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Herzen aus Holz

Von Julian Marius Plutz.

Das ist die Geschichte von Ben. Eine Geschichte über kleine Geister, über Worte, die Herzen zerfetzen, während eine Mehrheit lauthals schweigt.

So betrat Ben eines Abends in einen Twitter-Space. Dies ist vergleichbar mit Clubhouse, eine eigene Anwendung in der App, in der Mann mit dem gesprochenen Wort diskutieren kann. Leute, vielleicht fremde Leute, können den sogenannten Space betreten. Als Zuhörer, oder als Sprecher.

Zu jeder dieser Gesprächsrunde gehört mindestens ein Moderator; optional und maximal zwei Stellvertreter. Nichtsahnend begann Ben mit den Teilnehmern, die meisten, sagen wir „Menschen mit Migrationshintergrund“ zu diskutieren. Zunächst über die Ukraine, dann über dies und das. Der Space leerte sich und am Ende stand Ben so gut wie alleine gegen 4-5 Leute da.

So weit, so erträglich. Im Nachhinein werden viele Diskutanten sagen, sie wären von den Moderatoren entfernt worden. Der Ton wurde rauer. Bens Biographie, seine Tweets wurden auf Schwachstellen abgeklopft. Wie kann man ihn am besten fertig machen? Wo ist sein wunder Punkt?

In irgendeiner seiner Veröffentlichung steht etwas über das Judentum. „Bist du Jude?“, fragen die, sagen wir, Neudeutschen ihn. Weder verneint er, noch bestätigt er das. Was danach begann gehört zu den übelsten Stücken an nackten, puren Menschenhass, die auch dem Autor jemals untergekommen ist.

Sie gaben ihm eine Nummer. 312. Seine Spindnummer. Er solle beim Duschen aufpassen, wann das Gas kommt und sich seine Nummer merken. Sehr schnell sprachen Sie ihn nur noch mit der Nummer an. „Hey, warum redest du 312? Hat dich jemand aufgerufen?“ Weiter wurden Bilder aus seiner Timeline mit Gewaltsymbolen versehen und veröffentlicht, so wie viele andere Tweets, die auf vielen Ebenen bösartig, antisemitisch und gewaltverherrlichend sind.

Nur Menschen mit Herzen aus Holz können das mit sich vereinbaren. Nur Menschen ohne einen Funken Anstand, Moral, Menschlichkeit und Liebe in sich. „Nie wieder Opfer“, dachte sich immer Ben. Nie wieder der sein, der am Boden liegt, der bespuckt wird. Nie wieder der, der ausgegrenzt wird, weil er nie der lauteste Schüler war und nicht so schnell und gut im Wort sich ausdrücken konnte, wie die anderen. Weil er nicht sehr cool mit Mädchen umgehen vermochte, wie die Angeber und Machos. die wirklich coolen Typen mit den weiten Hosen und den schrägen Mützen, die ihn nie ernst genommen hatten.

Währenddessen sperrt der zynische Twitter-Algorithmus das Profil von Ben wegen „Hassschüren“. Traumschön.

Dieser Fall ist simpel, winzig klein im Kosmos der menschlichen Grausamkeiten. Und was ist schon Twitter? Doch er zeigt, wie Menschen aus bestimmten Kulturkreis – fürs Protokoll: Nicht alle – auf Andersartigkeiten reagieren.

Sie hassen Homosexuelle, weil sie schwul sind und weil der eine oder andere seine Neigung in dieser Gemeinschaft nicht ausleben kann. Sie hassen Frauen, es sei denn, sie liegen im Bett bereit und sorgen für den Abwasch. Sie hassen freiheitliche Menschen, weil sie die liberale Gesellschaft verachten. Sie hassen Konservative, weil sie ihnen zu abgestanden sind. Sie hassen die Linken, weil sie ihnen zu weich sind. Sie hassen Christen, weil sie Christen sind. Sie hassen Juden, weil sie Juden sind. Oder sein könnten.

