zu einem Verwandten, dass er aus Rache handele für den Tod eines Freundes muslimischen Glaubens und generell meinte er, dass die Briten ungerecht zu Arabern seien.

Zu der Tat bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein „Kalifatssoldat“ habe es geschafft, „Sprengsätze mitten in die Versammlung von Kreuzfahrern“ in einem „schamlosen Konzertsaal“ anzubringen und zu zünden, erklärte das IS-Sprachrohr Amaq. Der Anschlag war der schwerste im Vereinigten Königreich und das erste Selbstmordattentat seit den Terroranschlägen am 7. Juli 2005 in London. Seit diesem Tag, seit dem 22.05.2017 konnte mir keiner mehr erzählen, dass der IS nichts mit dem Islam zu tun hätte. Seit diesem Tag, konnte mir keiner mehr erzählen, dass der Islam nichts mit dem Islam zu tun hätte. Der Islam soll eine Religion des Friedens sein? Eine Religion, die keine allumfassende Reformation in ihren Schriften und Lehren erfahren hat, eine Religion, die solch ein Radikalisierungspotential in sich birgt, gehört nicht auf diese Welt.
Zu dieser Erkenntnis braucht es nicht viel an Verstand.

Liam Hannes B. ist 19 Jahre alt. Seine Texte erscheinen unter anderen bei Liberta Celéstin und Publikum.net. Zu seinen Schwerpunkten gehören Politik und Gesellschaftsthemen.

Kategorien
Kultur&Medien

Wie Malcolm Ohanwe Chuck Norris ablöste

Von Julian Marius Plutz.

In Deutschland ist es verpönt, sich selbst positiv zu beurteilen. Einerseits. Andererseits besteht die merkwürdige Kultur, jedweden Unsinn über den grünen Klee zu loben. Nehmen wir ein Beispiel: Kind, 13, möchte unbedingt Popstar werden. Das Problem an der Sache ist, es kann nicht singen. Also wirklich gar nicht. Es ist furchtbar anzuhören. Die Haare stehen zu Berge und man schämt sich fremd. Man will nur noch, dass es aufhört. Bitte, bitte, liebes Kind, lass es gut sein.

Und was macht Mutter? Die lobt ihre grässlich schrägen Beiträge, die sie dann noch allen ernstes auf Youtube hoch lädt. Eine hervorragende Einladung zum Mobbing. Hätte das Elternteil 1 doch mal den Mut gehabt, zu sagen: „Mädel, du bist toll, wie du bist. Aber singen, sorry, singen kannst du echt kein bisschen. Jetzt lösche deine grauenhafte Katzenmusik aus dem Internet, bevor es noch deine Berufskarriere schädigt und tu etwas, das du besser kannst.“ Gemein, ich weiß, ungerecht und verletzend. Die Wahrheit ist manchmal eine einzige grausame Zumutung. Ich weiß das, denn ich dachte früher einmal, ich könnte Rapper werden, doch reichte es beim Stottern nur für Schüttelreime.

Dann gibt es das schiere Gegenteil. Menschen, die sich selbst loben, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie sehen sich nicht als Ebenbild Gott, sondern als Clon Jahwes. Ich bin der ich bin geil. Ein Exemplar leibhaftiger Hybris hört auf den Namen Malcolm Ohanwe. Und es ist offenkundig: Der Mann, glaubt man der Selbstbeschreibung, hat einiges auf den Kasten. Zumindest kann nicht jeder behaupten, sechs Sprachen zu sprechen und einige davon fließend. Ich kenne selbst so ein Sprachtalent und habe davor höchsten Respekt. Und Malcolm kann sich auch gerne dafür und für andere Punkte seiner Lebensleistung auf die Schulter klopfen – geschenkt. Und er kann das sogar auf Twitter machen, wo es tausende Menschen lesen würden. Dann braucht er sich aber nicht zu wundern, wenn er Gegenwind erhält und verspottet wird. Doch lesen Sie selbst, was er so über sich denkt:

Der multilinguale Tausendsassa

„Ich bin um die Welt gereist fürs ZDF Auslandsjournal, volontiert beim Bayerischen Rundfunk, Auslands-Podcast beim SWR, Studium der Romanistik, Anglistik und Arabistik, über 10 Journalisten-Preise mit nur 27, mehrsprachig versiert. Mir Expertise abzusprechen ist rassistisch.“ Ich freue mich über jeden Preis, den ich bisher bekommen habe (keinen) und es ist super, dass er „mehrsprachig versiert ist“. Andererseits würde mich dann interessieren, was „einsprachig versiert“ ist. Aber das nur am Rande und Spaß bei Seite. Warum soll es rassistisch sein, wenn man ihm „Expertise“, welche auch immer, abspricht? Ist ein bestimmtes Wissen etwa eine Frage der Herkunft?

Mir ist rätselhaft, warum Herr Ohanwe Kritik an seine Arbeit, die in weiten Strecken tatsächlich äußerst mittelmäßg ist, auf seine Herkunft reduziert. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Im Umkehrschluss könnte man ihn gar nicht kritisieren, ohne ein Rassist zu sein. Im Endeffekt lesen Sie gerade die Zeilen eines ultrarechten Hardcore-Nazis. How dare I?

