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Ökonomik

Der Arbeitsmarkt im Oktober – Weniger Kurzarbeit und fehlende Fachkräfte

Von Julian Marius Plutz.

Nachdem ich mich in den vergangenen Kolumnen, in aller Regel verzweifelt, den blutleeren Forderungen unserer Parteien gewidmet habe, was den Arbeitsmarkt angeht, soll es heute ein Thema gehen, was in aller Munde ist: Der Fachkräftemangel für die die Politik sogleich ein Rezept zu haben scheint. Inwiefern das sinnig ist und was die Gründe für die offenen Stellen angeht, versuche ich zu beantworten. Zunächst aber die Zahlen für den Oktober 2021.

Zur Erinnerung: Ende jedes Monats veröffentlicht die Agentur für Arbeit die Arbeitslosenzahlen für Deutschland. Hierbei wendet die Behörde recht banale Tricks an.

Laut der Presseerklärung waren 2.377.000 arbeitslos. Diese Aussage ist jedoch völlig falsch, In den rund 2,4 Millionen Menschen sind lediglich die Arbeitslosen abgebildet, die im Sinne SGB II („Hartz IV Empfänger“) und SGB III (Personen in Fördermaßnahmen, Behinderte etc.) nicht erwerbstätig sind. Arbeitslose, die über 58 Jahre alt sind, werden in der Arbeitslosenzahl gar nicht berücksichtigt. Diese liegen bei rund 122000 Personen. Diese, so wie Teilnehmer an Programmen zur Integration in den Arbeitsmarkt, Arbeitsunfähige sind laut den Statistikern der Agentur für Arbeit unterbeschäftigt.

Vermutlich mehr als 10% Arbeitslose im Oktober

Sie sind arbeitlos, werden aber anders genannt. Im engeren Sinne unterbeschäftigt rund 3,1 Milliomen Menschen, also rund 700.000 Arbeitslose mehr, als in der Zahl, die Tagesschau und Co. präsentieren. Das sind mehr als 20% und durchaus üblich. Nach meiner Erfahrung bewegt sich die Differenz der sogenannten Arbeitslosen und der Unterbeschäftigten zwischen 20 und 30 Prozent. Doch auch diese Zahl ist von der Realität weit entfernt. Weitere Details meiner Schätzung finden Sie hier: Link. Wenn man jedoch alle Parameter miteinbezieht, zum Beispiel die Beschäftigten, die Kurzarbeitergeld (KUG) erhalten, dann sieht die Arbeitslosenzahl ganz aus.

Rund 760.000 Menschen erhielten im September KUG, was eine grobe Schätzung seitens der Agentur für Arbeit ist. Die Zahl dürfte jedoch aufgrund verspäteter Meldungen oder Berechnungen, nicht zuletzt seitens der Krankenkassen, höher ausfallen. Rechnet man diesen mit 2/3 mit und addiert ALG I und andere Zahlen mit ein (vgl: Link) haben wir in Deutschland, konservativ geschätzt rund 5 Millionen Arbeitslose. Das sind von den 2,4 Millionen, die die Pressemitteilung hergibt, mehr als das Doppelte. Sprich: Sie Arbeitslosenquote dürfte im Oktober bei 10% liegen. Vermutlich mehr.

Es ist wichtig zu wissen, dass meine Zahlen keine exakte Berechnung darstellen, sondern eine Schätzung sind. Ich bemühe mich daher, eher zurückhaltend zu schätzen. Ob es dann 9,9% echte Arbeitslose sind, oder 11%, ist dann nicht so wichtig. Mir ist wichtig, zu zeigen, wie propagandistisch Politik und vor allem Mainstream Medien Monat für Monat getürkte Zahlen in den Umlauf bringen.

Politik setzt blind auf Einwanderung

Und während sich Politiker für falsche Zahlen feiern, Arbeitsminister Hubertus Heils Gemütszustand wird als „erfreut“ zitiert , beklagen Unternehmen den Mangel an Fachkräften. Schaut man sich die offenen Stellen im Monatsbericht an, so sind 808.000 Arbeitsplätze umbesetzt. Im Oktober 2020 waren es noch 602.000, im September 2021 799.000.

