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Parteiencheck Arbeitsmarkt Teil II – SPD und Grüne

Von Julian Marius Plutz.

Nachdem ich in meiner vergangenen Kolumne rund um den Arbeitsmarkt die schmalen und ernüchternden Vorschläge von Union und FDP schrieb, soll es heute im zweiten Teil um die SPD und die Grünen gehen. Beginnen möchte ich mit den Sozialdemokraten, immerhin die selbsternannte Partei der Arbeit.

Das Programm nennt sich „aus Respekt vor deiner Zukunft“. Es muss sich um eine ganz besondere Kunst handeln, wenn man sich bereits im Titel, der aus ganzen fünf Worten besteht, widerspricht. Denn ich halte es für wenig respektvoll, Menschen ungefragt zu duzen. Nennen Sie mich altmodisch, aber ich mag das „Sie“, das zunehmend, so auch bei den SPD, zu verschwinden scheint. Das hat etwas mit Höflichkeit und einer angemessen, angenehmen Distanz zu tun.

Mit 12 Euro Mindestlohn zurück in die Teilhabe

Obwohl die Sozialdemokraten die Partei der Arbeit sein wollen, sind ihnen das Thema lediglich wenige Seiten wert, vergleichbar mit der Union. Immerhin widmet sich die Partei im Gegensatz zur gelben und schwarzen Konkurrenz der Berufsausbildung junger Menschen.

„Unsere Antwort“, beginnt der erste Unterpunkt des Kapitels, „auf den Wandel der Arbeitswelt ist ein „Recht auf Arbeit“. Das bedeutet für uns, dass sich die Solidargemeinschaft dazu verpflichtet, sich um Jeden zu kümmern und jederm Arbeit und Teilhabe zu ermöglichen. Weil sich Arbeit verändert, soll jede*r alle Möglichkeiten bekommen, sich auch selbst weiterzuent- wickeln“. Um jeden wird sich gekümmert und jeder soll an etwas teilhaben. Woran jedoch, das weiß der gemeine Leser nicht, doch vielleicht verrät es die SPD ja noch. Wenn schon CDU und FDP nicht konkret werden, dann doch bestimmt die Partei der Arbeit.

„Daher setzen wir uns für gerechte Löhne ein.“ Später wird dieser mit einer Zahl von mindestens zwölf Euro definiert. Wie die SPD auf die Zahl kommt, welche Berechnungsgrundlage dahinter steht, noch nicht mal, inwieweit die genannte „Teilhabe“ damit besser gelingen soll, verrät das Programm. Überhaupt findet sich in diesem Teil keinerlei, wenigstens rudimentäre Modellrechnungen.

Keine Definition von „sachgrundloser Befristung“

„Die Befristung von Arbeitsverhältnissen ohne einen Sachgrund werden wir abschaffen und die vom Gesetz akzeptierten Gründe für eine Befristung kritisch überprüfen.“. Ich bin gar nicht in der Lage, die Branche, in der ich arbeite, großartig zu verteidigen, einfach aus dem Grund, da die Sozialdemokraten inhaltlich gar nichts zu bieten haben. Wie will man diese Partei wählen, wenn sie nicht mal in ihrer angeblichen Kernkompetenz mit Kompetenz punkten können?

Aber immerhin wird die Partei hier konkret: Die „sachgrundlose“ Befristung in der Arbeitnehmerüberlassung soll abgeschafft werden. Hierzu ist eine Einordnung wichtig: Unternehmen haben für jede zeitliche Beschränkung einen Sachgrund, sonst würden sie den Arbeitsvertrag gar nicht erst befristen. Bei dieser Formulierung handelt es sich um die gesetzliche Definition des Begriffs. Diese ist im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) geregelt und in verschiedenen Urteilen von Arbeitsgerichten konkretisiert worden.