Doch Malcolm hat noch nicht fertig, noch lange nicht: „Wer haut dir eine differenzierte Reportage aus Mali raus, komplett auf Französisch, spricht komplett auf Spanisch über die Missstände in Palästina und Israel und macht gleichzeitig wirtschaftliche Live-Schalten aus Nigeria auf Englisch. Das Absprechen von Intelligenz ist grotesk.“

In der Manier und freilich nicht ansatzweise so grandios würde ich wie in „Were so poor“ von Monty Python antworten: „Wer jongliert mit Mopsbabys, vier an der Zahl, telefoniert gleichzeitig mit dem senegalesischen Bildungsminister auf finnisch, sitzt im längst gefundenen Bernsteinzimmer, schreibt dabei die Fortsetzung von Herr der Ringe auf elbisch und löst den Nahost Konflikt während er erfolgreich durch 0 teilt.“ Malcom Ohanwe ist offensichtlich der neue Chuck Norris.

das jüdische scheint zu stören

Es folgen noch weitere Aussagen von Herrn Ohanwe, die noch mehr untermauern, dass hier jemand irgendetwas kompensieren muss. Und ja, Ohanwe wird mit Sicherheit auch rassistisch angegangen und ja, ich selbst erlebte Diskriminerung. Ich kann das nachempfinden und spreche jedem, der dies tut ab, Humanist zu sein. Das steht außer Frage. Aber Ohanwe kann auch austeilen. Und wie.

So wie 19. Mai bei Maischberger, als sich der Malcolm zum inoffiziellen Pressesprecher der Terrroristen machte. Knuffig und sympathisch erklärt er uns, dass es „jüdische Mobs“ gab, die vor der Al Aqusa Moschee „Arabar“ jagten, freilich ohne Beleg. „Der jüdische Mob“ ist streng genommen die Koscher Nostra. Freilich meinte Herr Ohanweaber nicht die Mafiaorganisation, sondern nach Blut lüsterne Juden, die durch die Straße wetzen, um Araber zu töten. Ein Schelm, der an Antisemitismus denkt. Überhaupt scheint er sich am Jüdischen zu stören. So werden im Westjordanland auch nicht Palästinenser von Israelis „niedergeschossen“, auch hier frei von Beleg, sondern „jüdische“ Israelis schießen Palästinenser nieder. Der Punkt der religiös-kulturellen Herkunft scheint dem Malcolm persönlich wichtig zu sein. Ich halte das für höchst problematisch und das muss auch hart kritisiert werden.

Ich bleibe daher eher beim Motto des Herrenschneiders: „Darf’s auch a Nummer kleiner sein“? Es ist okay, sich zu loben und ganz ehrlich, so manche Texte von mir lese ich und denke mir: „Ist der geil!“. Übertreiben sollte man die Lobhudelei dann doch nicht. Malcom Ohanwe nahm übrigens mit 16 bei „Deutschland sucht den Superstar“ teil. Ob das aufgrund gelogener positiver Zusprechung seitens seines Umfelds passiert ist, kann weder bestätigt, noch verneint werden. Eines sollte aber klar sein: Nach Kritik an der eigenen Person mit der Rassismuskeule zu kommen, ist für die Opfer echter Diskriminierung ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht haben die Kritiker auch einfach nur recht. Vielleicht ist das Fremdbild doch an der Realität näher, als das Selbstbild. Und vielleicht ist Malcom Ohanwe tatsächlich nur ein äußerst mittelmäßiger Tendenzjournalist und ein absurd einseitiger Aktivist.

Kategorien
Gesellschaft Kultur&Medien

Hetzjagden in Europa

Von Julian Marius Plutz.

Erinnern Sie sich noch an die Jagszenen in Chemnitz? Das weltbekannte Qualitätsmedium „Antifa Zeckenbiss“ informierte Deutschland, dass Ausländer am Rande einer Demo durch die Straßen gehetzt wurden. Und ja: Die Bilder sind alles andere als ansehnlich. Man sieht zwei oder drei Männer, die einem anderen Menschen hinterherrennt. „Antifa Zeckenbiss“ beschrieb ihr Video so: „#c2608 #Sachsen. Menschenjagd in #Chemnitz Nazi-Hools sind heute zu allem fähig #FckNZS.“Diese Zeilen empfanden Angela Merkel, respektive ihr Adlatus Steffen Seibert als so charmant, dass sie diese nicht nur übernahmen, sondern auch noch ins Plural setzten. Plötzlich handelte es sich um „Hetzjagden.“ Traumschön.

Geboren war die Legende, die letzten Endes zur Entlassung des damaligen Verfassungsschutzpräsidenten führte. Und das, obwohl die tendenziell unverdächtige Lokalpresse, die im Gegensatz zu Merkel und Seibert vor Ort waren, Hans-Georg Maaßens Aussage unterstützte. Manchmal ist die Wahrheit einfach nicht gut genug und wer sie ausspricht, die unangenehme Wahrheit, der wird zum Problemfall. Wie Bruno der Bär zum Problembär wurde. Der musste dann auch weg.