Leider gibt der Monatsbericht nicht her, wie viele Fachkräfte aktuell fehlen. Den Berichten der Vergangenheit aber lässt sich sagen: Einige. So gehen Experten sogar von mehr als 1 Millionen fehlender Stellen aus. Der Grund, warum diese nicht als freie Stellen deklariert werden, liegt daran, dass diese erst gar nicht mehr ausgeschrieben werden, was sich mit meiner Erfahrung im Personalvertrieb durchaus deckt. Viele Projekte verwaisen, werden verschoben oder ganz storniert, schlicht weil die Mitarbeiter fehlen.

Die Politik scheint auf dieses handfeste Problem ein Allerheilmittel gefunden zu haben: Migration. Hierbei ergeben sich jedoch einige Herausforderungen.

Mindestens vier Punkte müssen beachtet werden

1. Studenten könnten auch Fachkräfte sein

2005 absolvierten rund 1.7 Millionen Menschen eine duale Ausbildung. 2021 waren es noch 1,3 Millionen. ( Link). Zum Vergleich: 2005 gab es rund 2 Millionen Studenten. Zum Wintersemester 2020/21 waren es knapp 3 Millionen. Während die Ausbildungen im oben genannten Zeitraum um mehr als 20% zurückging, studierten von 2005 zu 2020 50% mehr Jugendliche. Hürden für das bloße Studieren, um zu studieren, müssen erhöht werden, ggf. mit Auswahltests. Denn man darf nicht vergessen: Auch ein Hochschulstudium ist eine Ausbildung und kein Hort zur Selbstverwirklichung.

2. Massenmigration als Schlüssel?

Deutschland liebt seine Gutartigkeit. Das sah man bei der Flüchtlingskrise und entdeckte und entdeckt man seit Jahrzehnten beim Thema Integration. Viele Deutsche glauben tatsächlich, dass mit Flüchtlingen der Fachkräftemangel zu beseitigen ist. Im Jahr 2020 hatten 50% aller Flüchtlinge einen Job. Davon ergatterten 17% bei hohem Abbruchrisiko eine duale Ausbildungsplatz. Was Tagesschau.de als Erfolg bezeichnet, ist in Wahrheit ein Trauerspiel. Wenn von 100 Flüchtlingen 17 eine Ausbildung beginnen, dann ist das eine sehr schlechte Quote. Jenseits humanitärer Erwägungen, die hier keine Rolle spielen sollen, kann ungezügelte Einwanderung nicht der Schlüssel gegen Fachkräftemangel sein.

3. Gezielte Einwanderung kann partiell helfen

Gerade in technischen Berufen, aber auch in der Pflege oder bei den Ärzten können Fachkräfte aus dem Ausland eine Bereicherung sein. Problem, gerade in sozialen Berufen, ist das Sprachdefizit. Während der Programmierer problemlos mit englisch zurechtkommt, sieht das im Spital, oder im Seniorenheim schon anders aus. Auch die Ausbildungen sind in anderen Ländern häufig unterschiedlich (vgl Link)

4. Gezielte Einwanderung schadet den heimischen Ländern

Fachkräftemangel ist kein rein Deutsches Problem. Auch in Bulgarien, Portugal oder Rumänien klagen Arbeitgeber über fehlendes Personal. Problem hierbei ist: Deutschland ist, zum Beispiel für rumänische Ärzte äußerst attraktiv. Wir ziehen aus ohnehin schon ökonomisch schwächeren Ländern ihr höchstes Gut. Den sogenannten Brain Drain gibt es nicht nur von Wissenschaftlern von Deutschland weg, sondern auch von Fachkräften nach Deutschland hinein. Vielleicht könnte auf die eine, oder andere Staatshilfe verzichtet werden, wenn die Regierung nicht die schlausten Köpfe aus ärmeren Ländern zieht.

Zusammenfassung: Germans First

Wir haben gesehen, dass die Arbeitslosigkeit wohl bei 10% liegt. 150.000 Jugendliche sind im Oktober arbeitslos, die vielen, die in mehr oder weniger sinnhaften Maßnahmen stecken, nicht einberechnet (gab die Oktober Statistik nicht her). Daneben studieren in Deutschland immer mehr Jugendliche, während die Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Massenmigration kann nicht der Schlüssel sein. Gezielte Einwanderung kann partiell helfen. Doch am wichtigsten ist zunächst, die Deutschen Jugendliche zur Ausbildung zu bewegen, bevor man teure und aufwändige Integrationsarbeit leisten muss – mit Sprachbarrieren und kulturellen Herausforderungen. Dann erst kann man auf gezielte Einwanderung setzen, die, das sollte bedacht werden, in den Heimatländern fehlen werden.

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