Von Julian Marius Plutz.
Ab dem 1. Juni ist es nun wieder so weit. Deutschland, was sage ich, die Welt ist queer. Einen Monat lang gibt es bei C&A Regenbogensocken. Ein Monat lang hat meine WordPress App eben diese Farben im Hintergrund. Traumschön, wie ich mich freue. Die Rede ist vom „Pride Month“.
Können Sie es auch kaum abwarten, dass sich Männer in Frauenklamotten zwängen und meinen, sie seien eine Frau? Freuen Sie sich auch riesig, dass allerhand Fetische gefeiert werden, als würden sie das Abendland retten, obwohl sie sie doch genau das Gegenteil tun?
Für mich als homosexueller Mann sind solche Ereignisse nichts weiter als multiple Zumutungen. Noch vor einem Jahr war ich in einem Anfall aus Hybris und Naivität der Meinung, ich könnte die Regenbogenfahne „zurückerobern“. Also kaufte ich mir allerhand solcher Artikel und trug sie. Das Effekt, das dürfe Sie wenig überraschen, lag bei Null.
Die Regenbogenfahne, einst der Schwulen, Lesben und Bisexuellen vorbehalten, ist gekapert worden und damit entschlief der Sinn hinter den bunten Farben. Aus „LGB“ wurde „LGBTQ+“, also „Trans“, „queer“ und „plus“. Die Idee wurde verwässert und egalisiert. Denn diese Buchstaben haben mit mir nichts zu tun.
T für Trans
Hier handelt es sich Frauen, die Männer sein wollen, bzw. und ungleich häufiger Männer, die Frauen sein wollen. Möglich ist, dass eine Geschlechtsstörung dahinter steht. Oder es handelt sich um einen Fetisch. Da gibt es allerhand. Füße, Bears, Twinks. Was auch immer, sie haben mit dem lesbisch, schwul und bi, also „LGB“ lediglich insofern zu tun, als dass diese u.a. in diesen Kreisen auftauchen. Aber Fetische, oder psychische Erkrankungen sind keine biologisch feststehende sexuelle Neigungen.
Q für Queer
Queer ist das neue Gay. Während Homosexualität eine eindeutige Präferenz zum gleichen Geschlecht darstellt, ist queer ein Spektrum. Man ist nicht mehr, man empfindet sich. Die Definition ergibt sich nicht mehr aus biologischer Unverrückbarkeiten, sondern aus den eigenen Wunschvorstellungen so zu sein, wie man sein möchte. Diese völlige Überhöhung der eigenen Belange degradiert die Gesellschaft in ein Raum ohne feststehender Werte.
„Plus“ für… Ja, wofür eigentlich?
Das Plus ist für all die, die es sonst noch so gibt. Die eine liebt ein Flugzeug, der andere sieht sich als „lesbischer Mann“. Und da es nichts gibt, was es nicht gibt, finden sie sich unter dem Regenbogen wi.
Sie sagen, sie sind „nicht binär“, aber eigentlich wollen sie sagen, „ich möchte auf Teufel komm raus anderes sein. Sie beschämen sich und eine ganze Bewegung. Sie sind der Grund, warum Außenstehende – übrigens völlig zurecht, diesen Zirkus nicht ernst nehmen.
Am Ende kann sich jeder als ein „Plus“ fühlen, oder als „Queer“, er muss es nur ausdrücken. Doch eigentlich passiert etwas anderes: Die Werte, für die wackere Homosexuelle gekämpft haben, werdenegalisiert. Die Regenbogenfahne hat mit Stonewall so viel zu tun, wie der Berliner Christopher Street Day mit Pietät. Es hat sich eine riesengroße, maximal-peinliche Fetischparty etabliert, die mit den bürgerrechtlichen Anliegen von einst nichts mehr zu tun haben.
Sie schaffen sich ab
In diesem Land will sich jeder duzen. Das „Sie“ ist aus der Mode wie Knickerbockerhosen. Eine Distanz ist nicht mehr gewollt. Ein völlig falschverstandener Individualismus regiert das Land. Jeder zieht sein unmaßgebliches Ego in den Vordergrund. Doch eigentlich sind die „Queers“, „Trans“ und Plus“ echte Kollektivisten. Aus der Lust sich selbst zu verwirklichen, verwirken sie ihre Einzigartigkeit. Jeder sieht gleich aus. Jeder ist ein Queer, aber keiner geht mehr quer.
Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Gleichmacherei zählt der „Pride Month“. Einen Monat kostenlose Mutigkeit. Ein Monat High-Heels. Die Bewegung wird gleichgemacht und schafft sich dabei ab. Herzlichen Glückwunsch.
Eine Antwort auf „Wie der „Pride Month“ eine Bewegung gleichmacht und sich dabei abschafft“
Hallo Marius,
In dem Punkt des rainbow washings stimme ich zu. Große Marken benutzen die Symbolik leider nur noch oberflächlich, ein gesellschaftliches Engagement steht meistens nicht dahinter.
Was den Rest des Artikels betrifft, finde ich es sehr schade, dass Transphobie und Diskriminierung anderer queerer Identitäten im Zentrum stehen. Die biologistisch deterministische Argumentation wertet alle weiteren queeren Identitäten, die sich nicht durch homo- oder bisexuell beschreiben lassen, ab. Sie unterstellen ihnen, dass sie lediglich um jeden Preis anders sein wollen. Das gleiche Argument könnte doch sicherlich auch gegen homo- und bisexuelle Identitäten angebracht werden. Wo ist der Unterschied? Warum sollen nicht alle queeren Menschen das Recht auf eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit ausleben können?
Gut so, dass die Werte und Rechte egalisiert werden! Übrigens haben nicht nur Homosexuelle dafür gekämpft, sondern vor allem auch transidente Personen.
Es ist doch etwas Gutes, dass marginalisierte und diskriminierte Menschen mehr Anerkennung und Sichtbarkeit erfahren, indem sie in der LGBTQIA+-Community einen Schutzraum finden. Schade nur, dass diese Community selbst nicht frei von Vorurteilen und Diskriminierung ist.
Viele Grüße
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