Über Wochen debattierte man über dieses eine Video und diese eine Demonstration. Betroffenheitstrunkende Politikerdarsteller und bedeutungsschwangere Journalistenspieler übertrafen sich mit moralin-gedopten Worthülsen. Hätte man es nicht besser gewusst, würde man meinen, die Machtergreifung der Nazis stehe bevor. Und die Speerspitze der investigativen Medien „Antifa Zeckenbiss“ – wer kennt sie nicht – war mitten im Geschehen.

Helge Lindh und Paul Pogba drehen hohl

Seit Tag 1, an dem sich Israel gegen Angriffe von Terroristen wehrte, gehen Menschen weltweit auf die Straße und demonstrieren gegen das Selbstverteidigungsrecht eines Landes. Auch hierzu gibt es ein Video, das allerdings nicht, wie das von „Antifa Zeckenbiss“, in zahllosen Medien, bis hin zur Tagesschau, vorkam. Es löst auch keine Empörung bei Angela Merkel aus oder regt eine ehrliche und echte Debatte über Antisemitismus an. Es regt sich rein gar nix, außer, dass Helge Lindh ein Strohmann Argument baut, dass es nur so knistert: „Antisemitismus ist also ein importiertes Problem? In einem Land, zu dessen Staatsräson das Gedenken an die Shoa gehört? Mit einem ehem. Verfassungschef, der antisemitischen. Verschwörungsmythen verbreitet? Mit Coronaleugnern, die sich auf Demos mit Judenstern zur Schau stellen? Achso.“

Davon abgesehen, dass Lindh die dreiste Lüge von Luisa Neubauer fortsetzt, Maaßen sei antisemitisch und noch mehr davon abgesehen, dass mir schleierhaft ist, was Coronademos damit zu tun haben: Antisemitismus ist kein reines importiertes Problem. Das hat aber auch niemand behauptet. Jedoch verstärkt der Importierte den bereits bestehenden Judenhass. Das ist überhaupt kein Geheimnis und leuchtet auch jeden ein, der das Thema ohne politisch korrekter Scheuklappen betrachtet. Doch diese Denkleistung mag den geistigen Kleinsparer aus Wuppertal zu überfordern. Lieber versucht Lindh mit fadenscheinigen Klagen seine Kritiker einzuschüchtern.

An den Reaktionen auf den Konflikt zeigt sich die klare, israelfeindliche Haltung. So solidarisierte sich unter anderem Manchester United Spieler Paul Pogba mit den Angriffen auf israelische Zivilisten. Anders kann ich diese Aktion nicht deuten. Es ist offensichtlich kein Problem, für die Ziele der Hamas zu stehen. Man bekommt es jedoch mit Problemen zu tun, wenn man für den Judenstaat Partei ergreift, wie in dem besagten Video:

Eine Person schwenkt am Rande einer solchen Anti-Israel Veranstaltung eine eine Israelfahne. Als die Demonstranten dies bemerkten, rannten in wenigen Sekunden einige Teilnehmer auf die Person zu und verfolgten sie durch die Gassen von Basel. Eine einzige Fahne mit einem Davidstern schien den Demonstranten so zu provoziert, dass sie aggressiv wurden und dieser mutigen Person hinterherhetzten.

Die Debatte ist kaputt

Tag ein Tag aus eskalieren solche Demonstrationen. Manche Teilnehmer scheinen ihren letzten Rest Anstand und Pietät abgelegt zu haben. Sie grölen: „Jude, Jude, feiges Schwein – komm heraus und kämpf allein.“ Sie verbrennen Israelflaggen. Sie beschimpfen Journalisten als „Scheiß Jude“. Die Stimmung ist aggressiv und der Täter ist klar definiert: Der Jud‘ ist schuld. Wer auch sonst? Ich kann Ihnen kaum beschreiben, wie wütend und traurig mich das macht. Ich bin mir sicher, dass der einzige Grund, warum diese Menschen mit ihrer Menschenfeindlichkeit auf die Straße gehen ist, weil Hitler seinen Job nicht zu Ende brachte. Ich meine das völlig ernst. Offensichtlich haben zu viele Juden den Holocaust überlebt. Das scheint den Hamas-Freunden aus Europa ein Dorn im Auge zu sein.

Deutsche Medien und Deutsche Politik sind kaputt. Berlins Innensenator nennt die Demonstranten „erlebnisorientiert„. Nach der Argumentation wäre der Holocaust eine Art Volksfest gewesen. Sein Genosse und Bundesvorsitzender Norbert-Walther Borjans fordert aufgrund U-Bootlieferungen an Israel ein Mitspracherecht um „Verhandlungen zu führen und sich nach einer Zwei-Staaten Lösung zu öffnen“. Die Partei, die einst Standards in Ehre und Moral setzte, als August Bebel, Friedrich Ebert oder Helmut Schmidt noch im Amt und Würden waren, zerlegt sich im Stundentakt. Was ist los mit euch? Ich kenne zwar ein paar SPD Mitglieder, vernünftige Leute, Freunde, Familie. Doch darüber scheint sich keiner großartig zu beschweren. Ich kann das nicht nachvollziehen. Ist euch Israel wirklich so egal? Wisst ihr nicht, weshalb das Land gegründet wurde? Wenn sich Juden auf deutschen Straßen nicht sicher fühlen und der Staat, den Juden als Sicherheitsgarant zur Verfügung steht, angegriffen wird und die Politik dazu nichts zu sagen hat, dann hat sie jedwede moralische Legitimation verloren. Ethisches Schachmatt, emotionales Schneider-frei.