Wenn ich die vagen Vorstellungen der SPD interpretiere und mit meiner Erfahrung aus der Praxis kombiniere, wäre eine Befristung über sechs Monate aufgrund von Saisonarbeit nur mit einer Befristung mit Sachgrund möglich. Schon jetzt werden Mitarbeiter in diesem Bereich sachgrundlos befristet, was mit der Beschaffenheit der Betriebe und etwaiger Verlängerung des Arbeitsverhältnisses zu tun hat.

Wenn die Sozialdemokraten schreiben, sie wollen „eine Befristung kritisch überprüfen“, hätte ich gerne einige Details erfahren. Wie sieht es beispielsweise mit Flüchtlingen mit genehmigter und betriebsbezogener Arbeitserlaubnis aus? Ihre Aufenthalte sind häufig befristet und werden verlängert – somit der Arbeitgeber auch den Arbeitsvertrag verlängert. Tut er es nicht, arbeitet der Flüchtling illegal. Welche Antwort hat die „Partei für Arbeit“ darauf?

Sprachliche Kritik aufgrund fehlender Inhalte

Das „ausführliche“ Programm der SPD ist zwar wortgewaltig, aber ebenso inhaltsarm. „Wir schaffen ein Recht auf Weiterbildung und beruflichen Neustart in allen Lebensphasen. Jeder einzelne wird bei den bevorstehenden Veränderungen unterstützt.“ Eine Phrase jagt die nächste. Konkret wird es selten. Immerhin, ich denke, das ist dem Arbeiter persönlich wichtig, wird im Programm einwandfrei gegendert.

Auch wenn ich mit vielen Dingen vermutlich nicht einverstanden wäre, was die Sozialdemokraten fordern, so hätte ich mir doch mehr Argumente gewünscht, die ich kritisch hinterfragt hätte. So ist meine Bewertung eher sprachlich, als inhaltlicher Art.

Immerhin quantitativ übertreffen die Grünen die SPD die in sieben Seiten, indirekt sogar noch mehr, die für „Gute Arbeit und faire Löhne“ sorgen wollen. Dann kann ja nichts mehr schief gehen.

Nebulöse Forderungen, die nicht durchgerechnet sind

Die erste Zahl, die man liest, ist eine bekannte: Zwölf Euro Mindestlohn. Doch damit nicht genug: „Anschließend muss er weiter steigen, um wirksam vor Armut zu schützen“. Um wie viel der Lohn ab wann steigen muss, findet sich im Programm ebenso wenig wider, wie ein definierter Armutsbegriff. Es wird ein „Mindestkurzarbeitergeld“ gefordert, wie eine „Stärkung des Arbeitschutzes“. Auch die Grünen wollen „Teilhabe ermöglichen“ und „sichere Jobs schaffen“.

Langzeitarbeitslose sollen in einem „dauerhaften sozialen Arbeitsmarkt“ – Gott sei Dank kein unsozialer – einer „sinnstiftenden Tätigkeit“ nachgehen. Je weiter man liest, auf desto mehr schwammige Forderungen stößt man, die alles und nichts aussagen, selten definiert und nie begründet werden. Von praktischen Beispielen möchte ich gar nicht reden. Man bekommt den Eindruck, dass die Grünen gar nicht konkret werden wollen. Es genügen nebulöse Forderungen, die weder durchdacht, geschweige denn durchgerechnet sind.

Inhaltsleere in rot, oder grün?

„Digitale Chancen“ sollen nicht etwa verstrichen, sondern „genutzt“ werden. Die „Arbeitsmarktpolitik“ muss „auf die Zukunft ausgerichtet werden.“ immerhin: „Die Förderung des lebens- begleitenden Lernens für Menschen mit Behinderungen wollen wir ausbauen“. Wie die Grünen jedoch dieses Vorhaben umsetzen wollen, verrät uns die Partei nicht. Den Gender Pay Gap wollen sie abschaffen, ohne diesen exakt zu definieren. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es sich bei der ewig proklamierten 21% Lücke um nichts weiter, als Fake News handelt.

