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Ökonomik

Wegen Gaspreis: Unternehmen drosseln Produktion

Von Julian Marius Plutz.

Strom kommt aus der Steckdose, Wärme aus der Heizung. Und die Hitze, um die Pizza zu erwärmen, kommt aus dem Ofen. Und das Gas? Klar, aus der Gasleitung. Damit wäre alles geklärt.

So einfach ist es natürlich nicht. So wie Strom produziert und transportiert, so gilt das auch für Gas. Letzteres wird zum echten Problem. In Europa und ganz konkret in Deutschland. So ist der Gaspreis für Großkunden in den letzten Wochen um das Fünffache gestiegen. Für Deutschlands größtem Ammoniak- und Harnstoffproduzenten, SKW in Piesteritz, Kreis Wittenberg, wird dies zu einem echten existenziellen Problem: „Wir erleben ein Allzeitshoch“, so der Firmensprecher Christopher Profitlich. Auch BASF drosselt die Produktion und erwägt, ihre Werke sogar zu schließen. Dies hätte tausende Arbeitslose zur Folge.

Von fünf auf 70 Euro pro Megawattstunde

Doch nicht nur industrielle Abnehmer geraten aufgrund der steigenden Preise in die Bredouille. Auch private Haushalte sind davon betroffen, denn Energie ist der Inflationstreiber Nummer eins. Erstmals seit knapp 30 Jahren knackt die Teuerungsrate in Deutschland die 4% Marke. Der Gaspreis spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Gerade für Geringverdiener, die in den letzten Jahre keine Lohnsteigerungen erfahren durften, ist diese Krise existenziell.

Im ersten Halbjahr mussten Privathaushalte für Strom und Gas 4,7 Prozent mehr bezahlen als im Halbjahr zuvor im Jahr 2020. Im Großhandel kostet Gas derzeit teilweise mehr als 70 Euro pro Megawattstunde. In der Corona-Krise lag der Preis bei rund bei fünf Euro. Dies schlägt sich implizit auch auf den Bürger, in Form höherer Preise für bestimmte Produkte, nieder. Ein großes Problem, was den Strompreis für Endverbraucher angeht: Der Staat kassiert fleißig mit. Hier ist ein kleiner Exkurs wichtig.

Auch dank des Staates ist der Preis hoch

Der Preis für Gas besteht aus drei Faktoren: die Kosten für die Beschaffung , das Netznutzungsentgelt, sowie den Steuern und Abgaben. Die Beschaffungskosten machen rund 40 Prozent des Gaspreises aus. Der Rest entfiel zu 33 bis 35 Prozent auf Steuern und Abgaben sowie zu gut 25% die Netzentgelte. Unter dem Netznutzungsentgelt versteht man den Preis, den Strom- und Gasnetzbetreiber für die Netznutzung von den Netznutzern erheben.

Vereinfacht gesagt gehen rund 25% des Preises direkt an den Staat und fast genauso viel gehen als Netznutzungsentgelt an die Betreiber, die nicht selten ebenfalls in öffentlicher Hand sind. Hinzu kommen Konzessionsgebühren sowie 19% Mehrwertsteuer. Alles Posten, die den Preis künstlich in die Höhe treiben.

Versorger reagieren bereits auf die exorbitant steigenden Preise: Nach Auswertungen von Check24 haben 50 Versorger ihre Preise bereits erhöht oder werden dies in absehbarer Zeit tun. Für den Verbraucher heißt das: Die Gas-Rechnungen dürften im Durchschnitt 11,5 Prozent teurer werden.

Arbeitsplätze sind in Gefahr

Angesichts dieser Entwicklung und jenseits politischer Bedenken scheint es verwunderlich, dass sich Politiker immer noch gegen die Nord Stream Pipeline wehren. Denn bei aller Kritik könnte russisches Gas die angespannte Versorgungslage hierzu Lande entspannen. Deutsche Politik hat entschieden, nicht nur aus der Kernenergie, sondern auch aus der Kohle auszusteigen. Dieses weltweit einmalige Projekt fordert seinen Tribut. Der Preis, er steigt und die Versorungssicherheit wackelt.

SKW in Piesterlitz schafft derweil Fakten. Der Ammoniak-Hersteller hat aufgrund der angespannten Preissituation seine Produktion um 20 Prozent gedrosselt. Das bisherig Niveau macht eine ökonomisch sinnvolle Produktion unmöglich. 860 Mitarbeiter bangen zu Recht um ihre Arbeitsplätze. SKW ist übrigens der größte Hersteller von AdBlue, ein Zusatzstoff, um in Dieselmotoren den Ausstoß von Stickstoff zu reduzieren. Ein Projekt, dass Fahrzeuge klimafreundlicher machen sollte, was auch immer das konkret bedeuten soll.

Deutsche Energiepolitik versagt

Nun ist die Politik gefragt: Das Aussetzen der Mehrwertsteuer könnte ebenso kurzfristig Abhilfe schaffen, wie das Senken der Konzessionsgebühren und die Abgaben auf die Kilowattstunde. Langfristig jedoch müssen sich Politiker fragen, inwiefern die Energiewende eine gute Idee gewesen ist. Während weltweit Kohle- und Kernkraftwerke gebaut werden, geht Deutschland den einsamen Weg in einer eisernen Konsequenz. Der Energieexperte Manfred Haferburg bezeichnet die Energiewende als „Russisch Roulette mit sechs Patronen in der Trommel“. Ironisch, dass die deutsche Energiepolitik tatsächlich und maßgeblich an Russland hängt.

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