Wer die Gewaltdemos gegen Israel nicht skandalisiert, versteht es nicht. Wer glaubt, die Angriffe von Hamas und die Interventionen von Israel gleichzusetzen, versteht es nicht. Und wer ein einzelnes Video von „Antifa Zeckenbiss“ zum Anlass nimmt, unliebsame Menschen loszuwerden, versteht rein gar nichts. Die Debatte ist längst vergiftet und zerstört. Wenn das Opfer nicht ins Weltbild passt, sind die Opfer im Weg. Wenn sich Juden wehren und Israel verteidigen, sind sie Fehl am Platz. Da kann schon mal eine einzige Israelflagge zum Problem werden.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article181318302/Chemnitz-Bundesregierung-verurteilt-Hetzjagden-scharf.html

https://www.freiepresse.de/chemnitz/chemnitz-darum-sprechen-wir-nicht-von-hetzjagd-artikel10299149

https://www.achgut.com/artikel/unsere_mandantin_wollte_gesaessvioline_schreiben

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/nach-hass-krawallen-in-berlin-innensenator-nennt-judenhasser-erlebnisorientiert-76427036.bild.html

https://www.welt.de/politik/deutschland/article231203253/Walter-Borjans-Anspruch-gehoert-zu-werden-SPD-stellt-Israel-Bedingungen.html

https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/miesbach-ort29062/zehnten-todestag-erschoss-bruno-6517193.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Schneider_(Kartenspiel)

Kategorien
Gesellschaft

Annalena kann’s nicht lassen

Von Julian Marius Plutz.

Wären die Grünen eine Popcornfabrik, so könnte die Partei mühelos die deutschen Kinos mit Puffmais versorgen, so unterhaltend sich manche Kandidaten geben. Die Dichte an Lächerlichkeiten, Fettnäpfe, und schlichtes Unwissen ist beeindruckend und in meinen Augen absolut beispiellos. Man kann dieses Verhalten nicht mit Dummheit erklären, denn ich glaube, dass Politiker auf diesem Niveau hoch funktionale Menschen sind. Gut, hoch funktional kann auch ein Psychopath sein, aber darum geht es nicht. Mein Punkt ist eher, warum diese Leute mit ihrer Art tatsächlich durchkommen. Man kann sich als Grüner blitze blank und ahnungslos interviewen lassen, bis auf den folgerichtigen Shitstorm in den sozialen Medien haben sie nichts zu befürchten. Sie bleiben in der Partei und die allermeisten Journalisten werden sie mit ihren Fehlern nicht behelligen. Ein Teil der Frage könnte den Abgeordneten verunsichern.

Einer dieser Leuchtgranaten des gepflegten Bullshits ist Annalena Baerbock. Ich will gar nicht großartig nicht auf den „Kobold-Gate“ der 41-Jährigen eingehen. Versprecher passieren nun mal. In dem Kontext verhielt es sich jedoch so, dass es aussah, als sei Frau Baerbock sei schlecht informiert – Höflich formuliert. Dieser Eindruck deckt sich mit einigen Beobachtungen, die gemacht habe. Und ganz ehrlich unter uns Klosterschwestern: Wozu sollte sie sich einarbeiten? Grüne Politiker werden von den Öffentlich-Rechtllichen Rundfunk seit Jahren hofiert und betüdelt. Kritische Fragen muss ein Herr Habeck oder ebene eine Annalena Baerbock nicht erwarten. Wozu sich die Mühe machen, wenn man eh nichts zu befürchten hat. Und trotzdem schaffte es Habeck, mehrfach sich zu blamieren. Ob beim geneigten Tilo Jung, als es um seine Meinung zu Julian Assange ging. Oder in der ARD, als er nicht wusste, wie die Pendlerpauschale funktioniert, oder bei einem Interview auf t-online.de, als er die Aufgabe der BaFin falsch beschrieb. Erkennbares Unwissen als Regelfall trotz wohlwollender Presse. Keine üble Leistung.