Nach den ärmellosen Kapiteln von FDP und Union, die wie eine inhaltlose Pflichterfüllung zu lesen sind, reihen sich SPD und Grüne nahtlos an ihren politischen Mitbewerbern an. Wortreiche Nichtigkeiten folgen auf bedeutungsschwangeren Phrasen. Hinzu kommt: Beide Programme unterscheiden sich hier im Grunde gar nicht. Der Wähler kann sich also entscheiden: Inhaltslosigkeit in rot, oder in grün.

Mein Anspruch an ein ausführliches Wahlprogramm war, dass die Forderungen sauber begründet und konkrete Beispiele genannt werden. Egal bei welcher der Parteien bisher: Ich hätte auch die Zusammenfassungen lesen können. Mehr Inhalt findet der interessierte Leser in der Langversion auch nicht. Mein Eindruck manifestiert sich: Die Parteien interessieren sich nicht für das Thema „Arbeitsmarkt“. Die SPD, die Partei der Arbeit, braucht sich nicht wundern, wenn Arbeiter ihre Stimme woanders abgeben.

In Teil III befasse ich schließlich mit den Vorschlägen rund um das Thema Arbeit der Parteien AfD und DIE LINKE.

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Erinnerung an John McCain – der besonnene Konservative

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen großen, streitbaren Konservativen. Was Captain John McCain zu dem Afghanistan-Desaster sagen würde, kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich hätte er die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Ganz sicher hätte er das getan. Und vielleicht hätte er sich an eine eigene Aussage erinnert: „Nichts im Leben ist befreiender als für eine Sache zu kämpfen, die größer als man selbst ist.“

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In eigener Sache – Kommentare

Von Julian Marius Plutz.

Zunächst möchte ich mich für die doch immer wieder vorkommenden Kommentare bedanken. Unabhängig davon, ob ich den Inhalt teile gefällt mir der Austausch mit den Lesern sehr. Oftmals erhalte ich auch wertvolle Ergänzungen, oder Hinweise auf Fehler. Vielen Dank hierfür.

Und dann gibt es immer häufiger Kommentare, die beleidigend sind und ich natürlich nicht veröffentlichen werde. Hier ein Hinweis, der eigentlich klar sein soll: Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Und selbst wenn es nicht justiziabel ist: Es liest sowieso keiner. Ich selbst lese es nicht mal wirklich , da ich in wenigen Sekunden bereits weiß, um was es geht und ich den Kommentar lösche. Ansonsten liest es niemand. Es sind traurige und einsame Beiträge von Leuten mit eben diesen Eigenschaften.

Davon abgesehen, dass es überaus respektlos ist, die Arbeit eines anderen so herabzuwürdigen: Es ist noch mehr Armutszeugnis, die Leistung junger Gastautoren, die vielleicht das erste mal in den Form geschrieben haben, so zu bewerten. Das ganze – oh Wunder – nicht mit Klarnamen. Bei solchen Leuten kann man nur hoffen, dass sie keine Kinder haben.

Ansonsten bitte ich Sie vor allem eines: Kommentieren Sie weiter. Vielen Dank auch an die kleinen und gar nicht so kleinen Geldspenden.

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Der Ossi lässt sich nicht verarschen – Was der Westen lernen kann

Von Krissi I.

Fast 30% für die Linkspartei, über 20% für die AfD, das ist die Realität bei Wahlen in Mitteldeutschland (für uns Wessis Ostdeutschland). Die Parteien links- und rechtsaußen werden in den „neuen Bundesländern“ mit vielen Stimmen gewählt. Vielen Westdeutschen stößt dies sauer auf, doch der durchschnittliche Ostdeutsche ist nicht radikal oder gar extrem. Im Gegenteil, die Westdeutschen könnten sich von der Mentalität der Ost- und Mitteldeutschen eine Scheibe abschneiden.

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Edeka verbannt AfD Smoothies aus den Regalen

Von Julian Marius Plutz.