Doch was das schlimmste ist: Sie hassen ihre Kinder, wenn sie -gottlob und hoffentlich – anders sind als die eigenen Eltern. Ob Homo, bi, feminin, ob nachdenklich, zu laut, phlegmatisch oder zu aufgedreht. Sie hassen sie, weil sie sich selbst hassen. Weil sie zutiefst ihr patriarchales, degeneriertes Männerbiotop hassen. Sie lesen nichts. Sie können nicht sprechen, außer Beleidigen und Denunzieren. Sie suchen sich die vermeintlich schwachen Opfer, die gar nicht schwach sind, nur eben nicht in ihrer vorgefertigten Welt leben möchten, in der jeder Jota Individualismus eine Beleidigung ihres Gottes ist.

Sie feiern einen Gott, ohne die Schrift zu kennen. Ein Gott, der nichts kann, außer bösartig, zu sein, gemein und niederträchtig. Eifersüchtig, kriegerisch und hinterhältig. Barmherzigkeit gibt es nur, wenn ihr euch gefälligst anpasst. Ansonsten droht die systematische Ausgrenzung bis zum Ehrenmord. Liebe muss man sich eben leisten können und der Tod kommt in Raten.

Wenige tun es aktiv, manche sind Mittäter und die meisten sind Mitläufer. Sie haben eines gemeinsam: Sie tragen Schuld. Sie bilden eine Gemeinschaft des Schauderns. Ein „Verfassungspatriotismus“ ist nichts mehr, als nur ein steiler, zu schwacher Wunsch. Diese Gesellschaft braucht Leitideen. Liebe, Barmherzigkeit, Freiheit. Aber auch Grenzen, Rechtsstaat, Prinzipien Tugenden und Vergeltung.

Am Ende können einem die Täter von Ben und den vielen anderen leid tun. Sie haben ihr eigenes, kleines, erbärmliches Leben nicht im Griff. Sie sind ein Niemand, wollen aber ein Jemand sein. Sie haben Herzen aus Holz.

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Gesellschaft

„Die Woche der Brüderlichkeit“: Die Evangelische Kirche und ihr Problem mit den Juden

Von Julian Marius Plutz.

Die Aktionswoche sollte im Zeichen des Engagements gegen Antisemitismus stehen, doch wie glaubwürdig ist dabei die Evangelische Kirche? Der jüdische Bezug dieser, in den Anfängen vor allem der Aussöhnung zwischen den deutschen Tätern und den jüdischen Opfern dienenden gemeinsamen Aktionswoche, tritt von Jahr zu Jahr immer mehr in den Hintergrund. Die Veranstaltung driftet in ein, den Holocaust selbst immer mehr ausblendendes allgemeines Statement gegen Diskriminierung. Dabei ist v.a. der Islam und seine vermeintliche globale Opferrolle auf dem besten Weg, den Genozid an dem jüdischen Volk in der Agenda der Aktionswoche in den Schatten zu stellen. Fehlende Distanzierung von der judenfeindlichen BDS-Bewegung und fragwürdige Ehrenträger bewirken ein Übriges und machen „Die Woche der Brüderlichkeit“ in ihrer Gänze zur Farce.

Den ganzen Beitrag lesen Sie in der Aprilausgabe der Jüdischen Rundschau – oder hier für schlanke 75 Cent: Link

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Gesellschaft

Mehr als 100 jüdische Waisenkinder aus Odessa sicher in Berlin angekommen

Von Julian Marius Plutz.

Es sind Kinder, die vor dem Krieg fliehen mussten und weder Vater noch Mutter haben. Jetzt haben sie auch ihr letztes Zuhause verloren. Die jüdische Chabad-Gemeinde Berlin gibt über 100 jüdischen Kindern Schutz und neue Geborgenheit.

Den ganzen Beitrag lesen Sie hier oder in der aktuellen Ausgabe der Jüdischen Rundschau.

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Gesellschaft

Hamza-Kurtovic-Preis: Von Extremisten für Extremisten

Von Julian Marius Plutz.

Die Verleihung eines Awards für Engagement gegen Extremismus wird zum Schmierentheater – wegen eines Preisträgers, der selbst Antisemit ist, und einer Preisträgerin, die mal für ein Extremistenblatt schrieb.