Völkerrechtlerin ohne Völkerrecht

Den sprichwörtigen Vogel schoss jedoch Die Frau Baerbock ab. In einem Interview, bei dem sie und der schöne Robert geladen waren, sagte sie folgende Unglaublichkeit: „In manchen Dingen sind wir sehr anders. Und da gibt’s natürlich Themen. Vom Hause her kommt er (Habeck) Hühner, Schweine, ich weiß nicht, was haste?, Kühe melken. Ich komm eher aus’m Völkerrecht, ja, da kommen wir aus ganz anderen Welten im Zweifel. Und das passt gut.“ Was für eine entsetzliche Überheblichkeit. Die Frau, die allen ernstes Kanzlerin will, degradiert mit diesem Satz die Arbeit von Landwirten. Oder wie es eine Bekannte schlicht zusammenfasste: „Die Frau geht gar net“. Ich muss hier Robert Habeck verteidigen. Denn die Arbeit auf dem Bauernhof ist eine anständige und vor allem knüppelharte Arbeit. Sie ist nicht schlechter, als bei einem Mitarbeiter des Europaparlament das Büro geleitet zu haben. Und zum Thema Völkerrecht: Möglicherweise hat sie theoretische Kenntnisse in dem Gebiet, praktisch hat sie jedoch nie damit gearbeitet. Ohnehin beschränkt sich ihre Karriere auf Parteiarbeit. Und immerhin, das muss man fairerweise dazu sagen, hat sie zwei Kinder geboren und womöglich auch aufgezogen, wobei letzteres wohl eher der Mann übernimmt.

Baerbocks Überheblichkeit könnte jedoch zu einem waschechten Skandal mutieren. Wenn Sie „vom Hause her vom Völkerrecht käme, wie sie betonte, wie passt das damit zusammen, dass sie womöglich gar keinen Abschluss in Deutschland gemacht hat? Und wie kann sie sich dann als „Völkerrechtsexpertin“ bezeichnen und tatsächlich stattgefundene Arbeit so niederzumachen? Das ganze wird noch komischer, wenn man weiß, dass Frau Baerbock ihren Lebenslauf in den letzten Tagen geändert hat. So wurde das Wort „Völkerrecht“ in „Public International Law“ geändert, was sie in London studiert haben soll. Beim Studium in Hamburg fehlt plötzlich das Fach „Öffentliches Recht“. Die Wikipedia zählt bis heute 50 Änderungen an ihrem Artikel. Wir können also davon ausgehen, dass noch mehr ans Tageslicht kommen wird.

Alles in allem sind sich alle einig: Wenn Frau Baerbock Völkerrechtlerin ist, dann ist ein Heilpraktiker ein Humanmediziner. Volljuristen legen zwei Staatsexamen ab. Davon Ist Annalena Baerbock himmelweit entfernt und das ist auch kein Problem. Nicht jeder muss studiert haben – wahrscheinlich studieren sogar zu viele. Aber wenn sich eine angehende Kanzlerin „Völkerrechtlerin“ nennt, was sie offenkundig nicht ist, dann lügt sie in voller Absicht. Ich wäre auch gerne als Kind Fußballprofi geworden – jenseits des Bolzplatzes hat es aber nicht gereicht. Ich käme aber auch nicht auf die Idee zu behaupten, ich hätte einst beim 1.FC Nürnberg gespielt. Ob Frau Baerbock damit etwas kompensieren möchte, weiß ich nicht. Dass sie schamlos lügt, ist offensichtlich.

Lieber Falsch regiert werden, als dass Grün regiert

Robert Habeck verfasste wenigstens mehrere Bücher. Ich als Schreibender habe einen grundsätzlichen Respekt vor Menschen, die vor dem „leeren Blatt Papier“ etwas erschaffen. Und aus Neugierde werde ich mir bei Zeiten auch ein Werk besorgen. Eines seiner ersten Bücher heißt übrigens „Der Schrei der Hyänen“ und nein, damit ist nicht Annalena Baerbock gemeint. Vielleicht sind die Hyänen die Journalisten, die nur darauf warten, dass endlich ihre Kandidatin, ihre Annalena aus dem Bundeskanzleramt das BundeskanzlerInnenamt macht. Wenigstens diesen Irrsinn ersparte uns Angela Merkel. Und, Stichwort schreiende Hyänen, das erklärt auch, warum der NDR beide Spitzenkandidaten der Grünen einlädt – ohne einen kritischen Gast. Dieses überaus kontroverse Format gibt es ja schon länger im Hauptprogramm: Anne Will. Bis auf einen Alibi-Gegner, den die Redaktion auch schon manchmal vergisst, sind die Meinungen vor ab geklärt. Man ist sich einig. Nicht dass der greise ARD Zuschauer noch an einem Herzleiden erkrankt.

Zur gleichen Zeit dieses Glanzstück journalistischer Klasse warf Frau Baerbock erneut die Popcornmaschine an. Wiederum bei Tilo Jung geriet die Dame aus Hannover ins Schwärmen: „Wie Schewegewara sagte, Solidaridität ist die Zärtlichkeit unter den Völkern.“ Gemeint war Che Guevara und Solidarität. Das war schon großes Tennis und löste bei mir beinahe ein Herzleiden aus – mindestens jedoch schwere Atemprobleme. Davon abgesehen, dass sie, wie viele Linke gerne, einen Massenmörder als moralische Instanz sehen und zitieren. Was soll bitteschön „Zärtlichkeit unter den Völkern“ bedeuten? Ein Date bei Kerzen zweier Länder? Kollektives Händchenhalten? Blumen für alle?!