Jeder mag doch Edeka. Warum auch nicht? Ansprechende Werbung, regionales Obst und Bio. Viel Bio, weil das ja gesund ist. Wozu sollte das sympathische Unternehmen aus Hamburg jemanden etwas Böses tun? Da arbeiten doch junge, alerte Mitarbeiter, die mit Dynamik und Verve am Werk sind, um uns folgenlos uns gut gelaunt Produkte anzubieten. Wenn es schon kein „Good Gouvernance “ gibt, vielleicht dann bei Edeka immerhin „Good Supermarkt“?

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Ökonomik Gastbeitrag Gesellschaft

Lauterbach ist nicht der, für den Sie ihn halten

Von Luca Tannek.

Es gibt wohl kaum einen Politiker in Deutschland, der seit März 2020 -dem Eintritt des ersten Lockdowns in Deutschland aufgrunddes Ausbruchs von Covid-19- mehr mediale Aufmerksamkeit bekommt, als Karl Lauterbach. Egal ob bei Markus Lanz oder Maybritt Illner, der SPD-Mann ist stets präsent- sogar bei privaten Sendern wie RTL. Da stellt sich doch die Frage: Wieso eigentlich? Er ist doch Arzt und hat habilitiert. Und er ist in den vergangenen Jahren auch immer wieder als Gesundheitsexperte in die Talkshows eingeladen worden. Dann trägt er sogar noch diese sympathische, klischeehafte Fliege, die ihn wie den Prototypen eines Professors aussehen lässt und schwupps, der Durchschnittsbürger hinterfragt nicht mehr, wieso nun ausgerechnet Lauterbach vor der Kamera sitzt und ob man seinem Wort überhaupt trauen kann.

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Halbleiter-Engpass bedroht die deutsche Wirtschaft

Der derzeitige Mangel an Halbleiter-Chips bringt die deutsche Wirtschaft ins Schwitzen. Aber nicht nur dort machen sich die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen bemerkbar.

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Gewalttätige Babelsberg Fans attackieren politischen Blogger

Von Julian Marius Plutz.

Am Rande des DFB Pokalerfolges des SV Babelsberg 03 gegen die SpVgg Greuther Fürth kam es am vergangenen Samstag, den 7.8.2021, zu einer gewalttätigen Aktion. Der Blogger Liyun Gothóni (https://libertacelestin.de/) verfolgte in Begleitung zweier Personen im Heimstadion des Brandenburger Fußballclubs der Partie, als er Mitte der zweiten Halbzeit von Fans der Gastgeber erkannt wurde.

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Grüne Unmasked – Ökodiktatur als Ministerium

Von Julian Marius Plutz.

Kennen Sie den Begriff „low hanging fruits?“ Ich geben Ihnen ein Beispiel: Es macht keinen Sinn mehr, gegen Annalena Baerbock zu schreiben, da sie sich so sehr ins Aus manövriert hat, dass ein Text unnötig erscheint. Ein weiterer Artikel über die grüne Spitzenkandidatin wäre wie einen tief hängenden Apfel zu pflücken. Man muss sich nicht strecken, geschweige denn sich in irgendeiner Form mühen. Die Geschichte ist bereits geschrieben, noch ehe Frau Baerbock das Rednerpult verlassen hat. Außerdem gehört es sich nicht, auf am Boden Liegende zu treten. Daher schreibe ich auch nicht über die SPD.

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Parteiencheck Arbeitsmarkt Teil I – Union und FDP

Von Julian Marius Plutz.

Da die Bundestagswahl naht, ist es für Menschen, die sich für Arbeit interessieren, wesentlich, wie sich andere Parteien zu diesem politischen Thema positionieren. In den nächsten Kolumnen zu diesem Thema möchte ich auf die Programme der Parteien auf ihre Forderungen, was die Reform des Arbeitsmarkts angeht, abklopfen. Angekündigte Themen im letzten Beitrag verschieben sich in zukünftige Kolumnen.