Der ganzen Artikel erschien zuerst auf Achgut.com. Link

Weitere Texte auf Achgut finden Sie hier: Link

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Geschichte

„I am Jewish“ – Zum Attentat auf Daniel Pearl

Von Julian Marius Plutz.

Die Ermordung des amerikanisch-jüdisch-israelischen Journalisten Daniel Pearl durch Dschihadisten in Pakistan jährt sich dieser Tage zum 20. Mal – von den Medien eher unbeachtet.

In der Februarausgabe der Jüdischen Rundschau lesen Sie den ganzen Artikel – oder hier: Link

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Gesellschaft

München 1970: Der vergessene antisemitische Massenmord

Von Julian Marius Plutz.

Der 13. Februar ist für viele ein schöner Tag. Menschen haben Geburtstag und feiern im Kreise ihrer Liebsten sich selbst und das Leben.

Für andere bedeutet dieses Datum Entsetzlichkeit und Trauer. Am 13. Februar 1970 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf das Altenheim der israelischen Kultusgemeinde in München. Sieben Juden, allesamt Überlebende der Nazizeit, wurden getötet. Rivka Regina Becher, Meir Max Blum, Rosa Drucker, Arie Leib Leopold Gimpel, David Jakubovicz Siegfried Offenbacher und Eliakim Georg Pfau ließen vor 50 Jahren ihr Leben. 15 weitere Personen wurden verletzt.

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Gesellschaft

„I am jewish“ – Zum Attentat auf Daniel Pearl

Von Julian Marius Plutz.

Manche Bilder entfalten erst ihre volle Aussagekraft, wenn man den Kontext kennt. Ein Mann sitzt im Schneidersitz vor der Kamera. Er trägt einen Trainingsanzug und blickt mit müden Augen in die Linse. Ein weiteres Bild: Die gleiche Person hält eine Zeitung in den Händen um das aktuelle Datum zu belegen. Nächstes Bild: Eine Hand mit einer Pistole zielt auf den Kopf des Mannes, der den Trainingsanzug trägt.

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Gesellschaft

AJC Broschüre: Antisemitische Verklärung der AfD

Von Julian Marius Plutz.

Fast zeitgleich und unabhängig voneinander bekam ich zwei Nachrichten, ich möge mich doch diesem Thema widmen. Es ging um die Broschüre des American Jewish Comittee, genauer ihrem deutschen Ableger, das AJC Berlin Ramer Institute, das sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat. In ihrem Pamphlet sprach der Autor, Lars Rensmann, recht technisch-akademisch von der „Mobilisierung des Ressentiments – Zur Analyse des Antisemitismus in der AfD“. Die eine Person, die mich anschrieb, war empört, wie oberflächlich und voreingenommen die Darstellung war. Der andere Leser sah das genau andersrum, vermute ich zumindest, so wie ich die politische Konstitution dieser Person einschätze.

Doch gleich im Vorwort wurde jede Hoffnung auf ein neutrales Papier zur Analyse von Antisemitismen jäh zerschlagen.

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Gesellschaft

Nichts gelernt: Antisemitismus im Berliner Olympiastadion

Von Julian Marius Plutz.

Als am 13. Mai 1931 das Olympische Komitee entschieden hatte, die Spiele von 1936 sollten in Berlin ausgetragen werden, war klar: Es musste ein neues Stadion her. Das „Deutsche Stadion“ erschien zu klein, ja zu popelig für diesen Weltereignis auf Deutschen Boden. Also beauftragte man Werner March, den Sohn des Architekten, der auch die Vorgänger-Arena errichtete. 100.000 Menschen sollte der Prachtbau umfassen und in der Tat, zur Eröffnung stand Deutschlands bis dato größte Sportstätte. Mögen die Spiele beginnen!

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Gesellschaft

Novo: Ilhan Omar und ihr Problem mit Israel

Von Julian Marius Plutz.

Die US-amerikanische Kongressabgeordnete Ilhan Omar dämonisiert auf Twitter den israelischen Staat – nicht zum ersten Mal. Israelkritik soll oft Antisemitismus verschleiern.

Den gesamten Beitrag lesen Sie hier