Jeder Spaß hat mal ein Loch. Und löchrig wird es, wenn Frau Baerbock und ihre Partei unser Land führen wird. So viel Popcorn kann ich gar nicht essen, dass ich dann wieder… naja, Sie wissen schon. „Lieber nicht regieren, als falsch regieren“, merkte Christian Lindner einst völlig zu Recht an. Doch geht es um mehr. Das Zitat müsste heißen: „Lieber falsch regiert werden, als dass die Grünen regieren.“

Quellen:

https://www.focus.de/auto/elektroauto/gruenen-chefin-im-sommerinterview-best-of-baerbock-die-gruenen-loesen-endlich-das-kobold-problem-bei-elektroautos_id_10972692.html

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/robert-habeck-wegen-wissensluecke-bei-pendlerpauschale-in-der-kritik-a-1288130.html

https://www.zeit.de/news/2021-05/16/baerbock-ehemann-kuemmert-sich-bei-wahlsieg-um-die-kinder

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus231154265/Geaenderter-Lebenslauf-Irritation-ueber-Baerbocks-Laufbahn.html

Kategorien
Allgemein

Der nette Kommunist

Von Julian Marius Plutz.

Wenn es einen Prototyp des vernünftig wirkenden Linken gibt, des harmonischen Zusammenführers, einfach des netten DDR Apparatschik von nebenan, dann ist es Dietmar Bartsch. Mit einem väterlichen Lächeln und einer wohlig-sonoren Stimme erklärt er liebevoll, aber stets bestimmt, die Vorzüge sozialistischer Politik. Nun ist er nicht nur einer von zwei Fraktionsvorsitzende der Partei DIE LINKE, er ist auch gemeinsam mit Janine Wissler Spitzenkandidat für den Bundestagswahlkampf in diesem Jahr. Der 63-Jährige steht damit am vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere, die länger anhält, als seine Partei im Bundestag sitzt. Bartsch hat sich selbst überlebt. Trotz strammer SED Treue wird er gerne in die Talkshows dieser Zeit geladen. Bartsch ist so selbstverständlich Establishment, dass man gar nicht auf die Idee kommt, ihn zu hinterfragen. Der viel zitierte Bruch der Karriere von Ostdeutschen nach 1989 fand bei ihm nicht statt, im Gegenteil. Er knüpfte im geeinten Deutschland natlos daran an.

Ab 1978 studierte er an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst ein Studiengang, dass die Schule „Wirtschaftswissenschaften“ nannte. In Wahrheit war die Lehreinrichtung nichts anderes, als eine ideologische Schmiede. Ziel war es, junge Menschen aus Arbeiterfamilien auf Systemlinie zu bringen und sie für die Planwirtschaft auszubilden. So stand auf dem Vorlesungsplan Dinge wie sozialistische Volkswirtschaft, Volkswirtschaftsplanung, wissenschaftlicher Sozialismus, oder Politische Ökonomie des Sozialismus. Es war klar: Hier wird das intellektuelle Handwerkszeug gereicht, damit der Absolvent später in seinem jeweiligen Beruf das System unterstützen konnte. Dietmar Bartsch machte Karriere und hätte in der DDR noch viel weiter aufsteigen können, wenn ihm nicht die Wende in die Quere kam Nun, Mehr als 30 Jahre später, steht er da, wo er in der letzten deutschen Diktatur auch hätte auch stehen wollen: An der Spitze der Partei.

Bartsch als SED Täter

Nach dem Studium arbeitete Bartsch für das Zentralorgan der FDJ, die Junge Welt. Eine Zeitung, zu der er nach dem Mauerfall als Geschäftsführer zurückkehrte. Da kommt zusammen, was eh zusammenpasst. Bis heute liefert das linksextreme Propagandablatt zuverlässig Material für die ehemalige SED und ihren sozialistischen Kurs. Geändert hat sich im Laufe der Jahrzehnte wenig, daher sah Bartsch für sich auch kein Problem, nach der Wende zu der Zeitung zurückzukehren. Bartsch ist Karrierist. Als SED und FDJ Mitglied hat er es gelernt, sich anzupassen. Und so war es auch nur folgerichtig, dass er 2004 Geschäftsführung der anderen Kaderzeitung, dem „Neues Deutschland“ übernahm. Wo immer es nach DDR roch, war Bartsch schon da. Er ist untrennbar mit dem Regime und gibt ihn eine sympathische, seriöse Note.

Seit dem sich die SED in SED-PDS und später PDS und Linkspartei.PDS zu „Die Linke“ vier mal umbenannte, ohne sich im Kern zu ändern, seit dem mischt Bartsch mit. Auch im dubiosen Verschwinden des SED Vermögens, das Barvermögen betrug rund 2,8 Milliarden Euro, spielte Bartsch eine entscheidende Rolle. Hierzu möchte ich Hubertus Knabe zitieren – in Sachen Geschichte der SED ein absoluter Kenner: „Als Bundesschatzmeister (…) war er maßgeblich dafür verantwortlich, den Verbleib ihres riesigen Vermögens zu verschleiern. Mit Strohmännern, getürkten Darlehen, fingierten Rechnungen und rückdatierten Spenden hatte die Partei unter ihrem Vorsitzenden Gysi mehrere Milliarden Mark verschwinden lassen. Bei einer Durchsuchung der PDS-Zentrale wurde unter anderem ein Schreiben gefunden, in dem Gysi Bartsch aufforderte, Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen nicht offiziell zu verbuchen, sondern „wie bisher bar“ zu verwenden – auf gut Deutsch: sie als Schwarzgeld zu verwenden.“

Dass Gysi, wie auch Bartsch dennoch in den Medien ein so positives Image genießen, kann eigentlich nur so erklärt werden: Vielen Journalisten kommen sympathische Sozialisten gerade recht. Sie denken ähnlich, inhalierten die gleiche Ideologie. Der eine machte Karriere in einer Diktatur, der andere bei einer linken Zeitung oder im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Beide brauchen sich; der eine kann nicht mit dem anderen. Daher sind IM Tätigkeiten und Schießbefehle unangenehme Vorfälle der Geschichte, sie stören aber im großen Narrativ des gut gemeinten Sozialismus. Gleiches würde man bei der politisch rechten Seite nie durchgehen lassen. Hier werden AfD Politiker regelmäßig wie Aussätzige behandelt, wenn sie denn überhaupt noch eingeladen werden. Das Stück bei Markus Lanz, als Alice Weidel auftrat, dient hier als Paradebeispiel.

Bartsch als Chamäleon zweier Systeme

Und so ist es nur auf den ersten Blick verwunderlich, warum ein Sozialist in einer sozialistischen Diktatur ebenso Karriere machen konnte, wie im bundesrepublikanischen Deutschland. Natürlich sind beide Systeme grundverschieden. Aber beide sind Herrschaftssysteme, die in Machtfragen ähnlich ticken. Man muss sich in einer Partei organisieren, eine Machtbasis schaffen, regelmäßig nicht nur über Leichen gehen, sondern auch für Leichen sorgen. Und man muss sich nicht zu schade sein, im völligen Wissen absoluten Unsinn zu erzählen. Bartsch ist wie viele andere hochfunktional. Er weiß um die Reaktionen von Aussagen. Er ist sich völlig im klaren, welches Wort beim Sender den gewünschten Effekt auslöst. Das Handwerk von Agitation und Propaganda lernte er in der FDJ. Nicht nur das hat er mit Angela Merkel gemeinsam.

Er tritt als Co-Spitzenkandidat gemeinsam mit einer radikalen Linke aus dem Westen, Janine Wissler an. Damit fährt die Ex-SED den Kurs, den sie nach der Wende immer häufiger fuhr. Der alte DDR Funktionär, sympathisch und smart, tritt mit einem Kandidaten aus dem Westen an, der linksradikaler nicht sein könnte. Die Trotzkistin Wissler war in der sozialistischen Linken und bei Marx 21 aktiv. Beide werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Das ist überhaupt kein Problem für Bartsch. Und es scheint auch kein Problem zu sein für weite Teile der Öffentlichkeit.

Neben dem Fraktionssitz wurde er also zum Spitzenkandidaten gewählt. Das Whitewashing der SED geht in die nächste Runde. Bartsch gehört zu den wichtigsten Verharmlosern des DDR Unrechtsstaates. Ein Wort, dass der Mann aus Stralsund ablehnt. Er macht den Sozialismus, an deren Ende der Kommunismus steht, eine klassenlose Diktatur, salonfähig. Er ist in seiner Harmlosigkeit gefährlich. Hinter dem bescheidenen Lächeln steht ein knallharter Ideologe, der sich schon einmal in einer Diktatur arrangiert hat. Und ich bin mir sicher: Sollte es eine nächste Diktatur geben, wäre Dietmar Bartsch wieder ganz vorne dabei.

Verlinkungen: https://www.achgut.com/autor/knabe_h

https://www.theeuropean.de/hubertus-knabe/15949-vier-beispiele-fuer-linke-doppelmoral

Kategorien
Gesellschaft

Es geht uns noch zu gut

Von Julian Marius Plutz.

„Den Leuten geht es noch zu gut.“ Hört man ja oft. Um eines vorweg zu nehmen: Dieser Satz stimmt.

Ich sag‘ Ihnen wie es ist: Ich bin stinksauer. Ja. Ich habe mich mal in einer Abwandlung eines Wortes von Habermas „emotional unmusikalisch“ bezeichnet. Ich bin zu wenig offen, mache fast alles mit mir alleine aus. Ich verdränge, ich überspiele und manchmal grinse ich sogar, wenn jemand mir eine schlimme Nachricht mitteilt. Kein Witz! Ich kann da nichts dafür, es kommt einfach aus mir heraus. „Mein Vater hat sich das Kreuz verhoben!“. Ein Lächeln überkommt mich und ja, ich weiß genau, wie daneben das ist und wie debil es wirkt. Emotional unmusikalisch eben. Mein Instrument ist meilenweit verstimmt, so dass man nur noch Katzenmusik hört.

Und so regt sich selten echte Wut oder wahre Liebe in mir. Es ist irgendetwas dazwischen und von allem ein wenig und von gar nichts ein bisschen. Doch heute ist das anders. Heute bin wütend. Und wie. Warum? Weil es den Leuten noch zu gut geht. Ja! Die leidig oft zitierte Komfortzone ist noch viel zu prominent und stark. Anscheinend lassen sich die Menschen alles gefallen. Während in Frankreich die Straßen aufgrund einer Erhöhung des Benzins um ein paar Cent voll sind von Protest, regt sich beim larmoyanten Deutschen nichts, wenn die Regierung 30% auf den Sprit aufschlägt. Was ist los mit Ihnen? Der Druck steigt, die Wut muss raus. Also gehe ich zum Ipad und tue das, was eine Kollegin mal als meine Inselbegabung bezeichnete: Ich schreibe.

Das große Schweigen droht zu brechen

Eine kleine Geschichte: Im Infektionsschutzgesetz steht geschrieben, dass bei eine Inzidenz von unter 100 auf drei darauffolgenden Tagen die Kitas wieder öffnen dürfen. Doch im Gesetz liest man eben auch, dass Landkreise diese Regelung verschärfen aber- oh Wunder – jedoch nicht lockern können. Genau diese Verschärfung veranlassen einige Landkreise bereits. Eine Kollegin hat ein vierjähriges Kind. Da die Kindertagesstätte geschlossen hat, ist sie seit Wochen, wie auch letztes Jahr, im Homeoffice. Nun lag die Inzidenz in diesen Landkreis die letzten drei Tage unter 100. Eigentlich würde sie am Montag wieder im Büro sein. Aber nichts da. Der Kreis entschied per Verordnung, dass die Inzidenz fünf Tage unter 100 liegen muss, damit die Kitas wieder Kinder betreuen dürfen. Und da die Faxgeräte in Gesundheitsämtern am Wochenende geschont werden, zählen Samstage und Sonntage nicht mit. Sie bleibt also zu Hause. Stay at home. Wow.

Ich kann mir kaum ausmalen, wie kompliziert die Betreuung eines Kleinkindes über Wochen aussehen muss, wenn man nebenbei arbeiten muss. Die Kollegin hält sich wirklich wacker. Und bevor jemand einwendet, man müsse ja zu Hause bleiben und von dort aus arbeiten, dem sei gesagt: Nein. Ganz davon abgesehen, dass sie vor Ort gebraucht wird und ganz davon abgesehen, dass es für ein Team ungesund ist, wenn es so aufgeteilt wird: Arbeit ist auch ein sozialer Faktor. Wir alle haben uns auf sie gefreut, sie hatte sich auf uns gefreut. Endlich mal wieder unter Leute kommen, das wollte sie. Eine erneuter Hausarrest war das, was sie bekam. Und wie das für ein vierjähriges Kind sein muss, auf Dauer von der gestressten Mutter im Home Office erzogen zu werden, kann man sich vorstellen. Über dieses Thema schrieb ich an anderer Stelle bereits hier.

Aber kaum jemand, außer wir direkt Betroffenen, regen sich auf. Es geht den Leuten noch zu gut. Vor einigen Wochen schrieb mir ein Leser, dass er sich frage, wo die Berufsverbände geblieben sind. Wo ist die IHK, bei der wir Mitglied sein müssen? Kaum ein Aufschrei, keine Lobby, nichts. Ich frag‘ mich immer, was von der ewig beschworene Wirtschaftslobby übrig geblieben ist. Gar nichts. In den Gremien sitzen Politiker, die nichts anderes tun, als den Regierungskurs mitzutragen. Anscheinend ist der Schmerz noch nicht groß genug. Offensichtlich ist das Schweigegeld, Kurzarbeit und Soforthilfen, als Mittel noch ausreichend, die Leute ruhig zu stellen. Doch bei jedem Medikament entwickelt man irgendwann eine Toleranz. Ich hoffe, dass die Menschen irgendwann eine Intoleranz gegenüber der Maßnahmen entwickeln. Ich sehe zwar Licht am Ende des Tunnels, aber noch geht es den Menschen zu gut. Oder zu wenigen geht es schlecht.

„Nicht mehr mein Land“

Lichtblicke gibt es. Ob es die Schauspieler waren, die mit „Wir machen alles dicht“ ein dickes Zeichen gesetzt haben, oder Bürger, die bei Ich mach da nicht mehr mit ihre Stimme erhoben. Oder die vielen Twitter Spaces, eine neue Funktion, in der man Räume schaffen kann, um sich in Live Gespräch auszutauschen. Es tut sich etwas, doch noch zu wenig. Der Druck ist bei vielen noch nicht hoch genug. Der Schmerz ist mit Mitteln betäubt, die uns bald schon auf die Füße fallen werden. Noch noch wirkt das Narkotikum.

Emotional unmusikalisch hin, oder her. Ich bin wütend. Doch ich glaube, es müssen noch viel mehr wütend werden. Der Druck, er steigt zwar, ja. Aber die Panik wird noch erfolgreich von geneigten Medien, wobei viele umdenken, geschürt. Gazetten sind seuchengeil. Jedoch verspüre ich, sogar in Mainstream-Medien ein Umdenken. Doch es sind noch viel zu wenig. Wie immer geht es nicht um links oder rechts, sondern um Freiheit oder Knechtschaft. Ich möchte gerne frei sein. Wenn das in diesem Deutschland zu viel verlangt ist, dann ist das, um Angela Merkel zu zitieren, tatsächlich „nicht mehr mein Land.“